Fastnachtsbälle nach der 2G-Regel nur für Geimpfte und Genesene, 2G-Regeln auch für die Fastnachtstüble der Vereine: Darauf haben sich die Mitglieder der Villinger Zuggesellschaft und der Schwenninger Narrenzunft geeinigt. Doch nach wie vor sind viele Fragen offen. Können die Bälle ohne Mundnasenschutz stattfinden? Und wie kontrolliert man hunderte maskierter Hästräger vor den Narrostüble? Der SÜDKURIER sprach mit einigen Verantwortlichen.
Gemeinsame Marschroute
Die vier großen Villinger Fastnachtsvereine haben jetzt erst einmal eine klare Marschroute: Die Vorbereitungen auf die Fastnachtsbälle im Februar laufen auf vollen Touren, die Akteure vor und hinter der Bühne geben Gas, ein ansprechendes Programm auf die Beine zu stellen.
Alle Blicke richten sich aufs Land
Zugleich schauen alle aufs Land Baden-Württemberg, das einen Arbeitskreis eingerichtet hat, um ein Konzept zu erarbeiten, wie die Fastnacht 2022 gehen könnte. Die Villinger Vereine stehen diesbezüglich in engem Austausch mit Roland Wehrle, dem Präsidenten der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), der bestrebt ist, für die Straßenfastnacht eine Art Musterkonzept auf die Beine zu stellen.
Alles kann gekippt werden
Klar ist den Vereinsvorständen, dass angesichts der aktuellen Pandemielage derzeit die Durchführung großer Publikumsveranstaltungen, also der Fastnacht drinnen wie draußen, keinesfalls gesichert ist. Das gilt auch für die Bälle. „Wir agieren derzeit mit dem Hintersinn, dass alles wieder von der Politik gekippt werden kann“, verdeutlicht Meik Gildner, der Vorsitzende der Hexenzunft. Schließlich sei es bis Februar nach lange hin und keiner könne absehen, was die Pandemie macht und welche Vorschriften noch kommen.

Eines können sich die meisten Vereinsvorstände aber nicht vorstellen: Dass die Fastnachtsbälle in der Neuen Tonhalle unter „Maskenpflicht“, also dem Tragen eines Mundnasenschutzes, stattfinden. Nach jetziger Interpretation wäre dies bei Ausrufung der „Alarmstufe“ durch das Land der Fall. Man müsste sich, wenn neue Regelungen erlassen werden, den Inhalt genau anschauen, was geht und was nicht erlaubt ist, sagt Dominik Schaaf, Chef der Katzenmusik.
Ball mit Maskenpflicht „utopisch“
Günther Reichenberger, der Vorsitzende der Glonki-Gilde, hat dazu eine klare Meinung: Ein Ball mit Maskenpflicht „ist utopisch“. Wenn Publikum und Akteure zum Tragen eines Mundnasenschutzes verpflichtet seien und die Bühnendarsteller in „leere Gesichter“ schauen müssten, „dann macht das keinen Spaß und keinen Sinn“.

Anselm Säger, der Chef der Historischen Narrozunft, spricht die mögliche Option an, den Zunftball nach Ende des Bühnenprogramms ausklingen zu lassen. Tanzen und an der Bar stehen mit Mundschutz mache keinen Sinn. Auch hier warten die Verantwortlichen auf konkrete Vorgaben der Politik. Säger verbreitet allerdings Optimismus: „Die Bälle werden stattfinden, da bin ich mir ziemlich sicher.“
Die Stimmungslage bei den Ball-Fastnachtern ist unter den Unsicherheiten und denkbaren Einschränkungen allerdings durchaus gemischt. Viele sind heiß, endlich wieder Fastnacht zu machen, anderen geht das Hickhack doch auf die Nerven. „Bei uns sind 50 Prozent der Akteure voll motiviert, die anderen wissen nicht so recht, was sie machen sollen“, schildert Günther Reichenberger die Befindlichkeiten in den Reihen der Glonki-Gilde.
Gemischte Stimmung bei den Glonkis
„Wir haben viele Ungeimpfte bei uns“, bestätigt Reichenberger. „Das müssen wir akzeptieren“. Einige werden damit auf der Bühne fehlen. Das Programm müsse deswegen aber nicht gekürzt werden, so der Glonkivatter. Er erwartet vereinsintern keine schlechte Stimmung infolge der 2G-Regelung. „Jene, die ich gesprochen habe, sehen das ein“, berichtet er. Auch die anderen Vereine erwarten einige Ausfälle ungeimpfter Bühnenakteure. Tenor: Es wird einige Personallücken geben, aber keine Programmausfälle.

