Denke global, kaufe lokal. Dieser Merksatz bekommt aktuell in der Raumschaft Villingen-Schwenningen eine besondere Bedeutung. Es geht um die Stadtwerke und den Umstand, dass das VS-Unternehmen plötzlich eine besondere Form von Rückenwind für seinen Geschäftsbetrieb erhält.
Aber der Reihe nach: Die Energiemärkte sind im Jahr 2021 gezeichnet von markanten Preissteigerungen. Diese Tendenz hat sich in den vergangenen Monaten besonders zugespitzt, prägt den Markt aber schon seit vielen Jahren.
Der Regionalanbieter überrascht aktuell mit seiner Preisgestaltung
Die Stadtwerke hatten am Markt als regionaler Anbieter einen schweren Stand. Viele Kunden nutzten Vergleichsmaschinen im Internet und entdeckten dort für ihren Strom- und Gasvertrag günstigere Anbieter als der Platzhirsch im Oberzentrum. Betont werden muss: Längst nicht alle Bürger folgten der Verlockung und wechselten den Anbieter. Etliche aber nutzten die Chance, ihre Haushaltskasse zu entlasten. Es schien über die vergangenen Jahre so, als seien diese zu anderen Anbietern gewechselten Kunden für immer verloren.
Weshalb die Gaspreisrebellen heute stutzen – und sich freuen
Das dachte auch jene Personengruppe, die als Gaspreis-Rebellen im Oberzentrum für Wellenschlag sorgten. Ausgangspunkt von Beschwerden waren seinerzeit der in vielen Neubaugebieten verfügte Zwangsanschluss ans Gasnetz und die damals einsetzenden Preiserhöhungen. Gestritten wurde von VS aus bis ins Büro des Ministerpräsidenten.
Die Debatte war angereichert mit Klagen der Bürger, dass die Stadtwerke mit ihrem Gewinn auch die defizitären Bäder querfinanzierten. Kritikpunkte, die alle abgebügelt wurden. Als der Regierungspräsident seinerzeit mitteilte, die Bürger könnten schließlich den Anbieter wechseln, gab es erst recht empörte Reaktionen. Die Gaspreisrebellen stellten eine Webseite ins Netz und machten Werbung für die günstigeren Preise anderer Anbieter, obwohl sich seinerzeit auch viele aus der VS-Bürgerschaft in Leserbriefen artikulierten, man unterstütze gerne mit etwas teureren Energiepreisen die örtliche Infrastruktur.
Der Preisvergleich macht die Lage klar
Nun staunen aktuell die Gasrebellen von einst. Einige von ihnen müssen zum Jahresende ihre privat auslaufenden Strom- und Gasverträge verlängern. Wer bei den Vergleichsportalen seine VS-Postleitzahl und seinen Jahresverbrauch eingegeben hat, der erhält – auf unterschiedlichen Portalen aktuell Anfang November von der Redaktion getestet – wie immer eine Tabelle angezeigt. Und daraus geht hervor: Beim Strom sind die Stadtwerke Villlingen-Schwenningen aktuell der günstigste Anbieter (Tarif online natur).
Aus Kreisen der Gaspreisrebellen wurde der SÜDKURIER jetzt auf diesen Umstand hingewiesen – durchaus mit Anerkennung für die Stadtwerke. Die Rebellen von einst wollen zum Januar 2022 auch zurück zu den Stadtwerken wechseln – und sind gespannt, ob dies auch beim Gaspreis der Fall sein kann.
Die Einkaufspolitik scheint sich aktuell auszuzahlen
Bei den Stadtwerken nachgefragt, weist Geschäftsführer Ulrich Köngeter eine SÜDKURIER-Frage zurück, ob es sich bei der aktuellen Preisgestaltung um eine Marketingmaßnahme handeln könne. Hintergrund der Frage ist der Umstand, dass viele Unternehmen aus allen Branchen versuchen, zum Jahresende ihre Verkaufszahlen nach oben zu treiben. Köngeter sagt, bei den Stadtwerken sei der Grund für die aktuellen Preisgestaltungs-Möglichkeiten vielmehr der „langfristigen und frühzeitigen Einkaufsstrategie“ geschuldet.
Die Lage am Markt beurteilt der Stadtwerke-Chef so: „Der Energiemarkt ist derzeit turbulent und die Preisspirale hat sich durch verschiedene Faktoren und Multiplikatoren verschärft. Die Preise auf dem Beschaffungsmarkt haben sich um ein Vielfaches erhöht und derzeit ist ein Ende nicht in Sicht.“ Köngeter betont: „Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH ist vor dieser Entwicklung natürlich nicht gefeit und auch wir bekommen die Auswirkungen zu spüren. Derzeit sind wir in der Endphase unserer Kalkulationen für das Jahr 2022.“ In den kommenden Tagen will das Unternehmen die Preisbestandteile für das kommende Jahr kommunizieren.
Generell gesehen, so der Stadtwerke-Chef ergänzend, sei „der Preisdruck auch für die SVS spürbar und nimmt deutlich zu.“ Er ergänzt: „Wir beobachten den Markt weiter intensiv und müssen abwarten, wie sich dieser in naher Zukunft entwickelt. Natürlich werden auch hier die künftige Ausrichtung und die Entscheidungen der neuen Bundesregierung eine maßgebliche Rolle spielen, inwieweit die verschiedenen Bausteine aus denen sich der Strompreis letztlich zusammensetzt weiter gestaltet und definiert werden. Das sind Dinge und Entwicklungen, die es nun abzuwarten gilt.“