Die Nassholzlager des Forstamts Villingen-Schwenningen leeren sich verblüffend schnell. Das bei Rietheim wird bereits wieder renaturiert. Aktuell ist nur noch eines am Wieselsbach im Neuhäuslewald in Betrieb, doch selbst dort „ist das gesamte Holz verkauft“, berichtet der stellvertretende Leiter des Forstamts, Roland Brauner. Holz ist derzeit auf dem Weltmarkt begehrt, vor allem die US-Amerikaner kaufen derzeit wie verrückt das gefragte Naturprodukt. Der Nachteil: Auch Zimmereien müssen bei heimischen Häuslebauern immer mehr verlangen, teilweise bis zu 60 Prozent.

So sah das Nassholzlager bei Rietheim im Juni 2020 aus.
So sah das Nassholzlager bei Rietheim im Juni 2020 aus. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Lange Zeit war der große VS-Forst gebeutelt, dem Wald, ansonsten als Sparbüchse der Stadt geachtet, drohten plötzlich Defizite. Das Orkantief „Sabine“, das im Februar 2020 wütete, der trockene Sommer, der die Zahl der Borkenkäfer klettern ließ, sorgten auch in Villingen-Schwenningen dafür, dass jede Menge Holz anfiel: im vergangenen Jahr allein 90 000 Festmeter, wovon 40 000 Festmeter in fünf Nassholzlagern bei Rietheim, im Wieselsbachtal, am Schwenninger Flughafen, im Bregtal und bei Fischbach und 6000 Festmeter in einem Trockenlager am Marbacher Stallberg lagerten.

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Doch bereits Ende vergangenes Jahr kurbelte China die Nachfrage wieder an, was sich nach den schwierigen Zeiten in der Region positiv bemerkbar machte. Schon diese Entwicklung lässt das Forstamt VS voraussichtlich für 2020 wieder schwarze Zahlen schreiben, was lange Zeit undenkbar schien. Nun kommt der große US-Markt hinzu, Brauner sieht dort vor allem ein Bauboom als Auslöser des Nachfrageschubs, der auch bei ihm „rosige Zeiten“ anbrechen lässt. Doch das könne sich auch schnell wieder ändern: ein neuer Sturm, ein regenarmer Sommer – und alles sehe wieder anders aus.

Zwei neue Wege wurden für das Nassholzlager angelegt, sie können jederzeit wieder aktiviert werden.
Zwei neue Wege wurden für das Nassholzlager angelegt, sie können jederzeit wieder aktiviert werden.

Doch des einen Freud, ist des anderen Leid – und die anderen sind in diesem Fall die heimischen Häuslebauer und Sanierer, die mit Holz arbeiten. Die Preise bei Tannen- und Fichtenholz seien explodiert, teilweise bis zu 60 Prozent, heißt es aus dem Holzbau-Unternehmen Ettwein. Zum Teil habe es deswegen bereits Stornierungen von Aufträgen gegeben. Auch bei Z 7, einem weiteren Villinger Spezialisten für den Holzbau, sind die höheren Holzpreise ein Thema. Stornierungen seien zwar noch keine eingegangen, berichtet Geschäftsführer Jörg Bauer, aber dies sei für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Kunden fragen nun öfters angesichts der höheren Preise nach. Holz sei auf dem Markt keine Mangelware, aber durchschnittlich eben „30 bis 40 Prozent teurer“, erklärt Bauer. Das sieht er auch deswegen kritisch, weil der innovative Holzbau in den vergangenen Jahren an Boden gewonnen hat. Werde Holz nun auf Dauer kostspieliger, orientieren sich die Kunden auch möglicherweise wieder um.

Containerschiffe bringen das Holz von Deutschland in die USA.
Containerschiffe bringen das Holz von Deutschland in die USA. | Bild: Axel Heimken

Zwar will auch das städtische Forstamt den heimischen Markt nach Kräften fördern und verkauft sein Holz an Sägewerke, von denen bekannt ist, dass sie den deutschen Markt beliefern, aber das nützt eben nichts, wenn andere Sägewerke einspringen und Container für die USA und China füllen. So ist einer der Abnehmer für die VS-Tannen und -Fichten das Holzwerk Dold bei Buchenbach. Deren Geschäftsführer Carsten Doehring betont, dass seine Produkte vor allem nach Deutschland und Frankreich gehen. Doch einige große deutsche Sägewerke belieferten den US-Markt, der allerdings sehr volatil, also unbeständig, sei, berichtet er. So wie der Preis jetzt steige, könne er auch schnell wieder fallen.

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Derzeit ist er allerdings auf einem Höhenflug, davon profitieren wird das VS-Forstamt bei den neuen Preisverhandlungen allerdings erst jetzt. Zwischen 85 und 90 Euro könnten dann pro Festmeter erlöst werden, berichtet Brauner, nach zuletzt 80 Euro. Im Sommer vergangenen Jahres war Fichtenholz sogar auf 60 Euro abgerutscht. Zwar begrüßt auch Brauner die Preisentwicklung, aber mindestens ebenso wichtig ist ihm, dass mehr Holz aus heimischen Wäldern beim Gebäudebau eingesetzt wird: Denn vor allem dadurch werden die Kohlendioxid-Emissionen aktiv gesenkt.