Leiser die Glocken nie klingen – Anwohner im Villinger Wohngebiet Goldenbühl sind deswegen derzeit äußerst verwundert. Seit kurzem schlägt hier die Stunde mit deutlich dünnerem Stimmchen. Was ist bloß los mit den Glocken hoch oben im 30-Meter-Turm der katholischen Kirche St. Bruder Klaus?
Die Erklärung ist so simpel wie einleuchtend: Bislang waren die Kirchenglocken nämlich schlicht zu laut. Nach Wartungsarbeiten am Geläut wurden sie überprüft und auf die erlaubten Dezibelwerte eingestellt, erklärt Dekan Josef Fischer die Hintergründe. Je nach Wetter- und genauer Wohnlage, so weiß er, sind die Schläge nun deutlich leiser vernehmbar.
70 Dezibel beträgt nachts der Grenzwert für kurzzeitige Geräusche – dazu zählt der Stundenschlag – in allgemeinen Wohngebieten wie dem Goldenbühl. Dies entspricht ungefähr dem Lärmpegel eines normalen Gespräches. Tagsüber dagegen darf die Lautstärke bei 85 Dezibel liegen, dahinter verbirgt sich der Geräuschpegel einer belebten Straße oder einer Baustelle.
Rico Richter ist bei der Firma Schneider Turmuhren und Glockentechnik aus Schönwald zuständig für die Planung und Projektierung solcher Instandsetzungsarbeiten. Er kennt sämtliche Details der Glocken von St. Bruder Klaus.
Schon im Jahr 2012, erzählt Richter, sei nach einem Glocken-TÜV mit dem Glockensachverständigen des Erzbistums Freiburg ein Maßnahmenkatalog für das Geläut der Kirche im Goldenbühl erstellt worden. Ein Bestandteil: Die Uhrschläge, für den Nachtbetrieb deutlich zu laut, sollten in Zukunft leiser daherkommen. Bis das nötige Geld für die Arbeiten zusammen war, dauert es jedoch eine ganze Weile – 2024 konnten sie endlich starten.
„In vielen Gemeinden wurde der Glockenschlag nachts ganz abgestellt“, weiß Rico Richter. Dies jedoch sollte in St. Bruder Klaus nicht passieren, daher wurde nach anderen Lösungen gesucht.
Deshalb wurde ganz einfach die zuständige Glocke getauscht: Statt der großen, stolze 2366 Kilogramm schweren Glocke ist für das Stundengeläut jetzt ein deutlich kleineres Exemplar zuständig. Es wiegt lediglich 918 Kilogramm und hat eine leisere und etwas höhere Stimme. Fünf Glocken gehören insgesamt zum Geläut von St. Bruder Klaus.
Dass es nämlich durchaus nicht unproblematisch ist, wenn plötzlich nachts der Uhrschlag komplett abgestellt wird, bestätigt Johannes Wittekind, Leiter der erzbischöflichen Glockeninspektion. Hier gebe es oft heftige Reaktionen von Menschen, die das Geräusch der Glocken nun vermissen, erzählt er.
Ein Geräusch, das der langen Nacht Struktur gibt
Gerade für Kranke oder andere Personen, die unter Schlaflosigkeit leiden, sei diese nächtliche Struktur wichtig. Seit vielen Monaten sind zudem die Glocken im Turm der benachbarten evangelischen Markus-Gemeinde verstummt: Wegen Baumängeln wurde dieser Turm längst komplett gesperrt.

Ob Glocke Nummer drei hoch oben im Kirchturm von St. Bruder Klaus den nächtlichen Uhrschlag nun in der erwünschten Lautstärke produziert, hat der Glockensachverständige nach der Renovierung dieser Tage vor Ort in Villingen exakt überprüft.
Mit seinem hochsensiblen Mikrofon war er zunächst auf dem Kirchplatz zugange, später auch oben direkt am Geläut. Mit folgendem Ergebnis: „Die Sanierung der Läuteanlage ist in vollem Umfang gelungen. Aus Sicht der Glockeninspektion können die Arbeiten zur Abnahme empfohlen werden“, sagt Johannes Wittekind.

Aber was macht jetzt eigentlich die stolze große Glocke von St. Bruder Klaus, nachdem für den Stundenschlag jetzt eine andere zuständig ist? Das mächtige Exemplar ist natürlich nicht komplett verstummt. „Sie läutet noch immer, zum Beispiel zum Gottesdienst“, weiß Rico Richter.