Villingen soll endlich eine Umgehungsstraße erhalten. Die sogenannte Querspange ist als Straßenneubau von der Bundesstraße 33 und dem Mönchsee aus zur Bundesstraße 523 am Neuen Markt seit Jahrzehnten geplant. Das Projekt gerät nun, Jahre vor einer angestrebten Realisierung, auf die politische Holperstrecke.

Stadteinwärts geht es hier in Villingen künftig in fast gerader Linie von der Autobahn. Die Peterzeller Straße (unser Bild) wird künftig ...
Stadteinwärts geht es hier in Villingen künftig in fast gerader Linie von der Autobahn. Die Peterzeller Straße (unser Bild) wird künftig zum neuen Bundesstraßenknoten am Mönchsee geführt. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Klar ist zwischenzeitlich, dass die Lösung für den Verlauf der Hauptroute wohl gefunden ist. Die Straße, die St. Georgen und Mönchweiler mit der Autobahn verbinden soll, wird wohl weiträumiger um den Mönchsee geführt, als bislang angenommen. Aus Plänen, die dieser Redaktion vorliegen, geht hervor, dass es südlich vom See, damit auf der Villinger Seite des Mönchsees, den Knotenpunkt geben wird. Hier wird nach Erkenntnissen dieser Redaktion auch die neue Zufahrt ins Kurgebiet abschleifen.

So werden die Villinger Verkehrsströme neu gelenkt

Das hat Bedeutung unter anderem für die Villinger Verkehrsführung. Die Peterzeller Straße – vorbei am gerade abgerissenen Saba-Hauptgebäude – wird damit der Villinger Zubringer zur Autobahn. Die neue Route wird hier fast durchgängig aus Villingen geradeaus hinter dem Continental-Werk vorbei auf die Bodenseeautobahn (A81) führen, aber auch für den Verkehr aus dem südlichen Kreisgebiet, etwa von Wolterdingen und dem Bregtal. Hier kann sich die Route an Tannheim und Pfaffenweiler vorbei via Peterzeller Straße als Direktspur zur Autobahn anbieten.

Hier kommt die neue Querspange der B 523 von der Autobahn auf Villingens Norden zu. Die Peterzeller Straße soll an den neuen Knotenpunkt ...
Hier kommt die neue Querspange der B 523 von der Autobahn auf Villingens Norden zu. Die Peterzeller Straße soll an den neuen Knotenpunkt geführt werden. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Die neue Strecke aus dem Schwarzwald heraus über die Querspange zu Neuem Markt und Autobahn 81 wird die künftige Hauptroute sein. Die heutige B 33 durch Villingen wird am Kreuzungspunkt untergeordnet. Dies soll den Verkehrsfluss auf die Autobahn beschleunigen. Gegen den ungehemmten Verkehrsfluss spricht wiederum die Zahl der Zu- und Abfahrten. Je mehr Kreuzungspunkte es geben wird, desto langsamer wird die Fahrt, aber umso besser ist die Verkehrsentlastung in den umliegenden Gebieten. Je weniger Zu- und Abfahrten es gibt, umso schneller ist die Fahrt zur Autobahn, umso weiter müssen Autofahrer aber durch Stadtgebiet kurven. Hier einen Mittelweg zu finden, ist mit die Hauptaufgabe der Planer.

Vor allem in Mönchweiler machen sich viele Hoffnungen

In Mönchweiler könnte ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Endlich Lärmschutz zur Bundesstraße. Seit Jahrzehnten wird dafür gefochten, bislang ergebnislos. Aber: Bürgermeister Fluck (CDU) gilt als Vize-Kreisvorsitzender seiner Partei als gut positioniert. Die B 523 Ortsumfahrung Villingen wurde vor wenigen Jahren im aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030 im vordringlichen Bedarf mit voraussichtlichen Gesamtkosten von 25,9 Millionen Euro eingestuft. Diese Summe gilt heute als völlig überholt. Der zweifache Preis wird wohl mindestens fällig, auch angesichts exorbitanter Baukostensteigerungen in den letzten Jahren. Und: Was die Zu- und Abfahrtswünsche entlang der Strecke kosten können, dazu existieren nicht einmal Vermutungen.

Der Mönchsee und seine Südseite (vorne). Hier wird vom oberen Bildrand kommend die neue Querspange der B 523 auf die B 33 (diagonal im ...
Der Mönchsee und seine Südseite (vorne). Hier wird vom oberen Bildrand kommend die neue Querspange der B 523 auf die B 33 (diagonal im Bild) treffen. Hauptroute wird die Querspange und die Fortführung der Strecke in den Schwarzwald nach Mönchweiler (oben, Bildmitte) und St. Georgen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Der Einmündungsbereich der Querspange in der B 33 wird aus zwei Gründen nahe der heutigen Abfahrt Kurgebiet/Mönchweiler vorgesehen. Hier gibt es auf dem angrenzenden Gelände viel Platz und die Streckenführung der Querspange verläuft sanfter an den Biotopgebieten am Mönchsee vorbei.

In zwei Ortschaften gibt es Wünsche und Sorgen

Wo es Zu- und Abfahrten auf die Querspange geben wird, ist bereits heute ein umstrittenes Thema. Im Ortschaftsrat von Obereschach machte der Ortsteil zuletzt seine eigentlich lange bekannte Position noch einmal deutlich. Der Teilort, so fasste das jetzt noch einmal Ortsvorsteher Klaus Martin (CDU) zusammen „will zwei Zufahrten zur neuen Querspange. Bekommen wir nur eine zugesprochen, verzichten wir lieber komplett“.

