Seit Anfang April impfen auch Hausärzte in Villingen-Schwenningen gegen das Coronavirus. Die ersten beiden Monate waren geprägt von vielen Anfragen, langen Wartelisten und wenig verfügbaren Impfdosen. Das gehört mittlerweile aber der Vergangenheit an, wie Mediziner dem SÜDKURIER sagen.
- Gereon Dennebaum, Villingen: „Wir hatten zu Höchstzeiten 700 Menschen auf unserer Warteliste. Jetzt sind es noch etwa 70“, sagt Gereon Dennebaum. Gemeinsam mit Armin Strobel und Christiane Wage-Maisenbacher betreibt er eine Gemeinschaftspraxis am Riettor. Seit April haben die drei 1700 Impfungen gegen Covid-19 durchgeführt. „Jetzt sind es zwischen 150 und 230 pro Woche“, so Dennebaum weiter. Zum ersten Mal geimpft werden jetzt vor allem Patienten, die um die 40 Jahre alt sind. Hinzu kommen, so der Hausarzt, die Zweitimpfungen der älteren Patienten: „Wir haben unsere Liste anhand des Alters und Vorerkrankungen erstellt.“
Die Vakzinverabreichung sei „ein riesiger Aufwand“ gewesen. Dennebaum: „Unser Team hat sehr viele Überstunden gemacht. Wir haben teilweise samstags, in den Pausen der freitagnachmittags, wenn die Praxis eigentlich geschlossen ist, geimpft. Das war eine tolle Teamleistung und wir sind sehr dankbar für den Einsatz der Kollegen.“
Und der Einsatz hat sich gelohnt. Seit vergangener Woche erhielten Impfwillige sehr schnell einen Termin. „Der Riesendruck“ habe abgenommen. Diejenigen, die unbedingt eine Impfung wollten, hätten diese auch in der Regel erhalten. „Jetzt gibt es viele Patienten, die unentschlossen sind und mich nach meiner Meinung zur Vakzingabe fragen. Ich sage ihnen dann, dass ich die Impfung für sehr sinnvoll und gut halte. Ich gehe mit meinem Beispiel voran“, sagt der Hausarzt. Manche könne er überzeugen, „die, die total dagegen sind, wird man aber nicht zur Impfung bringen können.“
Geimpft wird in der Gemeinschaftspraxis am Riettor „zu 90 Prozent mit Biontech“. Einmal, erzählt Dennebaum, hatte es einen Astrazeneca-Nachmittag gegeben. Aufgrund der vielen Diskussionen und der Ablehnung der Patienten gegenüber diesem Impfstoff wird aber so gut wie kein Vakzevria mehr verimpft.
Impfungen an Kindern oder Jugendlichen hat Dennebaum noch keine gemacht: „Wir halten uns an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission und noch sind es einfach zu wenig Daten. Wir warten ab, welche Erkenntnisse in Israel und den USA gewonnen werden.“ Das habe er auch den Eltern gesagt, die sich mit dem Wunder einer Impfung derer Kinder an ihn gewandt haben.
- Michael Luft, Villingen: In der Praxis von Michael Luft wird immer donnerstags geimpft. Am kommenden Donerstag, sagt er, sind alle über 60-Jährigen durch. Verabreicht werde auch hier zu 90 Prozent die Vakzine von Biontech. „Astrazeneca wollen am häufigsten junge Männer, die endlich wieder in den Urlaub wollen“, sagt Luft. Auch die Nachfrage nach dem Impfstoff Janssen von Johnson&Johnson sei hoch, da es hier nur einer Impfung bedarf. Diese Vakzine erhält der Hausarzt bislang aber nicht. Auch Luft hat unentschlossene Patienten im Bezug auf die Corona-Impfung: „Gerade wenn sie in sensiblen Berufen, etwa in der Pflege, arbeiten, versuche ich hier Überzeugungsarbeit zu leisten.“ Zwischen 20 und 30 Prozent seiner Patienten wollen sich nicht impfen lassen.
- Andrea Ulrich, Brigachtal: Die Warteliste abgearbeitet wurde inzwischen auch in der Praxis von Andrea Ulrich und Ralf und Werner Bennetz. „Es gibt freien Impfstoff und auch freie Impftermine. Und das auch für Menschen, die bislang noch keine Patienten bei uns sind“, sagt Ulrich. Geimpft werde in der Brigachtaler Praxis mit allen zugelassenen Vakzinen. Die älteren Patienten, die wollten, sind nach Ulrichs Auskunft gegenüber dem SÜDKURIER mindestens einmal geimpft, nun seien die Jüngeren und die Zweitimpfungen dran.
- Heinz-Peter Krontal, Villingen: Eine hohe Impfbereitschaft gibt es bei den Patienten von Heinz-Peter Krontal: „Nach wie vor gibt es aber fünf bis zehn Prozent Unentschlossene.“ Auch in seiner Praxis seien die über 60-Jährigen weitgehend geimpft, nun habe die Befragung der Jüngeren begonnen. Zu etwa 70 Prozent wird laut Krontal mit Biontech geimpft, 20 Prozent der Patienten bekämen Johnson&Johnson: „Astrazeneca hat nach wie vor keinen guten Ruf. Manchen Patienten ist es aber egal, welchen Impfstoff sie bekommen. Generell halten wir uns an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Menschen unter 60 bekommen daher kein Astrazeneca.“ Wer als Patient jetzt in Krontals Praxis wegen eines Impftermins anruft, erhält innerhalb von ein bis zwei Wochen einen Termin.
Johann-Michael Bothmer, Villingen: Auf der Impfwarteliste von Johann-Michael Bothmer waren ursprünglich 700 Patienten. Nun ist die Liste weitestgehend abgearbeitet, wie eine Mitarbeiterin dem SÜDKURIER erzählt. Geimpft werden aktuell vor allem Menschen zwischen 30 und 40 Jahren. Die ab 60 seien fast alle geimpft worden. Wer jetzt einen Termin mit Astrazeneca haben will, bekomme diesen sofort: „Wir wissen nicht, was wir mit Astra machen sollen“, sagt die Mitarbeiterin weiter. Die Skepsis gegenüber dieser Vakzine sei noch immer groß. Die Wartezeit für Johnson&Johnson sei etwas länger, die für Biontech am längsten. Geimpft werde in dieser Praxis von Bothmer sowie zwei Kolleginnen.