Viele Vogelarten sind derzeit noch mit der Aufzucht ihres Nachwuchses beschäftigt, wie zum Beispiel Spatzen, Amseln, Drosseln, aber auch Schwalben und andere Segler. In der privaten Vogelstation von Ellen und Ralf Claaßen aus Villingen herrscht daher auch jetzt noch reger Betrieb. Viele Bürger der Doppelstadt melden sich bei den beiden ehrenamtlichen Naturschützern, wenn junge Vögel aus Nestern fallen, um sich beraten zu lassen oder um die Vögel hier abzugeben.
In kleinen Boxen auf einem Schreibtisch sitzen zwei wenige Tage alte Jungvögel. Sie sind aus Nestern gefallen und wurden abgegeben. Ellen Claaßen weiß nicht, ob es am Ende beide schaffen werden. Zumindest einer der Nestlinge hat offensichtlich Verletzungen davon getragen. In einer weiteren Box drängen sich mehrere Tiere aneinander, flattern mit den Flügeln und fordern lautstark nach Futter.
Einmal pro Stunde müssen sie mit einem Futterbrei gefüttert werden. Sie alle brauchen noch eine warme Umgebung. Erst in einigen Tagen, wenn sie selbstständig fressen können, wechseln die Halbstarken in einen größeren Käfig. Von dort geht weiter in die Voliere im Freien, ehe sie in die Freiheit entlassen werden.
Ästlinge an den Fundort zurückbringen
209 Finder haben sich in diesem Jahr bereits an die Vogelstation gewendet. „Wir haben aber nicht alle der rund 250 Tiere aufgenommen“, so Ellen Claaßen. Vor allem Ästlinge, also Jungvögel, die bereits lieber auf Ästen herumtollen, als im Nest zu sitzen, würden sie häufig ablehnen. „Wir raten den Menschen, die Tiere am Fundort auf einen hohen Ast zu setzen, den sie mit den Krallen umfassen können.“

Dort werden sie meist von den Eltern weiter versorgt, bis sie flügge sind. Gerade junge Amseln werden aufgrund ihrer Unbekümmertheit häufig von Menschen in Obhut genommen, obwohl sie eigentlich keinen Hilfe benötigen.
So handeln Sie richtig
Wer einen hilflosen, schwachen, oder kranken Vogel findet, sollte folgende Punkte beachten. Nestlinge, also ganz junge und frisch geschlüpfte Tiere, sollten wieder ins Nest zurück gesetzt werden, wenn die Eltern noch da sind und das Nest ohne Risiko erreichbar ist. „Alles was noch keine Federn hat und nicht weg läuft“, nennt Ellen Claaßen Kriterien für die menschliche Hilfeleistung. Ist brereits ein Ansatz eines Federkleides vorhanden, sollte man sie jedoch probehalber auf einen Ast im Gebüsch setzen. Amseln, aber auch andere Jungtiere, würden nicht immer weglaufen und versuchen sich tot zu stellen. Funktioniert das nicht müssen die Vögel meist von Hand aufgepäppelt werden. Verletzungen durch Stürze und Katzenkontakt, mindern die Überlebenschancen.
Finder sollten sich vor einer Erstversorgung über die richtige Nahrung informieren. Viele Informationen dazu gibt es auf der Internetseite www.wildvogelhilfe.org.“Aber auf keinen Fall Wasser in den Mund spritzen“, so die Expertin. Eine Lungenentzündung könnte die Folge sein. Jungtiere benötigen zudem viel Wärme, um nicht auszukühlen, da sie meist noch kein Federkleid besitzen. Seit langem würden sich auch hartnäckig Gerüchte in den Köpfen der Menschen halten, dass man junge Vögel nicht anfassen darf, da sie sonst von den Eltern verstoßen werden. Das sei falsch, so Claaßen. Auch dass man Ästlinge in die Luft werfen müsse, damit sie Fliegen lernen, sei Unfug und ende oftmals tödlich für die Tiere.
Die Vogelstation
Seit über 13 Jahren kümmern sich Ellen und Ralf Claaßen in ihrer Vogelstation um rund 300 Vögel pro Jahr. Etwa 100 Tiere vermitteln sie nach der Erstversorgung an andere Stationen weiter, zum Beispiel Tauben und Wasservögel. Auch Fledermäuse werden aufgenommen. Die Tierschützer arbeiten ehrenamtlich und sind auf Spenden für Futter und Tierarztbesuche angewiesen. Auf der Internetseite www.wild-vogel.de gibt es weitere Informationen. Spendenkonto der Vogelstation Villingen: IBAN DE92 6947 0024 0017 1066 00