Leicht fällt es ihm nicht. Ewald Astner hört endgültig auf. Am 27. August ist Schluss. Im September räumt er das Feinkostgeschäft für italienische Spezialitäten in der Villinger Färberstraße aus. Damit gehört Ewalds Feinkost der Vergangenheit an. „Die Leute schauen nur noch aufs Geld“, bedauert er. Am Urlaub werde nicht gespart, findet er. Stattdessen kaufen sie vor allem dort ein, wo es billig ist.

Das ist es bei Astner nicht, aber er liefert auch: „Hochwertige Qualität.“ Und die Preise habe er zuletzt auch nicht erhöht. Doch die Kunden seien trotzdem weggeblieben. Das liege vor allem auch an Corona, meint er. Bei ihm hätten sich die Menschen im Laden versammelt, oft wurde ein Prosecco getrunken, dann eingekauft: Parmaschinken, Käse, Oliven, Schüttelbrot. Mit der Pandemie hörte das auf.

Den Schrank nutzt er nicht nur zur Präsentation, überall erinnern Bilder und Gebrauchsgegenstände an Südtirol.
Den Schrank nutzt er nicht nur zur Präsentation, überall erinnern Bilder und Gebrauchsgegenstände an Südtirol. | Bild: Hauser, Gerhard

Dann blieben auch viele Kunden weg. Immer seltener kam es vor, dass man sich zuerst zum Schwätzchen im Laden traf. Wenn dann der Steuerberater sagt, höre auf, dann sollte man aufhören, sagt er. Dazu habe er sich nun schweren Herzens durchgerungen.

Bei Ewald Astner ist ein freundlicher Empfang gewiss. Zuletzt kamen aber immer weniger Kunden.
Bei Ewald Astner ist ein freundlicher Empfang gewiss. Zuletzt kamen aber immer weniger Kunden. | Bild: Hauser, Gerhard

„Bis Weihnachten hätte ich nicht mehr durchgehalten“, betont er. Wenn am Mittag noch nicht einmal die Fixkosten hereingeholt sind, sollte man „loslassen“, meint Ewald, wie ihn seine Kunden nur nennen.

„Ich schließe nur schweren Herzens.“
Ewald Astner, Feinkosthändler
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Die Theke verschenkt er an einen Villinger Verein, der ihm viel geholfen hat, den Rest lagert er bei sich ein. Bis Ende August will er aber noch Vollgas geben.

Die Waren kommen nicht an

Das nächste Problem für ihn: Die Lieferketten sind auch bei Lebensmitteln unterbrochen, vor allem nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Im Laden riecht es zwar lecker nach Schinken und Salami, aber nicht immer ist soviel da, wie er verkaufen könnte. Spediteure fahren aus Italien nur noch los, wenn die Fahrzeuge voll sind. Manchmal verzögere sich die Ankunft dann um einige Tage, das ist für Ewald Astner natürlich fatal.

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Manchmal gibt er seinen Kunden dann Tipps, wo sie das Fehlende in Villingen erstehen können. Für ihn ist das selbstverständlich, aber dann kann er es natürlich nicht mehr selbst verkaufen.

Gutscheine hat er schon seit einiger Zeit, nachdem sein Entschluss gefasst war aufzuhören, nicht mehr ausgegeben. Nun hofft Ewald Astner, dass bis zum 27. August noch möglichst viele eingelöst werden.

Ein bisschen Südtirol in der Prosecco-Lobby

Der 45-Jährige kommt aus Südtirol, einige Gegenstände in seinem Geschäft verweisen darauf. Der Hof seiner Familie liegt auf 1200 Metern am Rand des Pustertals. Ein Bild davon hängt in der Prosecco-Lobby, wie er den hinteren Raum liebevoll nennt.

So sieht der Hof im Pustertal aus. Heute bewirtschaftet ihn Ewald Astners Bruder im Nebenerwerb.
So sieht der Hof im Pustertal aus. Heute bewirtschaftet ihn Ewald Astners Bruder im Nebenerwerb. | Bild: Hauser, Gerhard

Im Verkaufsraum steht ein offener Schrank aus Südtirol, daneben eine Milchkanne seiner Mutter, das Schüttelbrot lagert in einer Schüssel, ein Geschenk seiner Mutter.

Eine Milchkanne vom elterlichen Hof.
Eine Milchkanne vom elterlichen Hof. | Bild: Hauser, Gerhard

Zurückkehren wird er allerdings nicht. „Ich bin in Pfaffenweiler daheim“. Er will sich einen Job suchen, möglicherweise kommt ihm zugute, dass er schon einiges gemacht hat in seinem Leben. Er besuchte die Gastronomieschule und arbeitete als KFZ-Mechaniker.

Das typische Schüttelbrot in der Schale, die ihm seine Mutter geschenkt hat.
Das typische Schüttelbrot in der Schale, die ihm seine Mutter geschenkt hat. | Bild: Hauser, Gerhard

In Villingen lebt er seit ziemlich genau zehn Jahren, war ein Jahr Koch bei Camilli, dann machte er sich selbstständig: zunächst in der Gerber-, dann in der Färberstraße mit seinem Spezialitätengeschäft. Und jetzt? „Für mich wird sich schon etwas finden lassen“, meint er optimistisch.