Trotz des verregneten Monats Mai und erheblichen Regenfällen in den letzten Tagen: Der Stadtwald von Villingen-Schwenningen hat den extrem trockenen Sommer von 2018 längst nicht überstanden. Von der letztjährigen Trockenheit haben sich viele Bäume noch nicht erholt. Bleibt es in den nächsten Wochen trocken und warm, droht auch dem größten Stadtwald in Baden-Württemberg ein großer Schädlingsbefall durch Borkenkäfer.

Bäume haben „Haarausfall“: Der Grundwasserspiegel, so berichtet Roland Brauner, der stellvertretende Forstamtsleiter, ist nach dem Jahrhundertsommer 2018 noch nicht wieder aufgefüllt, obwohl in der Nacht auf Dienstag rund 40 Liter Regen pro Quadratmeter fielen. „Man hat gesehen, dass die Wasserläufe schnell wieder versiegt sind.“ Die Folgen der Wasserknappheit sind Bäumen im Stadtwald förmlich anzusehen. „Fichten und Tannen sehen bei uns sehr schütter aus“, sagt der Forstmann. Eine Art Haarausfall bei Bäumen setzt ein: Sie werfen die alten Nadel-Jahrgänge ab und versorgen bevorzugt die neuen Triebe mit Wasser und Nährstoffen. Der Klimawandel, davon ist Brauner überzeugt, hinterlässt seine Spuren am Wald.

Käfer-Plage: Die nächste Sorge der Forstleute gilt der Gefahr eines Schädlingsbefalls. Die Borkenkäfer stehen bereits in Legionenstärke in den Startlöchern um auszuschwärmen und die Bäume zu befallen. Die Untersuchungen der Forstleute sind alarmierend. „In unseren Borkenkäferfallen finden wir im Vergleich zum Vorjahr die sechs- bis achtfache Zahl der Schädlinge“, berichtet Roland Brauner. Das sind die Folgen des Hitzesommers 2018. „Vermutlich bekommen wir jetzt nicht nur eine, sondern gleich drei Brutgenerationen der Borkenkäfer„, berichtet er. Die Käfer, bis zu 10 000 in einem Fichtenstamm, sitzen jetzt unter der Rinde an den Stämmen und warten auf warmes Wetter. Dann schwärmen sie aus und befallen weitere Bäume. „Ein befallener Stamm im Frühjahr heißt 400 bis 500 kranke Bäume im Herbst“, hat vor kurzem Landwirtschaftsminister Peter Hauk vorgerechnet. Bereits 200 Borkenkäfer reichen aus, um einen Baum zu töten, sagen die Experten.
Forst bereitet sich vor: Die Forstleute sind daher alarmiert und treffen ihre Vorbereitungen. Gefällte Bäume werden von den Forstarbeitern nun besonders zügig aufgearbeitet und aus dem Wald geschafft, um den Schädlingen keine Futterplätze zu bieten, berichtet Brauner. Das schnelle Entfernen von schädlingsbefallenen Bäumen aus dem Wald hat höchste Priorität. Das ist auch an den „Käferlöchern“ im Stadtwald erkennbar: Die Forstleute haben regelrechte kleine Lichtungen freigeholzt, weil dort schädlingsbefallene Bäume entfernt wurden, um noch größeren Schaden zu verhindern. Völlig unverständlich ist Förster Brauner daher eine aktuelle Internet-Unterschriften-Kampagne, die sich gegen angeblich übertriebene Baumfällungen engagiert. „Da kriege ich die Krise. Wir machen das wegen den Schädlingen“, verdeutlicht er.

Große Gefahr: „Für unseren Wald besteht eine große Käfergefahr“, urteilt Forstexperte Brauner. Der Regen im Frühjahr und in den vergangenen Tagen habe zwar dem Wald geholfen und die Käfer-Epidemie verzögert. Doch die Gefahr sei keineswegs gebannt. Das denkbar schlechteste Szenario wäre ein trockener und warmer Sommer wie 2018. Dann dürften große Waldschäden durch die Baumschädlinge die unausweichliche Folge sein. „Wir Forstleute sind wohl die einzigen, die bei Regenwetter noch fröhlich grinsen“, meint Brauner. „Vielleicht haben wir ja noch Glück, wenn es auf unserer Höhenlage kühl und feucht bleibt.“