Wenn Klaus Meusel an Coronaleugner, Maskengegner und selbst ernannte Virologen der Youtube-Universität denkt, wird er wütend. Noch mehr, wenn er daran denkt, dass am 9. Mai eine Großdemonstration solcher Gruppierungen in Villingens Innenstadt droht.
„Wenn ich schon dieses Pseudo-Argument vom ‚Recht auf Versammlungsfreiheit‘ höre“, sagt er. „Da wird das Recht mit Füßen getreten, denn diese Leute gefährden mutwillig andere Menschen.“
Kapazitäten sind endlich
Klaus Meusel ist überzeugt: Die schweigende Mehrheit der Menschen in Deutschland „hat den Schuss gehört“. Hat verstanden, worauf es in der Pandemie ankommt, hat verstanden, dass Intensivbettenkapazitäten endlich sind und dass Masken schützen.
Im Hinblick auf die angekündigte „Großdemonstration“ am 9. Mai war für ihn und seine Frau Patricia Haas-Meusel klar: Wir melden uns zu Wort und geben der schweigenden Mehrheit eine Stimme.
Appell an Roth und Ordnungsamt
Am Wochenende haben sich die beiden deshalb hingesetzt und einen offenen Brief an OB Jürgen Roth und das Ordnungsamt verfasst. Der eindringliche Appell: „Verhindern Sie den nächsten Corona-Infektionsschub in unserer Stadt!“
„Wir erleben gerade die dritte Corona-Infektionswelle“, heißt es in dem Schreiben. „Die Zahl hierdurch erkrankter Mitbürger/innen steigt steil an.“ Die jüngsten Erfahrungen aus Stuttgart würden zeigen, dass sehr viele dieser Demo-Teilnehmer in völlig verantwortungsloser Weise ohne Maske und Abstand zueinander auftreten und damit aktiv zur Beschleunigung der Ansteckungswelle – und damit zu immer mehr Toten und schwerkranken Menschen – beitragen.
Gegendemo angemeldet
„Diese Menschen treiben einen Keil in die Bevölkerung“, sagt Patricia Haas-Meusel. Sie engagiert sich auch bei den Omas gegen Rechts, die eine Gegendemo angemeldet haben. „Wir sind aber froh, wenn es keine geben muss.“
Für ihren Mann ist die Vorstellung, wie sich eine große Masse von Coronaleugnern durch die enge Villinger Innenstadt schiebt, nur schwer erträglich. „Das ist systematische Gesundheitsgefährdung und verlängert die Leidenszeit von Einzelhandel und Gastronomie“, sagt Klaus Meusel. „Das ist schlichtweg asoziales Verhalten und das regt uns auf.“
So war es für das Ehepaar keine Frage, dass sie sich zu Wort zu melden würden. „Den Vernünftigen muss eine Stimme gegeben werden. Unser Brief soll auch bewirken, das Bewusstsein zu schärfen und dass sich Menschen eine Meinung bilden“, findet Patricia Haas-Meusel.
Dass die Polit-Akteure in der Pandemie eher holprig als zielgerichtet unterwegs seien, sei keine Frage. „Und da muss man sich auch zu Wort melden.“ Jedoch nicht, indem man die Gesundheit anderer gefährde und die ohnehin wieder hohe Inzidenz – am Montagvormittag lag der Wert bei 173,2 – weiter in die Höhe treibe.
Auch andere sind schwer krank
Man dürfe nicht vergessen, dass es neben Covid-19 noch viele andere Indikationen für eine intensivmedizinische Behandlung gebe, ergänzt ihr Mann. „Stellen Sie sich mal vor, wie ein Herzinfarkt-Patient nach Freiburg transportiert werden muss, weil bei uns kein Intensivbett mehr frei ist und er überlebt die Fahrt nicht.“