Nach mehreren Zerwürfnissen zwischen dem heutigen Studio-Eigentümer und Gebäudebesitzer Berhold Käfer und dem Sohn des verstorbenen Gründers, Mathias Brunner-Schwer, sowie dem „Förderverein MPS-Studio“ von Friedhelm Schulz hat seit Ende vergangenen Jahres ein neu gegründeter Verein „MPS-Studio e.V.“ das Zepter in die Hand genommen. Er will das legendäre Musiklabel und Tonstudio erhalten, beleben und in die Zukunft führen.

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen um die Nutzung und Verwaltung des Tonstudios hoffen die Verantwortlichen nun auf einen Neustart. 60 Mitglieder hat der neue Verein bereits. Die Mitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, das denkmalgeschützte Studio zu renovieren, die alte analoge Tontechnik wieder in Stand zu setzen und betriebsfähig zu erhalten.
Angebote für Alt und Jung
So will man Jugendlichen, Musikern und Tonspezialisten den Zugang zum Studio ermöglichen. „Wir haben bereits Anfragen von Musikern aus dem Ausland, die hier gerne wieder ihre Musik in analoger Technik produzieren wollen“, berichtet der Vorstand des neuen Vereins, Töni Schifer. Denn es gibt weltweit nur noch wenige Studios mit der alten analoger Technik, die gleichzeitig auch noch in der neuen Digitaltechnik Musik aufnehmen können.
Auch angehende Toningenieure aus der Schweiz und Studenten aus Furtwangen haben sich schon angemeldet. Sie wollen hier lernen, wie man in der analogen Zeit gearbeitet hat, welche Technik zum Einsatz kam und welche Vor- und Nachteile die alten und die neuen Technologien haben.

Auch die ersten Musikveranstaltungen hat der Verein in den Studioräumen bereits organisiert. Regelmäßig will man hier Kunstschaffenden und Freunden guter Musik eine Plattform zur Begegnung und Austausch bieten, Expertenführungen durchs Musik-Studio inbegriffen.
Workshops und Konzerte im Studio
Ganz neu ist auch das Workshop-Angebot. So plant man neben der musealen und kulturellen Arbeit zum Erhalt des MPS-Studios auch ein attraktives musikalisches Programm in Form von Workshops und Konzerten zu schaffen, welches Kinder und Jugendliche ansprechen soll. Dem Verein ist es wichtig, hier kein elitäres Angebot zu formulieren, sondern vielmehr eine große Bandbreite an jungen Menschen zu erreichen.

So sind zum Beispiel Cajon- und Sampling-Workshops für Kids, aber auch Konzerte für die ganz Kleinen geplant. Ziel ist es, für kleine und sehr junge Menschen in Villingen und Umgebung ein zusätzliches Angebot zu schaffen, welches Begeisterung für Musik, Instrumente und Aufnahmetechnik vermittelt. Hier arbeitet der Verein mit erfahrenen Musiklehrern und Pädagogen zusammen.
Bewahrung der historischen Technik
Vor allem will man sich aber auch um das technikhistorische Erbe kümmern. Dabei geht es um die zielgerichtete Vervollständigung, Erweiterung, Zusammenführung und Ergänzung der vorhandenen Archivalien mit dem Ziel, die Arbeit des MPS-Studios, des Studiogründers und Tontechnikers Hans-Georg Brunner-Schwer, seiner Mitarbeiter von SABA- und MP-Records und anderer, eng mit dem MPS Studio verbundener Personen aufzuarbeiten und zu dokumentieren.

Über 1000 Musikproduktionen sind bis zum Ende des Studios im Jahre 1983 entstanden. Und die finden sich alle noch auf den original analogen Master-Tonbändern im Archiv. „Die sind zwar immer noch in einem top Zustand. Wir planen aber, die wichtigsten Werke so schnell wie möglich zu digitalisieren“, erklärt Töni Schifer, der Vereinsvorsitzende.

Auch Tausende von historischen Fotos, auf denen fast alle Jazzmusiker von Welt während ihrer Tonaufnahmen im Villinger Studio zu sehen sind und unzähligen Dokumente aus dieser Zeit müssen gesichtet, sortiert und aufbereitet werden.

Das alles kostet Geld welches der junge Verein aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Veranstaltungen erwirtschaftet. Dazu kommt auch noch die Miete und Nebenkosten für die Räumlichkeiten. Besonders freute man sich dann auch über die gute Nachricht, überbracht von Oberbürgermeister Jürgen Roth, dass die Sparkasse Schwarzwald-Baar die geplanten Kinderworkshops mit 3000 Euro unterstützen wird.
Stadt will unterstützen
Jürgen Roth, nach eigenen Worten seit Kindesbeinen ein „SABA-Fan“, äußerte sich dann auch sehr positiv zu den neuen Plänen des Vereins und sieht hier vor allem auch die Möglichkeit, diese Aktivitäten zukünftig auch vermehrt in das kulturelle Leben der Stadt zu integrieren und Synergien mit anderen Musik-Veranstaltungen herzustellen. „Wir haben hier ein bundesweit einzigartiges kulturelles Kleinod, welches wir auch mehr in unser Kulturangebot und Stadtmarketing integrieren wollen“, so Roth.

Mit dem neuen Verein, der Unterstützung durch die Stadt und der Hilfe privater Spender soll das denkmalgeschützten MPS-Studio in eine neue Zukunft geführt werden. Musikliebhaber und Kulturschaffende dürfen sich auf interessante Workshops und viele kleine, aber feine Veranstaltungen im Studio freuen.

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Vereins: http://www.mps-studio.de