Still und leise plant das Regierungspräsidium das bedeutsamste Straßenbauprojekt nach der Jahrtausendwende in der Region VS. Die Querspange der Bundesstraße 523 vom Neuen Markt Richtung Mönchweiler soll nun zwei konkrete Zu- und Abfahrten bekommen.
Das Projekt hat ein Millionen schweres Problem
Wann die Strecke gebaut werden kann, das ist offen, Was sie kostet, war einstmals kalkuliert und mit 25 Millionen Euro taxiert. Diese Erwartung ist durch das Marktgeschehen heute völlig hinfällig. Experten rechnen mit mindestens doppelt so hohen Aufwendungen. Bezahlen muss die Querspange der Bund, betroffen ist das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, das nun unter FDP-Führung von Volker Wissing steht.
Neue Konturen nimmt die Ausgestaltung der Strecke an. Erstmalig überhaupt gibt es nun auf Nachfassen dieser Redaktion konkrete Angaben, wie die bedeutsame Strecke vom Mönchsee über Wiesen- und Ackerland zum Neuen Markt vor Villingen mit den Verkehrsströmen in der Stadt korrespondieren soll. Zwei Zu- und Abfahrten werden nun im Bereich Villingen eingeplant, sagt Matthias Henrich, der Stellvertretende Pressesprecher der Behörde in Freiburg.
Diese zwei Orte sind von den Anschluss-Straßen betroffen
Erstmalig benennt das Regierungspräsidium zwei Straßen und Routen, die möglicherweise Zu- und Abfahrten auf die Querspange erhalten sollen.
Einerseits ist das die Landesstraße 178. Gemeint ist die Verlängerung der Obereschacher Straße aus Villingen heraus in Richtung des Stadtteils. Nach dem zweiten Kreisel in Richtung stadtauswärts kreuzt die Obereschacher Straße die geplante Querspange. Aus Obereschacher Sicht: Noch vor dem ersten Villinger Kreisverkehr wird nun konkret eine Anbindung untersucht.

Zweitens wird die Kreisstraße 5709 für eine solche Zu- und Abfahrt jetzt konkret geplant. Dabei handelt es sich um die Strecke von Kappel über Nordstetten bis zum Villinger Schwalbenhaag an der Wieselsbergstraße. Die nun vorgesehene Kreuzung liegt vor dem Bereich Weilersbach und nach Nordstetten bei den Gewannen Kapellenäcker und Hohwald.
Noch werden die beiden angestrebten Anschluss-Varianten geprüft
Anders ausgedrückt: Ab dem Villinger Friedhof soll es geradeaus über Nordstetten zur Querspange gehen. Und zwischen der Conti-Rückseite und dem Wohngebiet Haslach geht es auf der Obereschacher Straße geradeaus Richtung Querspange, die Kreuzung hier liegt an der Sommertshausener Halde.

Für diese beiden Villinger Anschlüsse laufen laut Henrich nun die Untersuchungen. Die Behörde zählt die Verkehrsbelastung und berechnet die sich daraus ergebenden Attraktivitäts-Gewinne für die Querspange, die mit den beiden nun benannten Anschluss-Strecken möglichst viel Villinger Verkehr schnell auf die Querspange ziehen soll. Der Sprecher des Präsidiums wörtlich: „Sobald uns diese Ergebnisse vorliegen und ein deutlicher Mehrwert zu attestieren ist, werden wir uns mit der weiteren planerischen Einbindung auseinandersetzen.“
Hinweis auf nächsten Planungsschritt
Das bedeutet: Die jetzt benannten Zu- und Abfahrtsstrecken von der neuen Querspange sind weder projektiert und erst recht nicht beschlossen. Aber: Sie zeigen den nächsten Planungsschritt auf, wie die Behörde sich voranarbeiten möchte. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass es bei diesen beiden Villinger Abschluss-Strecken bleibt.

Augenfällig auch: Eine früher andebattierte Wunschanbindung aus Villingen am Gewerbegebiet Salzgrube im Bereich von IMS Gear ist derzeit nicht in den Planungsschritten vorgesehen. Zuletzt hatte es geheißen, dass die Stadt Villingen-Schwenningen diese Zufahrtsstrecke planen und bezahlen müsste.
Bereits vorab heftiger Streit in zwei Orten
Zuletzt hatte es bereits in zwei Stadtbezirken teils persönlich eingefärbten Streit gegeben. In Obereschach hatten sich Ortsvorsteher Klaus Martin und der Ortschaftsrat mit dem Thema befasst. Martin hatte in der Folge gegenüber dieser Zeitung erklärt, entweder Obereschach bekomme zwei Anschlüsse oder gar keinen. Mit einem sei man nicht zufrieden.
In Nordstetten hatte sich der langjährige Stadtrat Ernst Reiser positioniert. Er verwahrte sich vor über einem halben Jahr bereits energisch dagegen, dass die Strecke über Nordstetten ein Querspangen-Zubringer werde. Reisers Haus steht direkt an dieser Straße.
Nicht zuletzt ist die Ausgestaltung eines neuen Knotenpunktes eine große Herausforderung. Vor dem Villinger Kurgebiet trifft die neue Querspange südlich des Mönchsees auf die Bundesstraße 33. Es gebe hierzu aktuell noch, so Henrich, „mehrere Varianten“, die entwickelt worden seien. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auch auf dem sensiblen Mönchsee, der sich unmittelbar im Bereich des Anschlusses befindet. Henrich weiter: „Diese Lösungsmöglichkeiten des Anschlusses gilt es aktuell abzustimmen, da dies einen maßgeblichen Einfluss auf die Verkehrsuntersuchung hat.“
Zuletzt war bereits klar, dass die Route von Mönchweiler auf die Querspange und umgekehrt von der Querspange in Richtung Mönchweiler und St. Georgen die Hauptstraße sein soll. Die heutige Bundesstraße durch Villingen mit ihrem Tempo-80-Bereich werde untergeordnet. Erwartet werden hier größere Brückenbauwerke für weitgehend kreuzungsfreien Verkehrsfluss auf der stark befahrenen Ost-West-Verbindung von Schaffhausen über Donaueschingen, St. Georgen, Triberg bis nach Offenburg.
Der neue Bundesstraßen-Knotenpunkt vor dem Villinger Kurgebiet wird nach Meinung von Verkehrsexperten dazu führen, dass die Peterzeller Straße aus Villingen eine der Hauptzufahrten auf die Autobahn werden wird. Auch der Bereich des Bregtals wird vermutlich hier an Tannheim und Pfaffenweiler vorbei nach Villingen einfahren und geradeaus auf die neue Querspange auffahren.
Wie bewegt sich künftig der Verkehr Richtung Schweiz?
Eine der spannenden Herausforderungen künftiger Verkehrslösungen wird auch sein, inwieweit es gelingt, Verkehr aus Offenburg und St. Georgen in Richtung Schweiz über die Querspange auf die Autobahn nach Singen zu leiten. Gelänge dies, wären beispielsweise die Villinger Wohngebiete Steppach und Kopsbühl von starken Verkehrsbelastungen auf der Bundesstraße 33 befreit.