Verstöße gegen die Corona-Verordnung, Beleidigungen, ein Faustschlag gegen einen Polizeibeamten: Die Autotreffen am Osterwochenende beschäftigen die Polizei auch Tage später noch. In der Szene gilt der Karfreitag schon lange als „Car-Freitag“ und wird dementsprechend zu Treffen genutzt. Im Bereich „Neuer Markt“ war das Stelldichein der hochmotorisierten Fahrzeuge am Ostersonntag eskaliert, als ein Gelände von der Polizei geräumt wurde und ein 21-Jähriger auf einen beamten losgegangen war.

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„Das Thema beschäftigt uns weiterhin“, sagt Dieter Popp von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz. Schon seit Längerem beobachte die Polizei, dass sich die Szene von Singen – hier fanden einst fünf Läufe zur Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft statt – in Richtung Villingen-Schwenningen verlagert.

Polizei hat Poser im Blick

Bei den Fahrern der meist PS-starken Fahrzeuge müsse man jedoch die Tuner von den Posern unterscheiden: „Die einen richten ihr Auto für viel Geld schön her und wollen sie zeigen“, so der Polizeisprecher. „Die Poser lassen ihren Wagen driften, fahren sinnlos hin und her oder lassen den Klappenauspuff röhren.“ Gerade sie seien zuletzt immer wieder aufgefallen, beispielsweise auf den Parkplätzen großer Tankstellen. „Das sind diejenigen, die wir nicht so gerne sehen und die wir auch im Auge haben.“

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Der klassische Tuner stelle hingegen nicht zwingend eine Gefahr für andere dar, sei vielmehr ein Enthusiast. „In getunten Autos steckt oft richtig viel Geld, was man von außen gar nicht unbedingt sieht. Da ist auch mal der komplette Motorraum verchromt.“ Der Poser hingegen sei eher derjenige, der sich zu illegalen Rennen hinreißen lasse.

Kind beinahe überfahren

Die Polizei werde die Szene auch weiterhin beobachten und kontrollieren. Denn wie schnell PS-Protzerei lebensbedrohlich werden kann, zeigt ein Fall aus Konstanz vom 26. März: Dort hatten sich zwei BMW-Fahrer auf dem Döbele-Parkplatz zu einem Rennen aufgestellt. Zugleich befand sich eine Frau mit ihrer zwei Jahre alten Tochter auf dem Parkplatz.

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Das Mädchen lief gerade um das Auto herum, als die BMW mit aufheulendem Motor losfuhren, die Mutter konnte das Kind gerade noch am Arm packen. „Da wird die Straße zum Spielplatz missbraucht und das Spielzeug ist das Auto“, sagt Dieter Popp. Und: „Die Straße ist nun mal kein Spielplatz.“

Einige Teilnehmer der Treffen hatten sich im Nachgang reumütig gezeigt und am Ostermontag auf dem Parkplatz des Gartencenters Späth Müll aufgesammelt. Zehn Säcke kamen dabei zusammen. „Wir waren heute mit ein paar Freiwilligen alles sauber machen“, schreibt einer der Teilnehmer bei Instagram.

Rechtliche Schritte

Im Schwarzwald-Baar-Center, dessen großer Parkplatz Schauplatz des Treffens war, ist man alles andere als amüsiert über die Auswüchse vom Wochenende. „Wir werden alle möglichen rechtlichen Schritte prüfen und auch einleiten“, sagt Centermanager Klaus Kricks. Beim Parkplatz des Centers handle sich um Privatgelände. Eine Erlaubnis, private Autotreffen abzuhalten, habe es nie gegeben und werde es auch nie geben. Daher habe man auch einen Rechtsanwalt eingeschaltet.

Reifenabrieb und Müll

Nicht nur, dass das Gelände durch Reifenabrieb und Müll verunstaltet werde. Der Center-Manager weist auch auf die Gefahren hin, die von Aktionen wie dem Driften – also das mehr oder weniger kontrollierte Übersteuern des Fahrzeugs – ausgehen. „Wir haben hier Nachtanlieferung und im Gebäude arbeiten Menschen, auch wenn die Läden zu sind“, verdeutlicht er. „Und wir haben eine Apotheke, die womöglich Nachtdienst hat, während auf dem Parkplatz gerast wird.“ Es sei nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiere, weshalb man gegen Autotreffen künftig mit aller Konsequenz vorgehen werde.

In einer früheren Version des Artikels hatten wir ein Foto gezeigt, bei dem es sich um eine Aufnahme aus dem vergangenen Jahr handelte, die in keinem Zusammenhang mit den Kontrollen an Ostern steht.