Roland Dürrhammer

Es war einer der längsten und mit rund 30 Bürgern bestbesuchten Sitzung des Ortschaftsrates am Montag im Rathaus Pfaffenweiler. Knapp vier Stunden dauerte der öffentliche Teil. Grund für das große Interesse war die Projektvorstellung einer zehn Hektar großen Freiland-Solaranlage zur Stromerzeugung an den Spitalhöfen. Darüber wurde kontrovers und diskutiert. Mehrere Nachbarn und Landwirte formulierten ihre Ablehnung.

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Antrag auf Vertagung

Bevor die Vorstellung des Projektes begann, stellte Ortschaftsrätin Ulrike Hettich-Wittmann den Antrag auf Grund der Größe und Tragweite des Projektes, die Beschluss auszusetzen. Es sei sinnvoll, hinsichtlich der vielen Informationen, damit jeder noch mal in sich gehen könne. Ortschaftsrat Klaus Seidel sprach sich gegen den Antrag aus, weil man schon im Vorfeld genügend darüber diskutiert hätte. Ortsvorsteher Martin Straßacker schlug vor, erst die Ausführungen der Sachkundigen zu hören und dann darüber abzustimmen.

Rund 30 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Ortschaftsratssitzung ins Rathaus Pfaffenweiler, um sich über den geplanten Solarpark ...
Rund 30 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Ortschaftsratssitzung ins Rathaus Pfaffenweiler, um sich über den geplanten Solarpark Pfaffenweiler zu informieren.

Die Anlage

Nach der Vorstellung des Investors, der Firma „BayWa r.e. Solar Projects GmbH „ aus München durch die Projektentwicklerin Melanie Ludwig referierte Uwe Ilgemann, externer Mitarbeiter der BayWa, über das Vorhaben „Solarpark Pfaffenweiler„. Auf zehn Hektar Fläche soll eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von sechs bis sieben Megawatt entstehen, bei einer Energieerzeugung von 6000 bis 7000 Megawattstunden im Jahr. „Das entspricht einem Verbrauch von mindestens 1800 Vier-Personen-Haushalten und einer CO2-Einsparung von zirka 4,4 Tonnen im Jahr“, so Ilgemann. Die Aufständerung des Metallgestells für die Module erfolgt durch Bodenrammung. Umzäunt soll die Anlage mit einem zwei Meter hohen Maschendrahtzaun mit Übersteigschutz werden.

Anlieger Rosenfelder(Mitte), sprach sich in der Sitzung des Ortschaftsrates gegen den geplanten Solarpark Pfaffenweiler aus.
Anlieger Rosenfelder(Mitte), sprach sich in der Sitzung des Ortschaftsrates gegen den geplanten Solarpark Pfaffenweiler aus.

Kaum einsehbar

„Am Boden ist für die Kleintiere eine zehn Zentimeter hohe Freihaltezone vorgesehen“, saget Ilgemann, was zu den zahlreichen Umweltauflagen gehöre. Zudem sei ein Streifen mit Bewuchs möglich. „Die Anlage ist so gut wie nicht einsehbar, weil wir von öffentlichen Wegen wegbleiben und der Bereich an drei Seiten von Wald umschlossen ist“. Nach Erstellung der Anlage kann die Fläche unter den drei Meter hohen Modulen begrünt werden. „Ein Beweidung durch Schafe zur Kurzhaltung der Begrünung ist eine Möglichkeit“. Die Umweltprüfung und der Umweltbericht sei Bestandteil eine umfangreichen Genehmigungsverfahren.

Die Projektgegner

Am Montagmorgen erreichte Ortsvorsteher Straßacker eine Unterschriftenliste von sieben Landwirten, die sich gegen das Vorhaben aussprechen. Ortschaftsrat und Landwirt Jürgen Neininger bezeichnete das Gebiet als Kornkammer Badens mit hohen Erträgen und nicht, wie dargestellt, als benachteiligtes Gebiet, auf dem die Böden nichts wert seien. „Benachteiligt seien wir nur auf Grund der klimatischen Verhältnisse“, stell Neininger klar. Neininger zeigte Bilder, die er im Internet recherchiert hat, die zeigen sollten, wie eine solche PV-Anlage gebaut werde. „Man sieht, wie die komplette Natur kaputtgemacht wird“, beschreibt Neininger die Bilder. Zur Kabelführung würde die komplette Natur durchpflügt, massive Betonarbeiten und Schächte würden anfallen, die Fläche würde kaputt gemacht und versiegelt werden, Gebäude und Trafos würden aufgestellt. Waldflächen würden gerodet, um die Anlage ans Starkstromnetz anzuschließen. Massive Baumaßnahmen mit schwersten Maschinen und 40 Tonnen Lastkraftwagen zur Materialanlieferung seien erforderlich, die die neue Straße zu den Spitalhöfen wieder kaputt machen würden, befürchtet Neininger. „Es ist ein No-Go bei so einer Anlage, wenn man sagt, Ökostrom zu erzeugen und dabei die ganze Natur kaputt macht“, so Neininger. Als Alternative empfahl Neininger, die Dächer von Industriebetrieben und und Einkaufzentren für Photovoltaik-Anlagen zu nutzen. Er bezifferte diese nicht für PV-Anlagen genutzten Dachflächen in der Region auf 63 Hektar. „Diese Anlage auf einer Weidefläche zu machen ist total überflüssig“, sagt Neininger.

