Jetzt steht es fest. Die Freibadsaison in der Doppelstadt fällt im Corona-Jahr 2020 nicht ins Wasser. Die gute Nachricht: Die Öffnung ist bereits für die Kalenderwoche 25 geplant. Das Aber: So, wie viele Menschen einen Freibadbesuch in Erinnerung haben, wird das Badevergnügen in diesem Jahr nicht möglich sein. Zahlreiche Auflagen und Einschränkungen müssen die Stadtwerke sowie die Besucher einhalten. Nur so ist eine Freibadsaison in Corona-Zeiten überhaupt möglich. „Ob das dann Spaß macht, muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Köngeter.
Rein wirtschaftlich gesehen stünde die wohl teuerste Freibadsaison aller Zeiten bevor. Dennoch ist er froh, dass jetzt zumindest ein VS-Bad – alle anderen bleiben geschlossen – für die Bürger der Doppelstadt geöffnet werden kann. Erst seit Donnerstag stehen seitens der Landesregierung dafür konkrete Vorgaben fest. Dass überhaupt geöffnet wird sobald eine Erlaubnis vorliegt, darüber sei man sich bereits einig gewesen. Auch der Aufsichtsrat habe sich dafür ausgesprochen. Manche Gemeinden im Land hätten sich gegen eine Öffnung entschieden.
Öffnungszeiten: Eine Öffnung ist nun ab dem 14. Juni möglich. Allerdings habe die neue Sportstättenverordnung einige Überraschungen offenbart, die bis dahin noch nicht im Gespräch waren und somit auch nicht vorbereitet werden konnten. So muss zum Beispiel eine Untersuchung auf Legionellen vorliegen. „Die dauert in der Regel 10 Tage“, so der Geschäftsführer. Der Start des Badebetriebes sei daher frühestens zum 15. Juni möglich. Wann genau, ist noch unsicher. „Wir werden aber im Laufe dieser Woche öffnen“, verspricht er. Die Saison soll bis zum 20. September andauern. Danach stehen Revisionsarbeiten an. Die Arbeiten in allen Bädern sei auch der Grund, warum nicht das Schwenninger Neckarbad geöffnet wurde. Dort sind Bauarbeiten bereits im August fest eingeplant. Das Kneippbad hat täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Eine zeitliche Aufenthaltsbegrenzung gibt es nicht. Frühschwimmen entfällt.
Einschränkungen: Im Bad dürfen sich dann maximal 620 Badegäste gleichzeitig aufhalten. Die Zahl wird stets protokolliert. Freie Kapazitäten werden über die Internetseite und am Eingang des Bades regelmäßig veröffentlicht, damit Besucher nicht umsonst anreisen und es zu Staus an der Kasse kommt. Sammelumkleiden sind nicht vorgesehen, die Schränke sollen in gestaffelten Blöcken freigegeben und desinfiziert werden. Warmes Duschen wird nicht möglich sein. Lediglich die kalten Duschen um die Becken stehen zur Verfügung. Toiletten dürfen von nicht mehr als zwei Personen gleichzeitig benutzt werden. Ein spezieller Reinigungs- und Hygieneplan wird an die Besucherfrequenz angepasst. Für alle Besucher gelten zudem die allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln. „Wir appellieren an die Eigenverantwortlichkeit der Besucher“, so der Geschäftsführer. Bad-Mitarbeiter kontrollieren die Einhaltung. Wer sich nicht an Regeln hält, dem droht ein ein Hausverbot.
Badebetrieb: Im Schwimmerbecken dürfen sich maximal 100 Personen aufhalten, im Nichtschimmerbereich 60. Beim Planschbecken liegt die Grenze bei 25 Personen. Um dies einzuhalten, wird jeder Bereich von einem Mitarbeiter mit einer Zählvorrichtung überwacht. Um die großen Becken soll eine Art Bauzaun die Einhaltung der Zahlen und genügend Abstand im Becken gewährleisten. Es wird separate Ein- und Ausgänge für Schwimmer und Nichtschwimmer geben“, erklärt Badleiter Jerome Jover. Sind die Becken voll, werden die Zugänge geschlossen, bis ein anderer Badegast das Wasser wieder verlässt. Schul- und Vereinssport gibt es in diesem Jahr nicht. Die einzelnen Schwimm-Bahnen werden verbreitert, um auch ein Überholen mit genügend Abstand zu ermöglichen.
Attraktionen: Der Spielplatz, der Matschspielplatz sowie das Babybecken sollen geöffnet werden. Auch ein Kiosk-Angebot wird es geben. Für die Einhaltung der Corona-Verordnung dort ist der Pächter verantwortlich. Das Volleyballfeld bleibt hingegen geschlossen. Auf der Liegewiese stehen jedem Besucher rein rechnerisch 15 Quadratmeter Platz zur Verfügung.
Personal: „Unsere Mitarbeiter werden eine sehr anstrengende Badesaison haben“, ist sich Köngeter sicher. Alle Mitarbeiter aus beiden Stadtteilen werden im Kneippbad benötigt. Das sind rund 50 Personen. Normalerweise stemmt ein halb so großes Team die Badesaison. Geärgert hatte sich Köngeter über die neue Vorgabe, dass alle Bereiche dauerhaft überwacht werden müssen. „So viele Mitarbeiter haben wir gar nicht“, erklärt er. Daher sei es noch ungewiss, ob am Ende wirklich alle geplanten Bereiche und Attraktionen zugänglich sein werden.
Online-Tickets: „Die Eintrittspreise bleiben gleich“, gibt Köngeter bekannt. Neu ist ein Online-Buchungssystem. Dort können Eintrittskarten bequem von zuhause aus reserviert werden. Das Bezahlen an der Kasse sowie das Eintragen der Personalien vor dem Einlass entfallen. So sollen Schlangen und Menschentrauben im Eingangsbereich vermieden werden. Der Betreiber ist verpflichtet alle Personalien zu dokumentieren.
Vorsichtsmaßnahmen: Bei einem Gewitter wird das Bad geräumt und öffnet an diesem Tag auch nicht mehr. Kommt es nachweislich zu einer Ansteckung, dann könnte die Badesaison auch schnell wieder beendet sein. „Ein zweites Ischgl werden wir uns nicht leisten“, kündigt Köngeter ein konsequentes, vorsichtiges Vorgehen an.