Der Kampf gegen die Corona-Krise soll noch effektiver werden. Deshalb nehmen die Kassenärztliche Vereinigung und der Landkreis ab diesem Montag in Schwenningens Tennishalle eine neue Diagnose- und Behandlungs-Einrichtung in Betrieb. In der Fieber-Ambulanz sollen immer drei Ärzte gleichzeitig im Dienst sein. Fünf Behandlungszelte sind auf der Fläche über den Spielfeldern aufgeschlagen.

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Die Einrichtung diene zur Entlastung der niedergelassenen Ärzte. Diese sind mit ihren Praxen offenbar stark vom Virus betroffen. Wie stark? „Ich gehe von einer zweistelligen Zahl aus“, sagt Jochen Früh. Der Gesundheitsamtsleiter schildert die Problematik so: „Ist nur einer in der Praxis positiv getestet, müssen alle Mitarbeiter in Quarantäne und die Einrichtung fällt für die wichtige Arbeit zwei Wochen aus.“

Die Fieber-Ambulanz soll für alle noch mehr Schutz bieten. Nur mit Überweisung können Patienten dort überhaupt angenommen werden. Karin Toderoff, niedergelassene Ärztin aus Sunthausen, trat am Sonntag mit Atemschutzmaske vor die Presse und schilderte den Instanzenweg: „Erst beim Hausarzt anrufen, hier wird anhand eines Fragebogens bewertet, ob ein Patient in die Fieberambulanz überwiesen wird.“ In der Tennishalle werden die Personen untersucht, dann wird das weitere Vorgehen festgelegt.

Wer diese Einrichtung besuchen will oder muss, der wird am Parkplatz der Messe in Empfang genommen. Autofahrer müssen hier ihre Telefon- und Autonummer angeben. Anhand der Autonummern werden die Patienten dann über die ansonsten gesperrte Zufahrtsstraße zum Schwenninger Tennis dirigiert. Mit dieser Vorgehensweise wollen Ärzte und Kreis „größtmöglichsten Schutz für alle“ bieten, so Sven Hinterseh am Sonntag.

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Die Ärzte arbeiten laut Toderoff in voller Schutzkleidung in dieser Einrichtung. Es handele sich dabei unter anderem „um Anzüge, Masken und Hauben“, schildert die Medizinerin. Landrat Hinterseh betont, dass der Einsatz der Schutzkleidung in der konzentrierten Form wie in der Fieberambulanz besonders effizient sei. Wie lange das Material für die Corona-Tests noch ausreiche, wollte Toderoff nicht konkret beantworten: „Für den Moment sind wir ausreichend ausgestattet“, sagte sie Sonntag auf eine entsprechende Nachfrage.

Seit Donnerstag laufen die Aufbauarbeiten in der Tennishalle am Stadtrand Schwenningens. Nicht alles ist fertig. Ein großer Einsatzwagen der Feuerwehr stellt vorübergehend die Telefon- und Datenleitungen sicher. Mit Mitte der Woche werden reguläre Anschlüsse erwartet.

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Sven Hinterseh geht mit der Kreis-Gesellschaft beim Thema Corona hart ins Gericht: „Wenn ich sehe, wie sich hier teilweise manche Menschen verhalten, frage ich mich schon“, formulierte er am Sonntag. Schutz der Mitbürger und Schutz von jedem Einzelnen sieht er offenbar längst nicht bei allen für gegeben. Auch OB Jürgen Roth wundert sich über das laxe Verhalten mancher. Roth und Hinterseh riefen Sonntag zur Minimierung sozialer Kontakte auf – um die Übertragungsmöglichkeiten des Virus zu unterbinden.

Hinterseh kündigte am Sonntag eine harte Gangart an: „Wir werden ordnungsrechtlich gegen Verstöße vorgehen.“ Auch VS-OB Jürgen Roth sagte, dass festgestellte Fälle von Verstößen der Polizei übergeben würden. Roth „Und dann muss eben der Staatsanwalt das weitere Vorgehen festlegen.“ Schon in der vergangenen Woche berichtete die Polizei von Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz im Landkreis.

Hinterseh sagte weiter: Die Lage ist ernst.“ Vieldeutig fügte er hinzu: „Und wo wir in zwei, drei Wochen hier bei uns stehen, das werden wir sehen.“ Der Landrat sorgte sich, dass die Versorgungseinrichtungen standhalten: „Die Beatmungsplätze auch in Deutschland sind endlich.“ Und „Verhältnisse wie in Italien wollen wir bei uns doch bitte vermeiden.“ Hinterseh: „Alle müssen die Lage ernst nehmen.“ Karin Toderoff ergänzte: „Alle müssen bitte zusammenhelfen, es ist einfach so, dass man plötzlich von einem Tag auf den anderen sehr schwer krank werden kann.“

Das Zusammenhelfen hat indessen bei der Einrichtung der neuen Ambulanz mit DRK, THW und Feuerwehr bestens geklappt. Aus den Messehallen ausgezogen ist die Einrichtung laut Hinterseh, weil es dort „zu groß und auch zu teuer war“. Eingangs sagte der Landrat, dass die Ambulanz in der Tennishalle „in den nächsten Wochen in Betrieb bleiben wird“.