Die Lage ist prekär: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen in diesem Jahr in Baden-Württemberg 57.600 Kitaplätze und 16.800 Fachkräfte. Auch in Villingen-Schwenningen kämpft man mit diesem Problem. Abmilderung ist jetzt in Sicht.

Kikitz kann an den Start gehen

Der Gemeinderat hat am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass die Villinger Kikripp Betriebsgesellschaft gGmbH einen zweigruppigen Naturkindergarten namens Kikitz im Stadtwald unweit des Kurgebiets eröffnen darf. 40 Kinder können hier mittelfristig in zwei Gruppen betreut werden. Die Architektenpläne liegen bereits in der Schublade. Sobald die bau- und forstrechtlichen Genehmigungen vorliegen, kann es losgehen.

2011 als Tagespflege in einer Dreizimmerwohnung gegründet, ist die Kikripp mittlerweile eine der großen Kitas in VS. 80 Kinder von Null ...
2011 als Tagespflege in einer Dreizimmerwohnung gegründet, ist die Kikripp mittlerweile eine der großen Kitas in VS. 80 Kinder von Null bis sechs Jahren werden in sechs Gruppen betreut. | Bild: Göbel, Nathalie

Kikripp-Geschäftsführerin und Leiterin Marisa Faißt-Neininiger ist überglücklich über die Zustimmung aus dem Gremium. Auch bei der Stadtverwaltung und allen zuständigen Ämtern sei die Idee auf viel Wohlwollen gestoßen.

Das bauliche und pädagogische Konzept haben Marisa Faißt-Neininger, ihre Stellvertreterin Patricia Röhrl und Naturpädagogin Maike Fechner bereits im Frühjahr erstellt. Verschiedene Erzieherinnen hätten sich dazu auch in den Waldkindergärten in der Region umgehört und für das Vorhaben viele wertvolle Tipps bekommen.

So ähnlich soll der Kikripp-Ableger Kikitz aussehen. Die Kinder werden sich vorwiegend im Wald aufhalten, bei schlechtem Wetter stehen ...
So ähnlich soll der Kikripp-Ableger Kikitz aussehen. Die Kinder werden sich vorwiegend im Wald aufhalten, bei schlechtem Wetter stehen ihnen Übersee-Container zur Verfügung. Bild: Nathalie Göbel | Bild: Göbel, Nathalie

Die Besonderheit: Der neue Naturkindergarten wird eine Ganztagsbetreuung anbieten. Daher werden die Kinder nicht nur einen Unterschlupf zur Verfügung haben, sondern eine Art Tiny House, gebaut aus mit Fenstern ausgestatteten Überseecontainern. Darin: Gruppen- und Schlafräume, Toiletten, fließend Wasser und Stromanschluss.

Container bieten Schutz bei Sturm

Die Container haben den Vorteil, dass sie auch bei Sturm Sicherheit bieten: „Sie sind so gebaut, dass im Hafen auch ein Kran auf sie krachen könnte“, sagt Marisa Faißt-Neininger.

Vorgaben zum Ganztagsbetrieb

Dass der Naturkindergarten auf eine größere bebaute Fläche setzt, hat einen bestimmten Grund: Für den Ganztagsbetrieb müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Beispielsweise muss ein Pausenraum für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgehalten werden.

Marisa Faißt-Neininger vor der Kikripp. Dort bestehen aktuell sechs Gruppen. Mit dem Ableger Kikitz sollen es mittelfristig zwei Gruppen ...
Marisa Faißt-Neininger vor der Kikripp. Dort bestehen aktuell sechs Gruppen. Mit dem Ableger Kikitz sollen es mittelfristig zwei Gruppen mehr werden. | Bild: Göbel, Nathalie

Nicht zuletzt haben die Container den Vorteil, dass der Bau relativ schnell erfolgen kann, sobald die entsprechenden Genehmigungen vorliegen. Denn der Bedarf an Kitaplätzen ist immens. Sie weiß von den Dramen, die sich in Familien abspielen, wenn die Elternzeit endet, die Rückkehr in den Job geplant ist – und der Betreuungsplatz fehlt.

Übergangslösung wird genehmigt

Auch die Kikripp selbst bekommt das zu spüren. Nicht alle Krippenkinder aus den U3-Gruppen konnten zunächst einen Platz in einer der Ü3-Gruppen bekommen.

„Weil wir zum Glück eine gute Personalsituation haben, haben uns die Stadt und der KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales) nun eine zeitweilige Überbelegung für zwölf Kinder genehmigt“, sagt Marius Neininger, der sich mit seiner Frau die Geschäftsführung teilt.

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Sobald die erste Kikitz-Gruppe in Betrieb geht, können diese zwölf Kinder dort aufgenommen werden – plus acht weitere, die über die zentrale städtische Vormerkstelle vermittelt werden. Zum Kindergartenjahr 2024/25 soll dann die zweite Kikitz-Gruppe an den Start gehen.

Naturidylle vor der Kikripp mit eigenen Johannisbeeren im Garten. Im Villinger Stadtwald wird als Ableger eine weitere Kita in einem ...
Naturidylle vor der Kikripp mit eigenen Johannisbeeren im Garten. Im Villinger Stadtwald wird als Ableger eine weitere Kita in einem Tiny House eröffnen. | Bild: Göbel, Nathalie

„Wir wollen nicht gleich mit zwei Gruppen starten“, sagt Marisa Faißt-Neininger. Die Arbeit im Wald solle sich erst einmal einspielen, Team und Gruppe sich finden. Die vierfache Mutter ist froh, für das Projekt grünes Licht bekommen zu haben.

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Zuzug befeuert die Nachfrage

„Wir haben super viele Familien in der Stadt und einen enormen Zuzug. Teilweise rufen uns Leute aus Heidelberg, Stuttgart und München an und fragen nach Plätzen.“ Marisa Faißt-Neininger hat die Kikripp 2011 als Tagespflege gegründet, weil sie damals selbst keinen Betreuungsplatz für ihren Sohn fand.

„Da ist ordentlich Druck im Kessel“

Wenn die Kikripp jährlich im Frühjahr Zu- und Absagen verschickt, hat sie nicht selten emotionsgeladene Eltern am Telefon: Die einen, die ihr Glück kaum fassen können und die anderen, die verzweifeln. „Da ist ordentlich Druck im Kessel.“