Die Villinger Fastnachtsumzüge sind alle abgesagt – doch die ursprüngliche Villinger Fasnet, sie nimmt ihren Lauf, unaufhaltsam, wie es scheint. Ein Blick hinter die Kulissen zum Stand der Dinge.

Das Traditions-Ereignis Villinger Fastnacht. Unser Bild zeigt eine Szene aus dem Jahr 2019 vom Historischen Umzug am Montag.
Das Traditions-Ereignis Villinger Fastnacht. Unser Bild zeigt eine Szene aus dem Jahr 2019 vom Historischen Umzug am Montag. | Bild: Roland Sigwart

Nach dem Totalausfall der Fünften Jahreszeit 2021 sind in Villingen die Erznarren offenbar nicht mehr zu halten. Dass die Zuggesellschaft und die großen Vereine gemeinsam mit der Stadt nicht als Veranstalter antreten, das ist das Eine und vor allem eine Frage der Haftung, die in der fünften Corona-Welle aktuell niemand übernehmen möchte.

Die Villinger Gruppen sind kaum zu halten

So weit das Offizielle. Tatsächlich juckt es unter der Villinger Narrenkappe aber gewaltig. Noch eine Saison auf dem Corona-Schafott einfach verfallen lassen – nicht in der Zähringerstadt.

Das könnte Sie auch interessieren

Außerhalb der Vereinswelt gibt es aktuell viele Gruppen, die sich auf eigentlich sehr ursprüngliche Weise der Narretei hingeben wollen. Es gibt dabei mehrere Handlungsstränge.

Gibt es eine Kinderrallye am Donnerstag?

Günther Reichenberger, Glonkivater
Günther Reichenberger, Glonkivater | Bild: Glonkis

Donnerstag: Schmotzig – gemeint ist mit dem Wort fettig – wird der Auftakt-Tag in die Straßenfastnacht sowieso. Das Fettgebäck beim Bäcker wird Konjunktur haben. Und: Vielen Narrenmüttern und Narrenvätern schmilzt bereits jetzt das Herz: Die Kinder können unmöglich ein zweites Jahr im närrischen Homeoffice ausharren bis 2023. Erste Ersatzangebote zeichnen sich ab: Ganz in Weiß-Blau gärt die erste Alternativ-Idee in den Kreisen der Glonkigilde. Glonkivater Günther Reichenberger offenbart, dass erwogen werde, eine Stadtrallye für die Kleinen anzubieten.

Ein Signal über der ganzen Innenstadt

Offizielles: Villingen wird an der Fasnet auch nicht oben ohne verbleiben müssen. Es gibt einen bislang geheimen Beschluss der Zuggesellschaft, die Villinger Fasnetfähnle in der Innenstadt aufzuhängen.

Anselm Säger, Narro-Zunftmeister
Anselm Säger, Narro-Zunftmeister | Bild: Narrozunft

Das Thema wird aktuell noch ein wenig tiefer gehangen. Es sei, so Narro-Zunftmeister Anselm Säger, noch nicht in Gänze garantiert, ob die City-Dekoration auch wirklich wie gewohnt quer über die Straßen ausgespannt werden kann. „Wir wissen noch nicht, ob die Jugendfeuerwehr in dieser Zeit wie eigentlich gewohnt helfen kann“, so Säger. Der Narro-Chef weiß aber auch: Er bräuchte nur mit dem Finger zu schnalzen und es würden sich – vorsichtig ausgedrückt – Dutzende freiwillige Helfer melden zum Aufhängen.

Ein Verein hat schon richtig gehext

Die Vereinsebene: Bei der Hexenzunft hat man schon früh im Jahr klar gemacht, dass man findig und kundig eine Alternativveranstaltung aufzustellen versteht. Die an Dreikönig virtuell ausgetragene Hexentaufe ist auch Zeugnis des Trends, dass Villingen 2022 närrisch gepflegt ein paar Rollen erklingen und ein paar Foulards durch den Wind flattern lassen könnte.

Fasnet ist VS-Kultur. Diese Villinger Hexe verkörpert dies.
Fasnet ist VS-Kultur. Diese Villinger Hexe verkörpert dies. | Bild: Fröhlich, Jens

Dieser Tonhallen-Ball geht auf Sendung

Die Hexen werden am Samstag, 19. Februar, mit einem virtuellen Hexenball auf Sendung gehen, kündigt Vereinssprecher Michael Merklinger an. Die Beiträge dazu seien „draußen und in Hallen“ aufgenommen, Akteure seien „fast so viele wie bei einem normalen Tonhallen-Ball aktiv, verrät er vorab.

