Mit einem unguten Gefühl blicken viele Gastronomen aus dem Oberzentrum auf den kommenden Herbst und Winter. Schon die verordneten Schließungen im Frühjahr hatten sie hart getroffen. Der trockene und warme Sommer füllte ihre Terrassen wieder, doch nun naht die kalte Jahreszeit. Dann verlegt sich das Geschäft wieder nach innen.
Viele Betriebe, gerade in den engen Gassen der Altstadt, haben im Innenbereich aber wenig Platz und die Corona-Vorgaben verlangen 1,5 Meter Abstand zwischen den Tischen. Heißt: Weniger Platz für Gäste. Deshalb hatte der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung beschlossen, Heizpilze bis Ende Oktober 2021 zu erlauben. Der SÜDKURIER hat bei einigen Gastronomen nachgefragt, ob sie Heizpilze einsetzen wollen und wie sie auf die kalte Jahreszeit vorausblicken.
Andreas Pfaff vom Rebstock, und Wolfgang und Birgit Schrenk von der Bildergasse
An einem gemeinsamen Konzept für die kommenden Monate arbeiten die Betreiber des Rebstocks und der Bildergasse in der Niederer Straße. Alles verraten wollen sie noch nicht. Nur so viel: „Unser Außenbereich wird eine Wohlfühloase. Ich würde behaupten, man kann hier bei minus zehn Grad noch draußen sitzen, ohne zu frieren“, so Andreas Pfaff.

Dafür haben die Betreiber beider Lokale hohe Investitionen getätigt. Und das, obwohl derzeit noch nicht sicher ist, wie sich die Lage hinsichtlich der Corona-Krise entwickeln wird. „Man muss was riskieren, sonst hat man keine Chance, etwas zu bewirken“, sagt Birgit Schrenk.
Auch Heizpilze sollen zum Einsatz kommen. Zur Umweltbilanz der Heizer sagt Pfaff: „Jede Kuh auf dem Feld produziert mehr CO2 als ein Heizpilz.“ Er ist froh darüber, dass sich der Gemeinderat dafür entschieden hat, Heizpilze bis zum Herbst 2021 zu erlauben. Nur hofft er, dass sich dieser im kommenden Jahr für eine Verlängerung der Frist entscheidet, sollte die Corona-Pandemie dann noch nicht vorbei sein. Wichtig sei es jedenfalls, den Gästen etwas bieten zu können. Ganz sorgenfrei sind Schenk und Pfaff dennoch nicht. Denn mit ihrem Konzept sind sie auf trockenes Wetter angewiesen.
Silvana Puggioni, La Rusticana im Riet
„Wir lassen die kommende Zeit auf uns zukommen. Etwas anderes bleibt uns ja nicht übrig“, sagt Silvana Puggioni vom Restaurant La Rusticana am Riet. Derzeit könne sie sich über die Anzahl der Gäste nicht beschweren. Sie hofft, dass dieser Trend weiter anhält. Sie hat das Glück, dass ihr Lokal ziemlich groß ist und deswegen durch die Corona-Vorgabe von 1,5 Metern zwischen den Tischen nur wenige Plätze verloren gehen.

Der Einsatz von Heizpilzen, um auch auf der Terrasse weiter Plätze anbieten zu können, kommt für sie daher eher nicht in Frage. „Dann muss ich die Tür offen stehen lassen und es zieht im Restaurant“, sagt sie. Dass Heizpilze nun wieder erlaubt werden, findet sie aber gut. Gerade für diejenigen, die in ihrem Lokal nicht so viel Platz anbieten können, sei das eine gute Alternative.
Ganz ausschließen will sie die Anschaffung von Heizpilzen aber auch für ihr Lokal nicht. Sollte in den kommenden Wochen die Nachfrage sehr stark zurückgehen, wäre es nämlich doch eine Überlegung wert, sagt Puggioni. Rückblickend auf das Frühjahr lässt sie die Angst nicht los, dass es wieder zu schärferen Kontaktbeschränkungen kommen wird. Puggioni sagt: „Ich hoffe, dass die Villinger brav bleiben und die Corona-Zahlen nicht wieder hochgehen.“
Rudolf Fürst Maschek, Café am Riettor
Ähnliche Befürchtungen hat auch Rudolf Fürst Maschek. Er geht davon aus, dass es zu einer zweiten Corona-Welle kommt und daraus eine Verschärfung der Corona-Regeln resultiert. Dass ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden muss, macht für ihn Sinn. Derzeit wisse er aber nicht, wie dieser Abstand in seinem Café eingehalten werden soll, wenn Kunden nicht mehr draußen sitzen wollen. „So groß sind wir nicht“, sagt er.

Dennoch will er sich keine Heizpilze anschaffen. „Das ist eher etwas für den Weihnachtsmarkt, auf dem die Kunden draußen sein wollen. Hier haben wir ein ganz anderes Klientel“, findet er. Außerdem lohne sich eine Anschaffung nicht, wenn es nur für ein Jahr eine Genehmigung gibt und der Heizer die Jahre darauf im Keller fristen muss. Durchhalten ist deshalb seine Devise.
Patrick Weigert, Café Rose
Patrick Weigert vom Café Rose sieht ebenfalls kritisch auf die kommenden kalten Tage. In den letzten Wochen sei es in seinem Café noch gut gelaufen, viele Menschen säßen gerne draußen. Den Abstand von 1,5 Metern zwischen den Tischen versuche er gewissenhaft umzusetzen, sagt Weigert.

Doch die letzten schönen Sommertage liegen bereits hinter uns und im Cafés selbst sieht es schon wieder anders aus. Um die Abstände einhalten zu können, hat Weigert viele Tische abbauen müssen. Heizpilze für eine weitere Bewirtung im Außenbereich wird er trotzdem nicht nutzen. „Wo kriege ich die denn her?“, fragt er. Denn erst einmal müsse er einen solchen Heizpilz finanzieren und wisse dann nicht wie lange er ihn dann nutzen darf. „Das ist eine gut gemeinte Aktion“, findet er. Ihm nutzt sie allerdings nichts. Er setzt da lieber auf Decken.
Franziska Dammert, Café Dammert
Noch nicht sicher, ob in den Cafés der Familie Dammert in Villingen und Schwenningen Heizpilze über den Winter laufen werden, ist sich Franziska Dammert. Denn auch sie sagt: „Wenn wir den Heizpilz nur kurze Zeit nutzen können, dann war das Geld quasi umsonst.“ Da beide Cafés aufgrund der Corona-Pandemie Verluste erlitten hätten, sei das eine Investition, die gut überlegt sein muss. Auch eine Corona-Strafe von 800 Euro habe stark zu Buche geschlagen, so Dammert.

Diese habe gezahlt werden müssen, weil auf dem Kontaktformular die Enduhrzeit eines Besuchs nicht aufgedruckt war. Eine viel zu hohe Strafe für etwas, das ihrer Meinung nach eigentlich keine große Sache ist. Auch sie befürchtet, dass der Herbst mit strengeren Kontaktbeschränkungen einhergehen wird. Doch derzeit sei sie froh, dass wieder ein Stück Normalität eingekehrt ist und hofft, dass das erst einmal so bleibt.