Kritik vom Nachbarn

Frank Rosenfelder, direkter Nachbar des potenziellen Solarparks sowie Landwirt im Nebenerwerb, kritisierte, dass die ganzen bisherigen Informationen in der Öffentlichkeit nur von einem Zeitungsartikel herrührten. „Meine Meinung ist, dass wir hier einen falschen Weg beschreiben und wir Flächen, die der Landwirtschaft zur Verfügung stehen, einfach wegnehmen.“ Er untermauerte die Forderung von Neininger, solche Anlagen auf den Dächern der Industrie zu errichten. „Ich bemängele, dass sie vor vier Wochen in einer nichtöffentlichen Sitzung einseitig informiert wurden und jetzt nach einer öffentlichen Sitzung gleich entschieden müssen“, so Rosenfelder. Durch die dreiwöchige Schweigepflicht nach der Sitzung sei eine Nachfrage bei den Betroffenen nicht möglich gewesen und nicht erfolgt. „Das ist eine unsaubere Geschichte, gehen sie in sich und überlegen, ob sie sich gut informiert fühlen“, riet Rosenfelder zu Vertagung. Er habe den starken Verdacht, dass man bewusst darauf dränge abzustimmen, ohne die Hintergründe zu erfahren, worum es sonst noch gehe und verwies auf den Pachtdruck der Landwirte bei der Futtererzeugung. „Wir nehmen gutes Land weg und stecken es in Photovoltaik.“

Die Sicht des Investors

Dem Szenario, das Neininger darstellte, widersprach Ilgemann, in dem er auf die Vorgehensweise der BayWa beim Bau der Anlage hinwies. „Ich kenne die Anlage auf den Bildern nicht. Wir haben keine derartigen Betonflächen, und die drei bis vier Trafostationen werden ohne Betonfundament in ein Kiesbett gestellt“, erwiderte Ilgemann. Nach dem Befahren werde die Fläche wieder geglättet und mit speziellem Saatgut versehen, Stützen werden nicht betoniert sondern in den Boden gerammt. Kabel würden eingepflügt und nicht durch Waldschneisen gelegt. „Vor Baubeginn gibt es eine Beweissicherung über den Zustand der Straße, und wenn es nach Fertigstellung Schäden gibt, ist die BayWa dafür verantwortlich“, so Ilgemann.

Keine Versiegelung

Armin Schott vom Stadtplanungsamt hätte auch gern die PV-Anlagen auf den Dächern. „Der Punkt ist der: Entweder die Kommune muss Eigentümer des Gebäudes sein, oder derjenige, der baut, muss damit einverstanden sein.“ Die Stadt könne dies nicht wie bei einer Dachbegrünung als Ausgleichsfläche festsetzen, sondern sei immer darauf angewiesen, dass mitgemacht werde. „Zwingen können wir einen Bauherrn nicht dazu.“ Zur Nutzung der Fläche sagte Schott: „Wenn ich eine ackerbauliche Nutzung habe und danach eine Grünlandnutzung und eine Heckenpflanzung, kommt, was die Biologie betrifft, ein positives Ergebnis heraus.“ Die Fläche werde nicht versiegelt und weithin nutzbar sein. Dass viele Emotionen hochkommen sei verständlich. „Ich persönlich finde es schwierig, dass wir alle sagen, wir wollen mehr Klimaschutz haben und wenn es um konkrete Maßnahmen geht, wird es immer schwierig“, so Schott. Irgendwo müssten die Anlagen ja hin und alles ginge nicht auf den Dächern.

Ortstermin geplant

Der Ortschaftsrat hat einstimmig beschlossen, den Beschluss auf die nächste Sitzung zu vertagen und bis dahin einen Vororttermin stattfinden zu lassen, in dem die Beteiligen sich nochmals über das Vorhaben informieren können.

Der Standort

Der Solarpark Pfaffenweiler soll südwestlich in zwei Kilometer Entfernung von Pfaffenweiler beim Alten Spitalhof entstehen. Die zehn Hektar große Fläche wird von Westen, Süden und Osten durch den Glaserwald begrenzt und ist wenig einsehbar. Die Abstände zu nächsten Ortsbebauung: Neues Häusle 380 Meter, Neue Spitalhof 300 Meter und zur Sägemühle 240 Meter. Der Alte Spitalhof ist direkt angrenzend. (rod)