Ein weiteres Thema sind die Fastnachtsstüble: Die Vereine der Zuggesellschaft und die Schwenninger Narrozunft haben sich in dieser Frage ebenso schnell und einmütig entschieden, ihre Stüble unter der 2G-Regelung durchzuführen. Es sollen nur Geimpfte und Genesene Eintritt bekommen, Ungeimpfte nicht. An die privaten Stüblebetreiber richten sie die dringende Empfehlung, ebenfalls nur Genesene und Geimpfte einzulassen.
Kopfzerbrechen über die Stüble
Doch wie soll das in Praxis aussehen? Können privat betriebene Narrostüble zahlreiche maskierte Hästräger vor den Stüble tatsächlich wirkungsvoll kontrollieren, würden sie dies auch mit letzter Konsequenz tun? Das sind spannende Fragen, über die sich die Verantwortlichen derzeit den Kopf zermartern. Zunftmeister Anselm Säger von der Historischen Narrozunft hat dazu bereits Gedanken entwickelt, wie die Kontrollen für die Stüblebetreiber umfassend vereinfacht werden könnten. Allerdings ist der Vorschlag noch nicht überprüft und mit anderen abgestimmt, aber er macht Hoffnung. Letztlich bleibt auch in dieser Frage also noch Regelungsbedarf.
Angst ums Jubiläum
Kaum ein anderer Vereine wie die Villinger Katzenmusik hofft darauf, dass die Fastnacht nicht schon wieder ausfällt. Der Verein will im nächsten Jahr sein 150-jähriges Bestehen mit einem großen Programm feiern und fiebert dem Jubiläumswochenende am 22./23. Januar entgegen.
Falls die Straßenfastnacht abgesagt wird, wäre es ein herber Schlag. „Ein Nachholen mit den zahlreichen geladenen Gastzünften funktioniert nicht“, verdeutlich der Vorsitzende Dominik Schaaf. „Wir wollen darum kämpfen, so lange es geht. Wir haben ja nur einmal Jubiläum“, unterstreicht er.

Für das närrische Treiben am Jubiläumswochenende rund um den Spitalgarten, wo Stände aufgebaut werden, sowie in den rund zehn Stüble der Katzenmusik und der Villinger Fastnachtsvereine, gilt ebenfalls die 2G-Regelung. Die Vereine werden dies mit Türstehern, in der Regel professionelle Security, durchführen. Letztlich, so verdeutlich Dominik Schaaf, bleibt den Vereinen keine andere Wahl.
Für die Fastnachter hängt nun vieles davon ab, wie sich die Pandemielage entwickelt und ob es gelingt, ein tragbares Hygienekonzept für die Straßenfastnacht zu entwickeln. Hier laufen derzeit Anstrengungen auf Landesebene, aber auch vor Ort. „Wir hirnen auf Vollgas“, unterstreicht Narrozunftmeister Anselm Säger. Die Vereine, der Oberbürgermeister und das Landratsamt, „alle versuchen, an einem Strang zu ziehen“, berichtet er.
Aus seiner Sicht sind diese Bemühungen auch ernsthaft geboten. „Wenn wir die Straßenfasnet wieder absagen wie letztes Jahr, fliegt uns alles um die Ohren“, fürchtet der Zunftmeister. Dann müsse man mit größeren ungeregelten närrischen Umtrieben von privaten Akteuren rechnen.
So sicher wie möglich
Deshalb, so Säger, werde von den Verantwortlichen mit aller Macht versucht, eine coronagerechte Lösung für die Straßenfastnacht und die Stüble hinzubekommen. „Wir sind uns im klaren, dass wir das nicht hundertprozentig wasserdicht hinbekommen“, räumt er ein. Ziel müsse es sein, Fastnacht so sicher wie möglich durchführen zu können.