Der geplante Bau eines Solarparks von bis zu zehn Hektar in Obereschach lockte rund 70 Bürger und Mitglieder des Ortschaftsrates zur Informationsveranstaltung in die Festhalle. "Dieses Projekt hat die Gemüter in Obereschach bewegt wie kaum ein anderes", sagte Ortsvorsteher Klaus Martin. Von den acht bis zehn Bürgern und Ortschaftsräten, die sich zu Wort meldeten, kam fast nur Ablehnung. Immer wieder wurde vorgebracht: Das Solarpark-Projekt verunstalte die Landschaft und das Ortsbild.

  • Die Knackpunkte: Die drei kritischen Punkte des Vorhabens fasste der Ortsvorsteher zu Beginn zusammen: Die Veränderung des Landschaftsbildes durch den Solarpark, der Entzug von rund zehn Hektar Flächen für die örtliche Landwirtschaft und der Vogelschutz. Martin schilderte seinen Eindruck, dass der Ortsverwaltung bei der Ausweisung neuer Bauplätze, etwa am Kapellenweg, von den Naturschutzbehörden "unheimliche Restriktionen" wegen des Vogelschutzes auferlegt werden, während ein großer Solarpark offenbar keine Probleme habe. Er forderte eine "Gleichbehandlung" bei der Wohnbebauung ein.
  • Es fehlt an Flächen: Die Investoren waren bei der Bürgerversammlung vertreten durch Uwe Ilgemann, der zuständige Projektentwickler des Freiburger Ingenieur-Büros Invecco und durch Florian Schätz, dem Projektleiter des Investors, der Firma Baywa. r.e. Dies ist ein führender globaler Entwickler, Dienstleister, Großhändler und Anbieter von Energielösungen im Bereich erneuerbarer Energien mit Sitz in München. Uwe Ilgemann berichtete, dass die Verhandlungen mit den Landwirten über die Pacht von Feldern für den Obereschach Solarpark zuletzt stagnierten. Er habe Zusagen von Verpachtungen über rund fünf Hektar beim Umspannwerk an der Landesstraße 178. Darauf könnten Solarmodule mit einer Leistung von rund sechs Megawatt installiert werden. Nicht alle Landwirte im Bereich der favorisierten Flächen seien bereit zu verpachten. Es werde noch weiter verhandelt. Ziel des Investors sei es, zumindest acht Hektar zu pachten. Sonst sei die Anlage vermutlich zu klein, um wirtschaftlich zu sein. Zum Zeitplan sagte er: "Wir streben an, die Anlage noch 2019 ans Netz zu bringen."
  • Viele Vorbehalte: "Vom Landschaftsbild sieht das der Solarpark katastrophal aus", urteilte ein Bürger. Obereschach habe nichts von dem Projekt, sagten mehrere Redner. Dies sei ein Rendite-Projekt eines Großinvestors. Ein anderer Bürger bekundete, er habe nichts gegen ein Sonnenkraftwerk. Aber an dieser Stelle sei die Anlage zu groß und wirke sich negativ aufs Ortsbild aus. Gegenwind kam auch von einigen Mitgliedern des Ortschaftsrates. Simone Winterhalder etwa klagte, den Landwirten werde durch das Projekt die "Lebensgrundlage genommen". Mit dem hässlichen Umspannwerk, der hässlichen Photovoltaikanlage und der zu erwartenden Belastung durch den geplanten Lückenschluss der B 523 über Obereschacher Gemarkung werde der Ort erheblich belastet. "Diese drei Dingen miteinander werden unsere Lebensqualität eklatant beeinträchtigen", formulierte sie ihre Ablehnung.
  • Land will mehr Sonnenenergie: Uwe Ilgemann verdeutlichte dagegen, dass den Landwirten keineswegs die Grundlage entzogen werde. Die Pacht biete den Eigentümern mehr Einkommen als eine landwirtschaftliche Nutzung. Gegen das ästhetische Argument wandte er ein, dass dies eine Frage der persönlichen Empfindung sei. Grundsätzlich wies der Ingenieur darauf hin, dass die Landesregierung den Ausbau der Solarprojekte vorantreiben wolle. Nachdem nun auch Windkraftanlagen über eine öffentliche Ausschreibung der Bundesnetzagentur genehmigt werden, "bekommt Baden-Württemberg keine Windkraft-Projekte mehr", berichtete er. Die Windausbeute im Lande sei zu gering sei. Der Strombedarf aber werde weiter steigen. "Wir brauchen mehr Strom, wir brauchen sauberen Strom, und das geht nur mit der Photovoltaik", betonte er. Ein Solarpark sei effizienter als jede Biogasanlage. "Ein Solarpark ist das kostengünstigste Kraftwerk, das wir in Deutschland bauen können." Er appellierte an die Bürger, das Projekt nicht zu verhindern.
  • Kritik am Verfahren: Kritik übte Ilgemann am Ablauf des Verfahrens. Dass in Obereschach der Ortschaftsrat noch in diesem Jahr, vor Abschluss des Bauleitverfahrens der Stadt, eine Entscheidung für oder gegen das Projekt trifft, " finde ich nicht in Ordnung." Üblich sei, dass eine Entscheidung der politischen Gremien am Ende des Verfahrens stehe. Ortsvorsteher Martin konterte: "Sagen wir am Ende des Verfahrens Nein zu dem Projekt, dann haben Sie vielleicht unnötig viel Geld ausgegeben."