1,90 Millionen Menschen haben laut dem Branchendienst Quotenmeter.de am vergangenen Montag die Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ geschaut. Im Schnitt sind es noch etwas mehr. Am kommenden Montag ist das Staffelfinale und zu sehen sein wird dann auch Christina Schwarz.
Die 30-Jährige stellte ihr Produkt „Fitoaty“ vor. Warum dieses Ergebnis ihres Kampfes gegen eine Essstörung ist und wie es im Kölner Fernsehstudio war hat sie dem SÜDKURIER erzählt.
Gut gelaunt kommt Schwarz zum Termin mit dem SÜDKURIER in die Villinger Innenstadt. Mit dabei hat sie Hund „Tusik“. Schwarz ist schlank, wirkt sehr lebensfroh, lacht häufig. Sie ist selbstbewusst, freundlich und mit sich im Reinen. Das war aber nicht immer so: „Ich habe 2011 mit meinem BWL- und Marketingkommunikations-Studium in Pforzheim begonnen.
Damals wog ich nur 45 Kilogramm. Heute würde ich sagen, dass ich nahe an einer Essstörung dran war.“ Damals, sagt sie, bekam sie zuerst viel positive Bestätigung fürs Abnehmen. Also machte sie weiter. Irgendwann aber konnte sie kaum mehr Treppen steigen, ohne zitternde Knie zu haben.
„In meinem Studentenwohnheim gab es einen Fitnessraum. Ich wollte dort eigentlich die gar nicht mehr existierenden restlichen Pfunde los werden. Als ich mit dem Training begann, machte mir das aber Spaß. Ich realisierte, dass nicht dünn, sondern fit sein das Ziel ist. Mein Selbstbild änderte sich komplett. Ich kann sagen: Die Fitness hat mich gerettet“, erzählt die 30-Jährige weiter.

Nach dem Bachelor-Studium, Schwarz hatte in der Zwischenzeit 15 Kilo zugenommen, ging sie ein Jahr nach Australien. Zurück in Deutschland arbeitete sie dann in einem Lebensmitteldiscounter. Privat aber beschäftigte sie sich weiter mit Fitness und gesunder Ernährung. Das eine, sagt die Schwenningerin, funktioniert ohne das andere nämlich nicht.
„Ich bereitete mir regelmäßig ein ausgewogenes Frühstück zu, merkte aber, dass das viel Zeit in Anspruch nimmt. Auf der Suche nach Produkten, die ein gesundes Frühstück in einem anbieten, wurde ich nicht fündig. Zumindest genügte nichts meinen Ansprüchen. Also begann ich selbst, an einem Produkt zu arbeiten“, erzählt sie weiter.
Studieren fürs Start-Up
Schwarz begann zunächst damit, die zubereiteten Speisen zu fotografieren und im Internet zu veröffentlichen. Die Idee, sich selbstständig zu machen reifte und mündete letztlich in einem Master-Studium in Aalen: „Der Studiengang nennt sich Business Development/Produktmanagement und Start-Up-Management.
Ich lernte dort zum Beispiel, wie ich einen Business-Plan oder ein Business-Modell erstelle. Und das beste war, dass ich während meines Studiums an meinem Produkt arbeiten konnte. Mein Produkt war sozusagen mein Studiengegenstand.“
Und aus dem entstand letztlich „Fitoaty“. Das Produkt beinhaltet eine Haferfruchtmischung am Boden der Dose, darüber sind Chia-Samen, oben befindet sich ein Fruchtmousse. „Da das ein frisches Produkt ist, muss ich überlegen, wie ich es haltbar mache. Ich habe während meines Master-Studiums beim deutschen Institut für Lebensmitteltechnik gearbeitet.
Da lernte ich, dass man mit einem Verfahren, bei dem 6000 Bar Druck ausgeübt wird, Lebensmittel haltbar gemacht werden können. Und im Unterschied zum Ultrahocherhitzen, bleibt die Farbe der Ursprungsprodukte erhalten“, sagt Schwarz.
Nach dem Studium arbeitete sie halbtags weiter beim Institut und kümmerte sich sonst um ihr kleines Unternehmen. „Ich habe fast mein gesamtes Geld für Messen ausgegeben. Dort habe ich mir Feedback von Kunden eingeholt und meine Rezeptur immer wieder verbessert. Mir wurde aber irgendwann klar, dass die Produktion von Fitoaty nicht ganz einfach ist. Die meisten Produzenten wollten immer eine Mindestmenge, bevor sie produzieren.
Die Türen, die nächsten Schritte zu gehen, waren irgendwie immer verschlossen.“ Eine Möglichkeit, doch noch eine Tür aufzustoßen, war die Sendung auf Vox. „Ich wusste erst nicht, ob ich mich bewerben sollte. Schließlich war ich noch nicht marktreif. Irgendwann sagte ich aber zu mir: Egal, im schlimmsten Fall blamierst du dich eben vor Millionen von Menschen“, sagt die 30-Jährige und lacht.
Also bewarb sie sich und wurde nach Köln eingeladen. Nur eine Woche vor der Aufzeichnung im April 2020 erfuhr sie davon. Sieben Tage später war es soweit: „Ich musste in aller Frühe ins Studio. Dort war alles sehr gut organisiert. Es ging aber auch alles sehr schnell. Plötzlich stand ich vor der Tür, dann hieß es drei, zwei eins, und los ging‘s. So nervös war ich noch nie“, erzählt Schwarz.

Dabei waren Auftritte vor Publikum für sie nichts Neues: „2017 und 2018 hatte ich vier Bodybuilding-Wettbewerbe. Ich wurde auch süddeutsche Meisterin und hätte an der Qualifikation für die deutsche Meisterschaft teilnehmen können. Soweit ist es aber nicht gekommen. Ich wollte lieber mein Studium beenden.“

Und das Ergebnis des Studiums präsentierte sie letztlich vor Ralf Dümmel, Dagmar Wöhrl, Judith Williams, Georg Kofler und Nils Glagau. „Mit den Löwen gibt es vor der Vorstellung des Produkts keinen Kontakt. Der besteht wirklich nur aus dem, was auch die Zuschauer sehen.“ Und wie war der Auftritt? „Ob ich einen Deal bekommen habe oder nicht, verrate ich natürlich nicht. Ich kann mich aber auch an kaum mehr etwas erinnern. Nach dem Auftritt hatte ich einen richtigen Black Out. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe und was ich gefragt wurde. Ich war sehr durch den Wind“, sagt die Jungunternehmerin und lacht laut.
Auch deswegen ist sie gespannt auf den Montagabend. Wann genau ihr Auftritt in der um 20.15 Uhr beginnenden Sendung gezeigt wird, weiß sie nicht. Sie hofft aber, dass die Ausstrahlung zu vielen Bestellungen führt.