E-Autos werden immer beliebter und wer eines hat, möchte es idealerweise auch zuhause aufladen können. Was für Eigenheimbesitzer mit eigener Garage bereits normal ist, stellt Bewohner von größeren Häusern mit Tiefgaragen noch vor besondere Probleme.
Inzwischen muss jedem Mieter oder Eigentümer gestattet werden, seinen Tiefgaragen-Stellplatz auf eigene Kosten mit einer sogenannten Wallbox ausstatten zu dürfen. Das ist sogar gesetzlich vorgeschrieben. Je nach Objekt kann das aber recht teuer werden. Schlimmer noch: Pro Haus können maximal ein bis zwei Ladestationen angeschlossen werden, sonst wird unter Umständen der Strom knapp.
„Aktuell sind unsere Hausanschlüsse gar nicht für mehr ausgelegt“, erklärt Simon Scholl von den Stadtwerken Villingen-Schwenningen (SVS). Die Lösung dieses Problems ist ein sogenanntes intelligentes Lastmanagement. Bei diesem Konzept werden alle Ladepunkte einer Tiefgarage mit einer zentralen Steuerung verbunden. Diese verteilt die verfügbare Ladeleistung auf die angeschlossenen E-Autos. Tagsüber, wenn viel Strom im Haus gebraucht wird, kann das wenig sein, nachts hingegen sehr viel.
Wie der Strom verteilt wird

„Es laden ja auch nicht immer alle E-Autos gleichzeitig und es sind auch nicht immer alle komplett leer“, erklärt Simon das Prinzip. Und so sorgt das System automatisch dafür, dass alle E-Autos immer ausreichend genug aufgeladen sind ohne das Stromnetz zu überlasten.

Für Uwe Strittmatter ist das auch der Weg in die Zukunft. Mit seiner Hausverwaltung betreut er etwa 80 Wohneinheiten in der Region, viele davon mit Tiefgaragen. Das einzige Problem, sind die Kosten. So kostet solch eine Anlage 2000 Euro pro Stellplatz, die auf die Wohnungseigentümer umgelegt werden müssen. Das behagt nicht jedem, denn nicht jeder fährt auch schon ein E-Auto.
Wer eines fährt, muss da noch zusätzlich weitere 2000 Euro für die zugehörige Wallbox investieren. Bei Neubauprojekten sind die Kosten etwas geringer, allerdings scheuen die Bauträger derzeit noch davor zurück, solche Anlagen von vornherein einzuplanen. Das dürfte sich aber so langsam ändern. „Die Frage nach einer E-Auto Ladestation kommt bei Wohnungsinteressenten immer mehr auf und ohne schnelles Internet kann man heute auch keine Wohnungen mehr vermarkten“, erklärt Strittmatter.
Abrechnung per Chipkarte
Neben der eigentlichen Installation sind aber auch der Betrieb, die Wartung und vor allem die Abrechnung eine weitere Herausforderung. Das übernimmt bei Strittmatters Objekten die SVS. Dabei werden die Ladevorgänge über entsprechende Chip-Karten gestartet. Somit kann dann jeder Nutzer eine individuelle Abrechnung über den Stromlieferanten seiner Wahl erhalten. Das brauchen vor allem Fahrzeughalter, die ein Firmenfahrzeug fahren, für das Verträge mit anderen Anbietern bestehen.

Auch Sebastian Merkle, Geschäftsführer bei der Baugenossenschaft Familienheim setzt bei neuen Wohnbauprojekten auf die Zusammenarbeit mit der SVS. Allerdings sieht er derzeit noch nicht den Bedarf für eine Wallbox an jedem Stellplatz. „Als Baugenossenschaft kalkulieren wir sehr scharf, um unsere Mietpreise so niedrig wie nur möglich zu halten“, sagt Merkle.
Eigenversorgt und für alle
So realisiert das Familienheim zusammen mit der SVS beim neuen Luisenquartier einen öffentlich zugänglichen Mobilitätshub. Neben zwei Schnellladestationen wird auch Platz für E-Scooter und Carsharing-Autos geschaffen. Das ganze wird in ein sogenanntes Arealnetz integriert. Das bedeutet, dass die Anlagen in erster Linie sehr kostengünstig von der eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und dem Blockheizkraftwerk im Keller versorgt werden kann.
„Müssen wir als Wohnungsbaugesellschaft die Aufgabe von Tankstellen übernehmen?“Rainer Müldner, Geschäftsführer
Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen (WBGVS) sieht das ähnlich. Auch für ihn steht das Thema des Mietpreises immer im Vordergrund. Er stellt deshalb auch die Frage, warum eine kommunale Gesellschaft ihre Kosten in die Höhe treiben soll, um jetzt die Aufgabe von Tankstellen zu übernehmen. Dennoch plant auch er bei neuen Projekten zusammen mit der SVS vergleichbare Lösungen, um dem aktuell entstehenden Bedarf bei seinen Mietern gerecht werden zu können.
Für Simon Scholl von der SVS ist es keine Frage, dass diese Konzepte jetzt in die Umsetzung gehen. Allerdings kämpft er mit einigen Problemfeldern, Liefertermine für diese Ladesysteme, Preisgarantien seitens der Hersteller und Personalkapazitäten im eigenen Betrieb. „Diese Themen sind sehr anspruchsvoll und kommen ja zusätzlich zu unserem normalen Tagesgeschäft“, erläutert Scholl.
Stadtwerke haben mehr erwartet
Aktuell betreibt die SVS im Stadtgebiet bereits 13 öffentliche Ladestationen. Obwohl die Ladevorgänge seit einiger Zeit deutlich nach oben gehen, sind sie mit durchschnittlich nur einem Ladevorgang pro Station und Tag noch weit unter den betriebswirtschaftlichen Erwartungen.
Auto als Energiespeicher?
Dennoch investiert die SVS verstärkt in ihre Ladeinfrastruktur und entsprechende Angebote an die Eigentümer großer Wohnanlagen. Diese Anlagen machen es zukünftig möglich, die angeschlossenen E-Autos als lokalen Energiespeicher für die Stromnetzinfrastruktur einzusetzen, vorausgesetzt die Automobilindustrie stellt dem Markt zukünftig entsprechende Modelle zur Verfügung.
Löschen in Tiefgaragen
Unabhängig vom gewählten Lösungsansatz muss aber auch der Brandschutz beachtet werden. Für Alexander Hauger, bei der Feuerwehr zuständig für Zivil- und vorbeugenden Brandschutz machen E-Autos in Tiefgaragen keinen Unterschied zu Verbrennern.
„Wenn es in einer Tiefgarage brennt, haben wir immer eine große Herausforderung, auch auslaufender Sprit löscht sich nicht von selbst“, so seine Analyse. Aktuelle Statistiken weißen deutlich mehr traditionelle Brände aus. E-Autos stellen aus seiner Sicht derzeit noch kein besonderes Brandschutzproblem dar.