„Die Situation muss zu 100 Prozent sicher sein. Vorher fliegt von uns niemand nach China„, sagt Roland Seliger. Er ist der Chef der gleichnamigen Firma für Licht- und Wassertechnik aus Villingen, die seit 1992 in China produzieren lässt. Mit dem SÜDKURIER hat er darüber gesprochen, welche Auswirkungen das Coronavirus auf die Arbeit seines Unternehmens hat.
Entwickelt werden die Produkte des 14 Mitarbeiter starken Unternehmens in Villingen. Produziert werden sie dagegen im chinesischen Foshan. Die Stadt ist gute 1000 Kilometer entfernt von Wuhan. Das ist der Ort, in dem das Coronavirus, an dem bislang 2762 Menschen – 2718 in China – verstorben sind (Stand: 26. Februar, Quelle: WHO), entdeckt worden war. Fog electronics, einer der Lieferanten aus China, hat mehrere Hundert Mitarbeiter. Viele von ihnen leben auf einem großen Betriebsgelände, auf dem etliche Wohnungen für die Arbeiter errichtet wurden. Ein Teil der Mitarbeiter kommt auch aus anderen chinesischen Provinzen, keiner aber aus Wuhan, wie Seliger sagt
„Unsere Partner vor Ort produzieren wegen des Virus derzeit nicht oder nur sehr abgespeckt“, sagt Seliger. Es gebe momentan den Plan, dass am 24. Februar wieder voll gearbeitet wird. Ob das auch so kommt, ist aber unklar. Täglich wird Seliger von den chinesischen Partnern darüber informiert, welche Firmen ab wann arbeiten, welche Zulieferer zu wie viel Prozent produzieren und welche Partner noch nicht wissen, wann die Arbeit wieder aufgenommen wird.
Gegenüber der chinesischen Regierung müssen chinesische Firmen laut Seliger genau angeben, woher die Mitarbeiter kommen und wo sie sich aufgehalten haben. Die chinesische Regierung schickt dann genaue Anweisungen an die Unternehmen, die auch Seliger von seinen Partnern weitergeleitet bekommt.

Ware wird laut Seliger aus China nach Villingen derzeit keine versendet: „Die letzte Lieferung wurde aber bereits Mitte Dezember, vor dem Coronavirus, verschickt. Die ist davon nicht betroffen.“ Wegen der Vorräte, habe die Firma derzeit auch noch keine Engpässe. Diese könnte es gegen Frühling oder Frühsommer geben, vorausgesetzt die Situation bleibt so, wie sie derzeit ist.
Nach China reist Firmenchef Seliger selbst kaum noch. Das übernimmt in der Firma Thomas Jokisch aus der Produktentwicklung. „Ich bin am 17. Januar aus Foshan zurückgekommen. Als ich dort war, war das Coronavirus vor Ort noch kein großes Thema.“ Mittlerweile aber schon.
Aus Sicherheitsgründen hat Jokisch seine geplante China-Reise Ende Februar gestrichen. „Spätestens im Juni will ich aber wieder wegen einer größeren Messe hin“, ergänzt er. Jokisch berichtet, dass es in Foshan auf den Straßen derzeit sehr ruhig ist. Wenige Menschen gehen auf die Straße. In der Wohnanlage eines Partners gebe es drei Infizierte.
Auch Telefonkonferenzen abgesagt
Was wegen des Coronavirus auch ausfällt, sind Telefonkonferenzen. Seliger sagt: „Die Kollegen in China sollen immer einen gewissen Abstand halten. Bei einer Telefonkonferenz müsste einige in einem Raum sein. Das geht nicht.“ Weil der Bedarf an Mundschutzmasken in China derzeit sehr hoch ist, hat Seliger schon einige aus Villingen in das Land seiner Zulieferer geschickt.
Generell ist die Firma aber zuversichtlich für die kommende Zeit. „Die Situation wird besser. Das sehen wir anhand der Nachrichten, die uns aus China erreichen“, sagt Jokisch, der schon 2002 in China war, als das Sars-Virus aktuell war. Vor einer Woche habe er die Situation noch negativer gesehen.
Dass aber dennoch eher vorsichtig entschieden wird, zeigt ein Fall, der sich kürzlich ereignete, wie Firmenchef Seliger erzählt: „Ein Kollege aus China war neulich in Leipzig. Er hat dann gefragt, ob er auch nach Villingen kommen kann. Wir haben abgelehnt. Zumal das auch nicht unbedingt nötig gewesen war.“