Laternen-Parkplätze werden in Villingen-Schwenningen künftig besonders begehrt sein. Die Stadtverwaltung will die Leuchten jetzt so ausstatten, dass Surfen im Internet für City-Besucher unbegrenzt und kostenfrei möglich ist.
Schwenningen hat die Nase vorn
VS-freeWifi – so heißt das Netz, das die Stadtverwaltung nun entschieden über die Innenstädte von Villingen und Schwenningen ausrollen will. Die Behörden setzen damit – im März 2022 – einen Ratsbeschluss aus dem Oktober 2019 um. Vor allem in Villingen. Hier, so geht es aus einem Papier des Rathauses hervor, werde „flächendeckend und bandbreitenstark“ mobiles Internet angeboten.

Während in Schwenningen im April 2021 ein Versuch am Marktplatz gestartet wurde, hinkt die Verwaltung in Villingen offenkundig hinterher. Das mobile Internet solle nun aber bald nutzbar sein, heißt es weiter.
Die Stadt will besucherfreundlicher werden
Die Stadt Villingen-Schwenningen akzentuiert das künftige Angebot im Rahmen des Stadtmarketings. Allerdings: Der private Markt ist hier längst viel weiter: In beiden VS-Innenstädten gibt es zahlreiche Anbieter, die kostenlosen Zugang zum Internet bieten. Für Gastronomen ist das seit Jahren fast schon ein Muss, Kunden der Wirte wollen und müssen beim Mittagessen oder abends in der Bar im Regelfall gut erreichbar sein.

In VS wird das Datennetz zum City-Surfen von der Firma Stiegeler bereitgestellt. Stiegeler ist der Anbieter, mit dem der Landkreis beim Angebot eines Glasfaseranschlusses für jeden Haushalt zusammenarbeitet.
Das schnelle Internet und die stockenden Baustellen
In der Villinger Innenstadt kamen hier die Tiefbauarbeiten zuletzt nicht wie erhofft voran. Teils mit jahrelanger Verspätung werden einzelne Straßen oder ganze Wohnbezirke bearbeitet. Zum Teil liegen diese Verzögerungen an Problemen bei der Bearbeitung der Zuschussanträge durch Land und Bund.

Hinter dem Internetzugang durch die Straßenlaternen steckt ein größerer Plan. VS-Oberbürgermeister Roth drängt seit seinem Amtsbeginn aufs Tempo bei der Digitalisierung. Diese Wunschvorstellungen werden nun allerdings durch die Realitäten eingebremst. Die Corona-Jahre 2020 und 2021 gelten dabei noch als vorübergehender Faktor. Inwieweit sich die Problematik mit hochpreisigen Tiefbauarbeiten und einem zunehmenden Mangel an Anbietern auf diesem Sektor auflösen lassen wird, ist im Frühjahr 2022 nicht absehbar.
Das Ziel Smart City wird bekräftigt
Nichtsdestotrotz heißt es zum Jahresbeginn schwungvoll von der Stadtverwaltung: „Mittelfristig wird durch den weiteren Einsatz von Digitalisierung und Technik sowie die Vernetzung bestehender Angebote und Anwendungen die Entwicklung der Stadt hin zu einer Smart City vorangetrieben“, formuliert das Rathaus jetzt in einem Positionspapier.
Die Neuerung liegt dabei im Detail: „Mittelfristig“ meint im Geschäftsleben einen Bereich von mehreren Jahren. Ziel der Smart City VS ist es unter anderem, etwa digitale Stadtführungen per App anzubieten. Das soll so funktionieren. Wer sich beispielsweise im Münster vor den Altar stellt soll dann über Handy oder Tablet eine Erklärung zur Bedeutung der Kunstschätze hören können, ohne weiteres Zutun.
Wie mit dem Audio-Guide im Museum
Bewegt sich der Besucher dann weiter Richtung Obere Straße, so ist dort zum Beispiel im Bereich des Sudhauses der nächste Stopp denkbar. Hier könnte der Vortragsabschnitt über die Villinger Hinterhäuser beginnen. Die großen alten Scheunengebäude waren den Hauptstraßen-Anwesen zugeordnet und vielfach als Lager konstruiert. Ein Gebäude dieser Art ist die Villinger Zehntscheuer.

Alle Bemühungen dieser Art haben zwei Stoßrichtungen: Tourismusförderung und Kaufkraftbindung in den Zentren. Die Stadtverwaltung schafft diese Herausforderung nicht mit dem vorhandenen Personalbestand. Aktuell laufen Einstellungsgespräche für einen sogenannten City-Manager.
Was kann ein City-Manager für zwei Citys erreichen?
Aufgabe dieser Position soll es sein, sinnvolle Aktivitäten zu entwickeln, die Handel und Gastronomie stärken. Städte wie das Oberzentrum stehen zusehends unter Attraktivitäts-Druck. Freiburg, Zürich, Stuttgart oder auch Metzingen sind binnen einer Stunde erreichbar.
Der neue City-Manager soll die Aktivitäten von Stadt und Gewerbeverband Oberzentrum verstärken. Eine der Herausforderungen des neuen City-Managers wird es sein, die Innenstädte Villingen und Schwenningen individuell zu bespielen.
Zuletzt hatte sich VS-Wirtschaftsförderer Matthias Jendryschik zu den beiden Handelszentren geäußert. Schwenningen sei durch viele schwer behebbare Leerstände im Frühjahr 2022 geschädigt. Zu den Villinger Leerständen von Ladengeschäften im Zentrum sagte er etwas anderes. Hier sei „bei jedem Leerstand Musik drin“, es gebe jeweils zahlreiche Anfragen.
Das Projekt kostenloses Internet in VS stieß auch bereits auf Widerspruch: