Endlich ist es soweit: Die Grundschulen können ab Montag schrittweise öffnen. Den Eltern fällt ein Stein vom Herzen. Wie sehr viele von ihnen in der Corona-Pandemie an der Schmerzgrenze leben, zeigt die starke Zunahme der Notbetreuung. Inzwischen müssen die Bildungseinrichtungen den Bedarf an Schnelltests der Stadt melden.
Was am Montag passiert

Ein Großteil der Grundschulkinder war nun seit Weihnachten nicht mehr in der Schule, erhielt ausschließlich digitalen Unterricht. Doch das ist für die durchschnittlich Sechs- bis Zehnjährigen nicht immer einfach. Am Montag können viele nun erstmals seit zwei Monaten Klassenkameraden und Lehrer tatsächlich treffen.

An der Villinger Südstadtschule beispielsweise startet jeweils die Hälfte der Klassen eins bis drei mit Präsenzunterricht. Damit soll jeder Klassenlehrer jedes Kind einmal am Tag sehen, erläutert Rektor Elmar Dressel den Zweck dieses Modells. Das bedeute einen enormen Aufwand, im Grunde müssten die Stundenpläne neu geschrieben werden. Dabei geht Dressel davon aus, dass möglicherweise in wenigen Wochen die Schulen bereits wieder ganz öffnen werden.

Keine komplette, aber eine sehr weitgehende Öffnung wird der Schulleiter der Bickebergschule, Alexander Hermann, in die Wege leiten. Hintergrund: Inzwischen seien 50 Prozent der Grundschulkinder in der Notbetreuung. Daher startet Hermann mit jeweils zwei Klassenstufen und vier vollen Stunden am Vormittag. Da die Bickebergbergschule eine Ganztageseinrichtung ist, können sich die Mitarbeiter auch nachmittags um die Kinder kümmern, dann in der Notbetreuung. Nach jeweils einer Woche wird sowohl an der Südstadt- wie auch der Bickebergschule gewechselt.
Zunahme der Notbetreuung

Wie wichtig es für berufstätige Eltern ist, dass ihre Sprösslinge wieder vor Ort unterrichtet werden können, zeigt die starke Zunahme der Notbetreuung. Inzwischen besuchen an der Südstadtschule 88 Kinder (von 350) acht Gruppen der Notbetreuung, berichtet Schulleiter Dressel. Diese Zahl hätte im Lockdown von Woche zu Woche zugenommen. „Viele Eltern gehen auf dem Zahnfleisch„, berichtet er von seinen Gesprächen. Ähnlich sieht es Hermann. Nicht wenige berufstätige Eltern seien an der Schmerzgrenze angekommen. Bei der Bickebergschule macht sich dies so bemerkbar, dass von 145 Grundschulkindern inzwischen 70 in der Notbetreuung untergebracht sind.
Digitale Ausstattung

Nicht alles ist optimal, aber zum Beispiel die Bickebergschule hat kräftig aufgeholt, was allerdings auch am persönlichen Engagement der Lehrer selbst liege, so Hermann. So hätten Lehrkräfte mit Maske Hausbesuche organisiert und den Schülern, die technische Probleme meldeten, vor Ort geholfen. So wurde es möglich, dass sich von den 600 Schülern alle am Online-Unterricht beteiligten, wobei Hermann einräumt, dass die technische Ausstattung sehr unterschiedlich ist: vom Großbildschirm bis zum Smartphone. Hier will er mit den in Aussicht gestellten Leihgeräten der Stadt „die Lücke schließen“. Da sich die Schüler ab Klasse fünf derzeit noch ausschließlich über den Video-Unterricht sehen, müssen sich diejenigen, die nicht daran teilnehmen, entschuldigen. Das klappe sehr gut, sagt Hermann, teilweise sogar besser als vor den Corona-Einschränkungen.
Schnelltest für die Lehrer
Für viele Pädagogen wäre es beruhigend, wenn, wie von der Landesregierung, versprochen zweimal die Woche kostenlose Schnelltests zur Verfügung gestellt werden könnten. Aktuell mussten die Bildungseinrichtungen den Bedarf an die Stadt melden – für die Bickebergschule seien das für die Lehrer bis Ostern etwa 400 Tests, berichtet Hermann. Doch auch das ist kompliziert, weil unterschiedliche Tester benannt werden müssen: Für die Lehrer, da es sich um Landesbeamte handelt, ein eigener ebenso für die städtischen Mitarbeiter (zum Beispiel Sekretärin und Hausmeister) sowie Beschäftigten des Familienzentrums, die an der Schule arbeiten.
Die Sicht der Eltern
Es war für viele keine leichte Zeit, berichtet Violeta Supljina, Elternbeiratsvorsitzende der Südstadtschule. Sie selbst konnte die Notbetreuung in Anspruch nehmen, weil ihr Mann berufstätig sei und sie im Klinikum arbeite. Doch für viele hätten die Kontakte einfach gefehlt, berichtet sie, vor allem wenn es sich um Einzelkinder handelte. Das sei dann sehr hart gewesen. Sie hofft darauf, dass für die Schnelltests bei den Lehrern schnell eine Lösung gefunden werde, denn „die Angst vor der Ansteckung ist eben da“.