Mit dem Bau der Nordumfahrung Villingens wird es langsam ernst. Im nächsten Jahr soll die Streckenplanung für die künftige Trasse der Bundesstraße 523 beginnen. Es geht um den „Lückenschluss“ zwischen dem Schwarzwald-Baar-Center und dem Anschluss an die B 33 beim Mönchsee. Hinter den Kulissen laufen bereits entsprechende Bemühungen der Stadt. Es geht um Grundstückskäufe auf Gemarkung Obereschach.

Äcker, Grünland und Wald

Diese Woche hat sich der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung mit dem Thema beschäftigt. Nach SÜDKURIER-Informationen aus gewöhnlich gut unterrichten Kreisen haben zwei Grundstückseigentümer auf Obereschacher Gemarkung ihr Interesse bekundet, größere Flächen an die Stadt zu verkaufen, damit der erwähnte neue Straßenabschnitt gebaut werden kann. Insgesamt geht es dabei um über 20 Hektar. Es handelt sich um Acker- und Grünland und um Waldflächen.

Zustimmung signalisiert

Die Stadt ist bereit, für den Erwerb eine namhafte Summe auszugeben. Das Landwirtschaftsamt, das als Kontrollorgan bei der Entwidmung landwirtschaftlicher Flächen fungiert, hat der Stadtverwaltung mittlerweile die erforderliche Genehmigung für den Direktkauf der landwirtschaftlichen Flächen in Aussicht gestellt mit der Begründung, dass der Lückenschluss der B 523 im allgemeinen volkswirtschaftlichen Interesse der Gesamtstadt liege.

Noch ist hier keine Geradeausfahrt möglich: Die Bundesstraße B 523 endet abrupt beim Schwarzwald-Baar-Center und führt dann durch ...
Noch ist hier keine Geradeausfahrt möglich: Die Bundesstraße B 523 endet abrupt beim Schwarzwald-Baar-Center und führt dann durch Villingen. | Bild: Hahne, Jochen

Das Liegenschaftsamt der Stadt schlägt dem Gemeinderat jetzt vor, die nicht für die Straße benötigten Flächen zum einen für Ausgleichsmaßnahmen zu verwenden, die für den Straßenbau geleistet werden müssen, zum anderen den verdrängten Haupterwerbslandwirten zur Pacht oder zum Kauf anzubieten. In diesem Sinne soll das Liegenschaftsamt nun in die Verhandlungen mit den Verkaufswilligen gehen. Unbekannt ist, wie viele Grundstücke die Stadt noch erwerben muss für diesen Straßenbau.

Gegensätze seit Jahrzehnten

Das Beispiel zeigt, wie konkret die Vorbereitungen für diesen Bundesstraßenbau bereits laufen, der seit den 80er-Jahren für Diskussionen sorgt. Vor über zehn Jahren hat sich eine Interessensgemeinschaft „Lückenschluss B 523„ formiert, die in Stuttgart und Berlin politisch Druck macht, damit diese paar Kilometer Bundesstraße endlich gebaut werden. Für die Doppelstadt geht es vor allem um eine Nordumfahrung Villingens. Denn ein Großteil der Zufahrt zur Autobahn A 81 verläuft bisher durch Villinger Stadtgebiet. Auf den Zubringern droht der Verkehrsinfarkt. Unterstützt wird das Oberzentrum durch die heimische Wirtschaft sowie die Gemeinden im nördlichen Kreisgebiet, die eine schnelle Anbindung an die Autobahn wünschen. Widerstand kommt indes seit Jahren von einigen Anwohnern im Wohngebiet Haslach, die keine neue Bundesstraße vor ihrer Haustüre wollen, und von Naturschützern, die die weitere Zerschneidung von Wald und Flur ablehnen.

Forderungen aus Obereschach

Durch politische Lobbyarbeit ist das Projekt inzwischen in die höchste Dringlichkeit des Bundesfernstraßenbau aufgerückt. Der Landtagsabgeordnete Karl Rombach (CDU) hatte zu Jahresbeginn die Erwartung geäußert, dass die Straße 2026 oder 2027 fertig sein könnte. Zurückhaltender mit Prognosen ist Klaus Martin, der Ortsvorsteher von Obereschach. „Wir müssen abwarten, wie die Planung und mögliche Einsprüche gegen die Planfeststellung laufen“, sagt er. In Obereschach gibt es bisher keinen Widerstand. Allerdings durchaus handfeste Forderungen an das Verkehrskonzept. Für den Lärmschutz fordert Martin eine Tieferlegung der Straße. Außerdem die Planung einer zweiten Abfahrt. Bislang ist nämlich nur eine Abfahrt nach Obereschach vorgesehen. Das lehnen die Obereschacher ab. „Wir wollen künftig nicht den ganzen Verkehr erben“, sagt Martin.