Seit Mitte Dezember durften Friseure ihrer Arbeit nicht nachgehen. Die körpernahe Dienstleistung war verboten. Das ändert sich ab dem 1. März. Der SÜDKURIER hat mit VS-Friseuren über die anstehende Wiedereröffnung und die herausragende Rolle ihres Berufsstands gesprochen.

„Als wir erfahren haben, dass wir wieder öffnen dürfen, haben wir uns sehr gefreut“, sagt Julia Harzer. Sie ist die Inhaberin von „J.7 Hairstyling“ in der Villinger Bickenstraße. Es gebe auch auch eine Kollegin, die schon etwas Sorge hat, nun wieder unter viele Menschen zu kommen.

Bild 1: „Die ersten Wochen sind komplett ausgebucht“: Wie VS-Friseure die Wiedereröffnung am 1. März angehen
Bild: Matthias Jundt

Um das Geschehen zu entzerren, wird Harzer in den ersten Wochen auch montags geöffnet haben: „Ein Teil der Kollegen fängt früher an, der andere kommt später. So können alle wieder aus der Kurzarbeit raus und wir entzerren alles dennoch.“ Die acht Mitarbeiter und die Chefin können ab dem 1. März dann acht bis neun, statt wie üblich 14 Plätze anbieten.

Harzer ist froh über die Wiedereröffnung. Um gut über die Runden zu kommen, hat sie viele Beitragszahlungen gestundet. Sobald die Stundung aufgehoben wird, sind die Ersparnisse aber weg. Harzer: „Friseure haben keine großen Rücklagen.“ Außerdem erhält sie keinen Unternehmerlohn und nur 90 Prozent der Fixkosten. „Und ob wir etwas von der Dezemberhilfe bekommen, ist auch nicht sicher“, sagt sie.

Die Kunden, erzählt die Inhaberin weiter, zeigen sich bei ihr bislang etwas zurückhaltend. Zwar ist die erste Woche schon ausgebucht und auch die zweite zum Teil, Harzer spürt aber eine Veränderung zur Vor-Corona-Zeit: „Einige Kunden könnten denken, dass es nun viele Wochen ohne Friseur ging, da wird es auch noch länger ohne funktionieren. Ich denke, dass die Frequenz von Friseurbesuchen generell abnehmen wird. Manche werden sich die Haare vielleicht auch künftig selbst schneiden oder färben.“

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Anders sieht das bei Katarina Lauks von „Lauks Hairstyle“ aus der Egerstraße in Villingen aus: „Unser Terminkalender ist voll. Der März ist komplett ausgebucht – von morgens 8 Uhr bis abends um 20 Uhr. Die Kunden freuen sich tierisch und wir auch.“

Die Öffnung, erzählt Lauks, war dringend notwendig: „Wir sind erst in die Egerstraße umgezogen und haben umgebaut. Unsere Ersparnisse sind aufgebraucht.“ Einige Kunden haben bei der Terminabmachung sogar angeboten, im Voraus zu bezahlen. Das gehe aber aus technischen Gründen bezüglich der Kasse nicht. Während der ersten Lockdown-Phase hat Hauks an ihre Kunden immer wieder Farbe für die Haare zum Mitnehmen verkauft. Im zweiten Lockdown war das dann gar nicht mehr der Fall.

Während Friseure ab dem 1. März wieder öffnen dürfen, sieht das etwa bei Restaurants oder Nagelstudios anders aus. „Ich denke, das hat mehrere Gründe. Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass sich die Menschen wieder wohl und schön fühlen. Und ich glaube, dass mit der Öffnung auch etwas gegen die Schwarzarbeit in unserer Branche getan werden soll“, sagt Hauks weiter.

Die Stimmung im Team von Friseur Lotz ist nach Angaben der Chefin Martina Kiefer-Lotz sehr gut. Man sei froh, überhaupt wieder öffnen zu ...
Die Stimmung im Team von Friseur Lotz ist nach Angaben der Chefin Martina Kiefer-Lotz sehr gut. Man sei froh, überhaupt wieder öffnen zu dürfen. | Bild: Matthias Jundt

„Sehr, sehr gute Stimmung“ herrscht bei Martina Kiefer-Lotz. Sie ist die Inhaberin von Friseur Lotz in der Färberstraße in Villingen. „Die Regelung, dass nur ein Kunde auf zehn Quadratmetern bedient werden darf, macht unsere Arbeit zwar etwas schwieriger, wir sind aber froh, überhaupt wieder öffnen zu dürfen“, sagt Kiefer-Lotz im SÜDKURIER-Gespräch.

Zwei-Schicht-System

Ab dem 1. März wird sie ihren Laden fast den ganzen Tag geöffnet haben. Kiefer-Lotz: „Mein Vater und ich sowie zwei weitere Mitarbeiter arbeiten. Wir haben beschlossen, die Tage in zwei Schichten, von 8 bis 15 Uhr und von 15 bis 20.30 Uhr, aufzuteilen. So entzerren wir alles.“ Maximal zwei Mitarbeiter und zwei Kunden werden so im Salon sein – und zwar auf jeden Fall bis zum 14. März. Bis dahin nämlich sind schon alle Termine vergeben. Aber auch für die Zeit danach sieht es gut aus.

Nicht so gut waren dagegen die Zuschüsse, die vom Staat kamen. „Wir haben für den Dezember gar nichts erhalten. Wir haben, so die Begründung, zu viel verdient“, sagt die Friseursalon-Inhaberin. In der Tat haben Kiefer-Lotz und ihre Mitarbeiter vor dem zweiten Lockdown besonders rangeklotzt. Sie freut sich zwar darüber, dass sie wieder öffnen darf, findet die Situation aber nicht gerecht: „Es ist schade für andere, die nicht aufmachen dürfen. Etwa für Restaurants hätte man sicher auch eine Lösung finden können.“

Fernando Aguiar ist Friseurmeister und Inhaber des H-Werk in Villingen.
Fernando Aguiar ist Friseurmeister und Inhaber des H-Werk in Villingen. | Bild: Fernando Aguiar

Auch Fernando Aguiar tut es um alle anderen, die nicht öffnen dürfen leid. Der 49-Jährige betreibt das H-Werk in der Brunnenstraße. „Als vergangene Woche bekannt gegeben wurde, dass wir wieder öffnen dürfen, habe ich innerhalb von einer Stunde 57 Nachrichten über Whatsapp von Kunden mit Terminwünschen erhalten. Ich musste das Handy irgendwann weglegen“, erzählt der Friseurmeister und lacht. Die ersten beiden Wochen sind ausgebaucht und bis jetzt klingelt sein Telefon von pausenlos.

Das H-Werk in der Brunnenstraße.
Das H-Werk in der Brunnenstraße. | Bild: Matthias Jundt

„Das Schlimmste an den vergangenen Wochen war, dass es keine Perspektive gab. Das ist jetzt zum Glück erst einmal rum“, sagt Aguiar. Allerdings braucht es seiner Meinung eine längerfristige Perspektive. Das Virus, so der Friseurmeister, werde uns noch eine Weile beschäftigen. Er stellt aber klar: „Ich finde, dass die Politiker einen guten Job machen. Ich möchte nicht in deren Haut stecken.“