Ein kurioses Ergebnis erbrachte die Abstimmung, die das Verbrennungsverbot für Holz in vier Villingen-Schwenninger Wohngebieten aufheben sollte: Die Gemeinderäte beschlossen, dass künftig in den drei Wohngebieten Deutenberg, Hammerhalde und Kopsbühl Holz in Kamin- oder Kachelöfen sowie in Pelletheizungen verbrannt werden darf. Nur die Wöschhalde/Wöschhalde Süd bleibt weiterhin ausgeschlossen.

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Zu diesem ungewöhnlichen Abstimmungsverhalten kam es, weil je nach Wohngebiet eine unterschiedlich große Zahl an Gemeinderäten befangen war. An sich hatten die Befürworter der Holzverbrennung, Gemeinderäte von CDU, Freie Wähler und FDP, eine Mehrheit, nur bei der Wöschhalde reichte es nicht.

Wie emotional die Diskussion um die Aufhebung des Holzverbrennungsverbots in Villingen-Schwenningen geführt wird, zeigen diese ...
Wie emotional die Diskussion um die Aufhebung des Holzverbrennungsverbots in Villingen-Schwenningen geführt wird, zeigen diese Protestplakate. | Bild: Hauser, Gerhard

Die Gegner und Befürworter der Holzverbrennung stehen sich unversöhnlich gegenüber. Das zeigte die Leserbrief-Debatte der vergangenen Wochen, aber auch die Protestschilder wie "Luftverschmutzer stoppen" im Hörsaal der Polizeihochschule, wo der Gemeinderat tagte. Auch die Fraktionen selbst – auf der einen Seite die bürgerlichen Parteien, auf der anderen SPD und Grüne – stehen sich recht unversöhnlich gegenüber. In den siebziger Jahren wurden in den vier Bebauungsplänen die Holzverbrennungsverbote aufgenommen: Offen ist, ob die Verwaltung schon damals eine gefährliche Konzentration von Abgasen und Feinstauben vermeiden oder ob man einfach einer städtischen Gesellschaft, den Stadtwerken, unter die Arme greifen wollte, und die Nutzung von Gas dort vorschrieb, wie der Freie Wähler-Stadtrat Erich Bißwurm mutmaßte.

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Bernd Lohmiller (SPD) wandte sich gegen die Aufhebung des Holzverbrennungsverbots, weil die Änderungen der Bebauungspläne rund 300 000 Euro verschlingen würden. Die Bürger, die in Öfen Holz verbrennen wollten, sollten doch vor dem Verwaltungsgericht klagen und "nicht die Gremien missbrauchen". Er sprach von einem "Holzofenwahnsinn", der die Feinstaubbelastung in die Höhe treiben. Villingen-Schwenningen sei bekannt dafür, "die beste Luft in ganz Deutschland zu haben, die wollen wir behalten". Auch Joachim von Mirbach (Grüne) will aus Umweltgesichtspunkten das Verbot beibehalten. Er befürchtete etliche Klagen, wenn jetzt plötzlich die Geschäftsgrundlagen, die die Stadtverwaltung gegenüber den Hausbesitzern eingegangen sei, geändert würden.

Frank Bonath (FDP) sprach von einer "absurden Situation" und verwies auf das Wohngebiet Deutenberg, wo auf der einen Seite die Verbrennung von Holz und Pellets erlaubt sei, auf der anderen nicht. Holz sei zudem ein kohlendioxid-neutraler Energieträger, für den es zum Beispiel bei einer Pellet-Heizung die volle Förderung gebe. Wer dem Klima nicht schaden wolle, müsste mit diesem Stoff heizen und "Öl und Gas in der Erde lassen". Er verwies auch darauf, dass einzelne Bürger in der Hoffnung, dass das Verbrennungsverbot aufgehoben werde, bereits jetzt Öfen einbauen ließen.

Bei der Abstimmung wurde das Verbrennungsverbot für Holz in der Hammerhalde (14 Ja-, 13 Neinstimmen), am Deutenberg (15 Ja-, 11 Neinstimmen) und am Kopsbühl aufgehoben. Nur bei der Wöschhalde gab es trotz zweimaligem Auszählen ein Pari (13 Ja-, 13 Neinstimmen), damit war Antrag abgelehnt. Das Ende der emotionalen Debatte war aber noch nicht eingeläutet, Kopfschütteln bei vielen Gemeinderäten wie bei Klaus Martin (CDU): "Das ist typisch Villingen-Schwenningen", meinte er. Allerdings dürfen die Bürger in den drei Wohngebieten ihre Kaminöfen und Pelletheizungen noch nicht anfeuern. Das sei erst möglich, wenn die Bebauungspläne geändert seien, betonte Baubürgermeister Detlev Bührer, und das werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen.