Flaschen, Kronkorken, Tetrapaks, Chipstüten, Coffee-to-go-Becher und vieles mehr: Nur wenige Wochen nach der Aktion saubere Landschaft sieht es an vielen Stellen wieder so schlimm aus wie direkt davor. Anfang April waren 3000 Privatleute und Freiwillige aus Vereinen in Villingen-Schwenningen unterwegs.

Jede Menge Müll hat Katja Otte kürzlich auf ihrer Joggingstrecke eingesammelt. Nach nur drei Kilometern hatte sie fünf große Wodkaflaschen und eine große Tüte Unrat voll beisammen. „Da hatte ich noch noch mal die Hälfte der Strecke hinter mir“, sagt die Villingerin.

„Das macht mich echt wütend und fassungslos.“
Katja Otte über die Müllmengen in der Landschaft

Angesichts der immensen Müllmengen nahm sie sich ihre Strecke, die unter anderem am Kirnacher Bahnhöfle vorbei führt, noch einmal vor. Die Ausbeute: vier Säcke.

Fünf Wodkaflaschen und tütenweise Müll: Katja Otte hat entlang ihrer Joggingstrecke aufgeräumt.
Fünf Wodkaflaschen und tütenweise Müll: Katja Otte hat entlang ihrer Joggingstrecke aufgeräumt. | Bild: Katja Otte

„Das macht mich echt wütend und fassungslos“, sagt die Villingerin. Sie hat diese Erfahrung nicht zum ersten Mal gemacht. „Ich mache das ab und zu. Und danach stehe ich immer vor dem gleichen Problem: Wohin damit“, schildert Katja Otte.

Absage auf dem Wertstoffhof

Auf dem Wertstoffhof sei sie abgewiesen worden mit dem Hinweis: Das könne Sie sortieren und dann getrennt nach Glas und Restmüll entsorgen. „Ich leere die Tüten doch nicht bei mir zu Hause auf dem Hof aus“, ärgert sie sich. Zugleich findet sie es auch problematisch, volle Mülltüten einfach neben einen öffentlichen Mülleimer zu stellen. „Zum einen ist mir das peinlich und zum anderen kommt dann nur wieder jemand auf die Idee, seinen Hausmüll daneben zu stellen.“

Bescheinigung berechtigt zur Abgabe

Hier kommt die Idee von Rudolf Reim ins Spiel: Der Villinger hat vor einiger Zeit die Idee der Landschaftspaten entwickelt und ist damit an Martin Fetscher, den Leiter des Abfallwirtschaftsamtes, herangetreten: Freiwillige, die Müll sammeln, erhalten eine Bescheinigung vom Abfallwirtschaftsamt, die sie als Landschaftspaten ausweist und mit der sie den Abfall kostenlos bei einer Sammelstelle abgeben können.

Entstanden war die Idee im ersten Corona-Lockdown, als die Aktion Saubere Landschaft abgesagt wurde. Rudolf Reim war daraufhin selbst losgezogen – und stand ebenfalls vor der Frage, wohin er den Müll bringen könnte.

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Mittlerweile bestehe das Team der Landschaftspaten aus 15 Personen, sagt Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes. Immer wieder sind diese Freiwilligen unterwegs, um an öffentlichen Plätzen und Wegen Abfall zu sammeln.

Rudolf Reim ist glücklich, dass seine Idee auf Zustimmung gestoßen ist – und dass sich auch weitere Freiwillige gefunden haben. Natur und Umwelt – sie liegen dem 60-Jährigen besonders am Herzen. Reim, der auch als Stadtführer tätig ist, stellt seine Touren für Einheimische und Gäste auch immer wieder unter das Motto Nachhaltigkeit und hat im Rahmen der Schwarzwald Cleanup-Days zuletzt eine Führung angeboten, bei der mit Zange und Müllbeuteln losgezogen wurde.

„Wer selbst sammelt, wirft auch nichts mehr weg.“
Rudolf Reim

„Aktionstage sind eine tolle Sache, denn so viel, wie das zusammen kommt, könnten die städtischen Mitarbeiter gar nicht sammeln“, sagt er. „Noch besser wäre es, wenn jeder Tag ein Aktionstag wäre. Denn wer selbst sammelt, der schmeißt auch nichts mehr weg.“