Das könnte Sie auch interessieren

Zur Straßenfastnacht will der Verein an alle Mitglieder appellieren, die dann gültige Corona-Verordnung einzuhalten. „Was einzelne Gruppen oder Personen planen und letztlich machen, entzieht sich natürlich erst einmal unserer Kenntnis“, so Merklinger abschließend.

Im Riet erschallten schon die Fasnetmärsche

Henry Greif, Stadtharmonie
Henry Greif, Stadtharmonie | Bild: Hans-Jürgen Götz

Bei der Stadtharmonie räumt Vorsitzender Henry Greif ein, dass der Fasnetgoascht einmal bereits richtig durchgezündet hat. Sozusagen unter Aufsicht der Obrigkeit fand ein fröhliches Vorspiel am Romäusturm statt.

Mario Mosbacher, Dirigent Großes Orchester der Stadtharmonie
Mario Mosbacher, Dirigent Großes Orchester der Stadtharmonie | Bild: Schottmüller, Daniel

Es gab dabei, umspielt von Januarsonne und einem Hauch von Frühling, eine kurze Ansprache des Oberbürgermeisters und ein herausragend engagiertes Dirigat von Mario Mosbacher vor einer gemischten Kapelle aus den beiden Orchestern. Vor dem finalen Schunkellied schlingert OB Jürgen Roth nur kurz zwischen Romäusturm, Katzenmusik, Dreikönig und dem was „wir normal am Sechsten hier machen“.

VS-Oberbürgermeister Jürgen Roth wünscht für 2022 eine scheene Fasnet.
VS-Oberbürgermeister Jürgen Roth wünscht für 2022 eine scheene Fasnet. | Bild: Matthias Jundt

Elegant leitet der Rathaus-Chef über zu seinen Schlussworten und „wünscht eine scheene Fasnet“. Das Video ist auf der Webseite der Villinger Katzenmusik zu sehen. Hier können auch weiterhin Jubiläumsbücher und Jubiläumsabzeichen bestellt werden. Die Katzenmusik hat nämlich mit dem launigen Treffen nichts anders gemacht als doch noch ihr Jubiläumsjahr zum 150. Bestehen zu eröffnen.

Malzer-Jahrgang 2022 ist eingelagert

Es gibt nicht wenige Villinger, die ebenso entschlossen wie bereit sind, die guten Fasnet-Wünsche des Oberbürgermeisters 2022 in die Tat umzusetzen. Villingen will sich gewitzt aber im Gleichklang mit den Corona-Auflagen durch die närrischen Tage bewegen. Das wird vor allem viel Straßen-Leben bedeuten. Es gibt Musikgruppen, die aktuell planen, wie sie – coronagerecht in Kleinstgruppen – von verschiedenen Stellen der Stadt aus beginnen wollen zu musizieren.

Malzer des Jahrgangs 2022 werden auf gar keinen Fall ausgeworfen. Sie sind bei Villinger Zünften bereits eingelagert für 2023.
Malzer des Jahrgangs 2022 werden auf gar keinen Fall ausgeworfen. Sie sind bei Villinger Zünften bereits eingelagert für 2023. | Bild: Roland Sigwart

Andere närrische Ideen sind in Vorbereitung. Fest steht nur: Es werden keine Malzer ausgeworfen. Nach gesicherten Informationen des SÜDKURIER ist das Auswurfgut, das jährlich im Sommer bestellt wird, bereits sorgsam eingelagert – in der Hoffnung auf eine normale Fastnacht 2023.

Das könnte Sie auch interessieren

Alle Villinger Narren-Ideen sind noch unter Vorbehalt, aber es soll noch mindestens eine neue Corona-Verordnung vor der Fastnacht geben. Sollte dabei im Land die Alarmstufe II zurückgenommen werden, will zum Beispiel auch die Villinger Katzenmusik prüfen, ob und wie sie vielleicht doch einen Betrieb an oder im Stüble aufziehen kann, wie Vorstandsmitglied Rainer Wagner sagt.

Ab Mitte Februar wird es spannend

Wie die Villinger Narren die Fastnacht 2022 angehen wollen, bringt Herny Greif angesichts der Lage so auf den Punkt: „Es wird dieses Jahr ziemlich viel aus der Hüfte heraus passieren.“ Übersetzt heißt das: Es könnte durchaus Betrieb geben beim Skifahren am 28. Februar des Jahres 2022.

Vorfreude tanken ist bereits jetzt möglich – nämlich hier:

Das könnte Sie auch interessieren