Der Tod kam plötzlich und mit überraschender, voller Grausamkeit. Gateno Cristilli ist tot, er verstarb am Abend des Montags.

Kaum einer, der ihn nicht kannte, sowohl in Villingen, als auch in Schwenningen. Der Mann mit den stets zurückgegelten Haaren war einer mit Bodenhaftung, voller Kraft und Pläne, wie die Zukunft seiner Firma, seiner Vereine, aber auch der ganzen Stadt aussehen könnte. Cristilli hinterlässt eine große Familie, die seit Monaten um ihn gebangt hat. Besonders schlimm: Seine Angehörigen, viele enge Freunde – alle dachten, er sei über den Berg, hätte die Krankheit niedergekämpft, deretwegen er beatmet werden musste, die ihn schwere Wochen lang ans Bett fesselte, so, dass der Ausgang ungewiss schien.

Der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei besucht ihn in schwieriger Zeit im Juni 2020.
Der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei besucht ihn in schwieriger Zeit im Juni 2020. | Bild: Büro Thorsten Frei

Zuletzt unterzog er sich einer Herzoperation, eine Routinesache, eigentlich. Seine Frau meldete Ende der vergangenen Woche voller Hoffnung, er habe es geschafft, auch diesen Eingriff hinter sich zu lassen.

Das könnte Sie auch interessieren

In der Mitte der Fünfziger bleibt nun, um was er zuletzt gerungen hat: Das Fitnessstudio G1 übernahm er, nachdem er sein Schwenninger Studio an der Villinger Straße vor rund zehn Jahren verkauft hatte.

Immer dabei: Cristilli hier beim Schwenninger Schwanenfest.
Immer dabei: Cristilli hier beim Schwenninger Schwanenfest. | Bild: Gaetano Cristilli

Bevor Corana kam, fasste er sich, wie so oft, ein Herz und trat am OB-Kandidat in Villingen-Schwenningen an. Als er im ersten Wahlgang chancenlos mit wenigen Prozenten endete, erklärte er statthaft seinen sofortigen Rückzug und sprach seine Empfehlung für Jürgen Roth aus, den späteren OB-WahlGewinner.

Gegen die Folgen des Lockdowns kämpfte Cristilli im Jahr 2020 viereinhalb Monate lang in seinem geschlossenen Fitnessstudio – indem er einfach ansprechbar war. Mails beantworten, Telefonate entgegennehmen, Beiträge reduzieren für Kunden, obwohl ihn selbst der leerer werdende Geldbeutel drückte. Wie selbstverständlich gewährte er treuen Kunden die Mitnahme kleiner Sportgeräte aus dem Studio für Übungen zuhause.

Der OB-Kandidat Cristilli empfängt den Reporter zur Homestory.
Der OB-Kandidat Cristilli empfängt den Reporter zur Homestory. | Bild: Fröhlich, Jens

Im Jahr 2019 rückte er in Schwenningen nach vorne: Er ließ sich zum Vorsitzenden der FSV-Fußballer wählen, keine drei Monate nach Ende der VS-OB-Wahlen im Herbst 2018 übernahm er wieder Fuballverein-Veranwortung, nachdem er sechs Jahre lang dem FC 08 Villingen als Geschäftsführer gedient hatte.

Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt wurde er herausgerissen aus allem. Ob ihn sein zermürbender, unternehmerischer Kampf im Coronajahr 2020 entscheidend geschwächt hat, wird für immer unbeantwortet bleiben. Dass er schon wieder nach vorne orientiert war, mit einem stattlichen Studio-Neubau in Villingen, unterstreicht, wie er gearbeitet und gelebt hat: immer nach vorne, gerne Stürmer, wenn es sein muss auch der Verteidiger in allen Lebenslagen, der auch imstande ist, das Spiel zu gestalten. Dass er nun für immer aus dem Spiel des Lebens draußen ist, hinterlässt in der Stadt bei vielen Bürgern eine Lücke. Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich am gestrigen Dienstag wie ein Lauffeuer, während seine Liebsten in Tränen versunken waren.