Der Mönchsee und seine Biotope sollen mit diesen Streckenführungen so gut wie möglich geschont werden. Das See-Areal ist heute noch ein ...
Der Mönchsee und seine Biotope sollen mit diesen Streckenführungen so gut wie möglich geschont werden. Das See-Areal ist heute noch ein Naherholungsgebiet. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Die Obereschacher Muskelspiele sorgen für Wellenschlag. Bislang hat nämlich Obereschach tatsächlich nur eine Anbindung in Planung. Diese soll im Bereich der Ziegelei abzweigen. Die zweite Zufahrt war bislang über das Drachenloch vorgesehen. Diese Variante ist aber vom Tisch. Die Strecke ist an dieser Stelle vom Lämmlisgrund aus recht lange und teuer. Zu teuer. Und damit unrealisierbar. Nach Informationen des SÜDKURIER gibt es dafür aus Sicht der Stadt VS handfeste Gründe. Die Stadt müsste die Zufahrt sicher selbst bezahlen. Ein paar Millionen sind da rasch verbaut. Die Strecke wäre etwa 1,5 Kilometer lang. Zu bauen wäre auch eine teure Zu- und eine teure Abfahrt. Vor allem: Eine so lange Straße benötigt ein eigenes Planfeststellungsverfahren. Das heißt im Klartext: Etwa zehn Jahre Dauer. Als sicher gilt auch: Die gedachte Route der Drachenlochstrecke führt über Wiesen und Ackergebiet. Es werden viele Probleme beim Genehmigungsversuch erwartet.

Wird Nordstetten zum Obereschacher Autobahnzubringer?

Deshalb gibt es nun Überlegungen, in Nordstetten eine zweite Abfahrt für die Befriedigung der Obereschacher Wünsche auszuweisen. In Nordstetten allerdings baut sich bereits Protest auf. Wortführer ist Ernst Reiser. Der Altstadtrat der Freien Wähler soll, so berichten es Obereschacher Bürger, auf dem Sportplatz in Obereschach dazu schon einen markanten Auftritt hinter sich haben. Reiser will wegen Obereschach keinesfalls mehr Verkehr in Nordstetten. Er kündigt an, gegen solche Pläne zu protestieren, „und zwar richtig“. Reiser räumt auch ein, dass er sich „wahnsinnig über die Obereschacher ärgert“. Hier leben auch Menschen, sagt er für die 120 Bewohner von Nordstetten. Reiser regt sich bereits heute auf: „Bei uns darf man nicht mal neu bauen im Ort und dann wird hier eine Autobahnzufahrt angelegt. Das gibt´s doch nicht!“

Hier in der Bildmitte soll der Neue Verkehrsknotenpunkt liegen, wo die Querspange der B 523 (im Bild von rechts) auf die B 33 (oben am ...
Hier in der Bildmitte soll der Neue Verkehrsknotenpunkt liegen, wo die Querspange der B 523 (im Bild von rechts) auf die B 33 (oben am Bildrand das südliche Gewerbegebiet von Mönchweiler) trifft. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Der oft schon rebellische Altstadtrat aus Nordstetten hat bereits seine erste Attacke in Obereschach gezündet. Auf dem Sportplatz soll er sich mit einem ortsansässigen Volksvertreter am Wochenende nach der Ortschaftsratssitzung derart gestritten haben, dass die Kunde zu diesem Auftritt durch den Ort gereicht wurde. Reiser räumt auf Nachfrage ein, dass er vor Ort Verantwortliche für Obereschachs Haltung konfrontiert habe. „Da ist es aus mir halt rausgeplatzt“, sagte er später gegenüber dieser Redaktion. Er wolle mit Obereschach im Gespräch bleiben „aber nicht mit dem dortigen Ortsvorsteher“. Ihm zürnt Reiser besonders. Klaus Martin gilt als CDU-Mitglied gut in die Bundespolitik vernetzt. Reiser hat in Nordstetten nicht einmal die Plattform eines Ortschaftsrats. Kenner der Lage schätzen diese Konstellation so ein, dass sich Ernst Reiser zum Schutze Nordstettens deshalb nur noch mehr ins Zeug legen könnte.

Weshalb die Drachenloch-Strecke zur Querspange vom Tisch scheint

Reiser hat auch andere Fakten. Es geht um das Gewerbegebiet Salzgrube 2. Die Salzgrube ist bislang zu einem Teil angelegt, das Drachenloch schleift als Stichstraße zwischen der neuen Tankstelle und IMS Gear ab. Die Salzgrube, so erinnert sich Reiser, sei bei der Erschließung mit einer zweiten Zufahrt geplant geworden. Der Drachenloch-Route zur B 523. „Wie jetzt die Salzgrube auch die Drachenloch-Straße geplant und genehmigt werden kann, das will ich mal sehen“, formuliert er scharf.

Reiser sagt, die Drachenloch-Anbindung sei „das Richtige für Obereschach und Nordstetten. Deshalb muss diese Straße her und nix anderes“, sagt er Mitte September.

Das Regierungspräsidium plant derweil das Projekt in aller Stille – und wenig transparent. Ein Ausstecken der geplanten Strecken gibt es bislang nicht. Dies wird bereits jetzt bemängelt. Zum Beispiel von Klaus Martin. Klar ist: Die Querspangen-Planung wird ein immer heißeres Eisen – für die Politik, vor allem aber für die Bürger.

Unter anderem zu den zeitlichen Perspektiven des Vorhabens geht es in diesem Beitrag:

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