Das ist schon grotesk. Am vergangenen Mittwoch diskutierte der Gemeinderat groß und breit anhand einer neuen Studie das Thema Kriminalität und Sicherheit in Villingen-Schwenningen. Und ausgerechnet AfD-Stadtrat Olaf Barth sprach in zwei Sätzen darauf an, dass bei der Schwenninger Kulturnacht Ordnungskräfte von Randalierern angegriffen worden seien.
Offenbar wusste keiner was
Erstaunlich war: Von Seiten der anwesenden Verwaltungsmitarbeiter ging niemand auf das Thema ein. Ganz offensichtlich wusste schlicht und ergreifend niemand etwas von diesen Ausschreitungen. Auch der Oberbürgermeister nicht.
Was im Umkehrschluss bedeutet: Weder Kulturamtsleiter Schwarz noch Bürgeramtsleiter Ralf Glück scheinen sich bemüßigt gefühlt zu haben, ihren Vorgesetzten über die Krawalle zu informieren.
Falsches Bild verkauft
Stattdessen verkauft das Kulturamt der Öffentlichkeit das Bild von einer großartigen Kulturveranstaltung der Nationalitäten im Zeichen von Toleranz und Freundschaft.
So wird jede ernsthafte Auseinandersetzung über das Thema Kriminalität in VS zur Farce. Wenn nächtliche Auseinandersetzungen, die Assoziationen an Kreuzberg wecken, nicht mehr thematisiert werden, läuft was schief.
Das Thema als Randerscheinung abzuhandeln, ist dabei wenig hilfreich. Die Verantwortlichen müssen sich Gedanken machen, woran das liegt und was man unternehmen kann.
In der Schwenninger Innenstadt gibt es offenbar ein echtes Problem. Dass sich dort viele Bürger nicht mehr wohl fühlen, wie aus der erwähnten Kriminalitätsstudie hervorgeht, wird durch diese Vorkommnisse mit Nachdruck unterstrichen. Die Forderung aus dem Gemeinderat, mehr Landespolizei in Schwenningen einzusetzen, bekommt damit zusätzliche Aktualität.
Öffentlichkeitsarbeit heruntergespart
Schlecht sieht auch die Polizei aus, wenn es um ihre Kommunikation geht. Sie hat die Information der Öffentlichkeit komplett verschlafen. Absicht war das vermutlich nicht. Aber wohl auch kein Zufall.
Die Landespolizei hat mit ihren Strukturreformen der vergangenen Jahre auch ihre Öffentlichkeitsarbeit massiv ausgedünnt und heruntergespart. Vor allem an Wochenende wird mangels Personal von Seiten der zuständigen Polizeidirektion Konstanz über viele „Vorkommnisse“ gar nicht mehr berichtet.
Keine Informationen über Hintergründe
Auch über Hintergründe der Kulturnacht-Randale und die Herkunft der Täter verlautet nichts. Kein Wunder, dass viele Bürger das Gefühl beschleicht, die Mitteilungen der Polizei spiegeln nicht mehr der gesellschaftlichen Wirklichkeit wider.
Die Polizei muss hier reagieren. Sonst droht sie ihr hohes Vertrauen in der Bevölkerung, das nach wie vor vorhanden ist, zu verspielen.