Die meistdiskutierte Frage im Hitzesommer 2022 ist: Reicht das Gas im Winter? Möglicherweise ruft die Bundesnetzagentur im Herbst die Notfallstufe aus. Das signalisiert eine erhebliche Störung der Versorgung, weil der russische Präsident Putin nach dem Überfall auf die Ukraine Gas als Druckmittel einsetzt. Bei einer weiteren Reduzierung russischer Gaslieferungen greift dann der Staat in den Markt ein und auch die Stadt Villingen-Schwenningen muss reagieren.
Doch was macht sie dann? Aktuell hat die Stadtverwaltung unter der Leitung von Oberbürgermeister Jürgen Roth einen Krisenstab Gasmangellage eingerichtet. Die Vorschläge präsentiert sie den Stadträten in der letzten Sitzung vor der Sommerpause – am 27. Juli in der Neuen Tonhalle ab 16 Uhr. Nach Stand der Dinge sind vor allem die Stadtverwaltung selbst, Kindergärten, Schulen und Vereine davon betroffen.
Das sind die Einsparvorschläge
- Rauminnentemperaturen in Verwaltung, Schulen und weiteren öffentlichen Einrichtungen sollen entweder um ein Grad (auf 19 Grad Celsius mit sechs Prozent Ersparnis) oder um zwei Grad (auf 18 Grad Celsius mit zwölf Prozent Ersparnis) gesenkt werden, heißt es in der Vorlage.
- Zudem: Individuelle mobile Elektroheizgeräte dürfen ab Beginn der Heizperiode nicht mehr genutzt werden.
- Die Betriebszeiten für Heizungen und Lüftungen werden geprüft und möglicherweise reduziert.
- Abgesenkt werden Temperaturen auf Fluren und in Treppenhäusern der öffentlichen Einrichtungen. Betroffen sind auch Sport- und Turnhallen ab Beginn der Heizperiode. So ist zum Teil eine Mindesttemperatur von 17 Grad im Gespräch.
- Gymnastikräume, Turn- und Sporthallen sollen in Ferienzeiten (Herbst/Winter/Fastnacht) mit punktuellen Ausnahmen für Spitzen- und Leistungssport geschlossen werden.
- Heizungssysteme sollen einen hydraulischen Abgleich erhalten.
- Nutzer werden für zu erwartende Einschränkungen des Komforts sensibilisiert, vor allem bei stärker frequentierten Einrichtungen wie Sporthallen, Schulen und Kitas. Das heißt: Die Stadt will Gremienvertreter sowie Eltern- und Vereinsvertretern früh informieren.
- In Handwaschbecken von öffentlichen Einrichtungen und Gebäuden soll ausschließlich kaltes Wasser fließen.
- Es ist vorgesehen, Lüftungsanlagen bis zum Beginn der Heizperiode außer Betrieb zu nehmen, wo Fensterlüften möglich ist.
- Eine weitere Umrüstung auf LED in der Innen- und Außenbeleuchtung ist geplant. Zudem soll die Außenbeleuchtung repräsentativer öffentlicher Gebäude abgeschaltet werden.
- Möglicherweise werden Wärmehallen eingerichtet.
- Von der Bädergesellschaft der Stadtwerke wird erwartet, die Warmbadetage zu streichen.
- Die Beheizung des Kneipbades soll ohne Gaseinsatz erfolgen.
- Das Villinger Hallenbad wird bis Ende der Schulferien geschlossen.
- Im Schwenninger Neckarbad wird die Wassertemperatur gesenkt, aber nicht unter 26 Grad.
Das seien Vorschläge, die bisher erarbeitet wurden, sagt Stadtwerkesprecher Oliver Bauer auf Anfrage. Was umgesetzt wird, werde sich zeigen, vor allem müsse zunächst eine Gasmangellage angezeigt werden.
Derzeit gebe es keinen Warmbadetag im Neckarbad, was bei diesem Wetter allerdings nachvollziehbar ist, das Villinger Hallenbad hat ohnehin zu. Ob Warmbadetage im Herbst wieder eingeführt werden, werde sich zeigen.
Das Kneippbad ist ohne Gasbeheizung und mit Solarthermie 21 Grad warm, derzeit beträgt die Temperatur zwischen 24 und 25 Grad, berichtet Bauer weiter.
Bei den LED-Straßenleuchten ist das Einsparpotenzial begrenzt. „VS war 2019 Vorreiter im Land“, berichtet Bauer. Damals wurden bei der Umstellung 70 Prozent gegenüber herkömmlichen Lampen eingespart. Da ist jetzt natürlich nicht mehr so viel zu holen.