Gustav Gründgens, einer der großen Schauspieler des 20. Jahrhunderts, sang 1938 in dem Film „Tanz auf dem Vulkan“ mit viel Elan und Freude „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, die Nacht ist da, dass was gescheh‘“. Eine sinnlich grandiose Aufforderung zum Feiern.

Die Anweisung zum Feiern wird in dem Lied noch expliziter. „Wenn die Bürger schlafen gehen, in der Zipfelmütze und zu ihrem König fleh‘n, dass er sie beschütze, ziehn wir festlich angetan, hin zu den Tavernen; Schlendrian, Schlendrian, unter den Laternen.“

Zwei Uhr in der Nacht

Unter den Laternen? Dass man dies in Villingen im wahrsten Sinne des Wortes sogar die ganze Nacht hindurch zelebrieren könnte, zeigt ein Spaziergang zur nächtlichen Stunde, genau gesagt um zwei Uhr morgens.

In der Villinger Südstadt hat beinahe jedes Haus seine eigene bewegungsmeldergesteuerte Flutlichtanlage.
In der Villinger Südstadt hat beinahe jedes Haus seine eigene bewegungsmeldergesteuerte Flutlichtanlage. | Bild: Uwe Spille

Die Südstadt ist so hell erleuchtet, dass so mancher triste Herbsttag dagegen düster erscheint. Selbst in der kleinsten Straße wie der Obrist-Äscher- oder der abgelegensten wie der Mühlenstraße wird die Nacht zum Tage gemacht, allüberall dürfen die Bürger gut geschützt schlafen, zumal jeder Vorgarten seinen eigenen Bewegungsmelder mit Flutlichtanlage beherbergt.

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Immerhin 13.400 städtische Straßenleuchten sind es, die bis Ende 2019 auf energiesparende LED umgerüstet wurden. Seitdem sind die zwar stromsparender, allerdings auch deutlich heller als die Lampen zuvor. Und verbrauchen dennoch etwa eine Millionen Kilowattstunden im Jahr, was bei derzeitigen Großkundentarifpreisen etwa 300.000 Euro sind.

Sonntagnacht ist der leere Parkplatz der Agentur für Arbeit erleuchtet.
Sonntagnacht ist der leere Parkplatz der Agentur für Arbeit erleuchtet. | Bild: Uwe Spille

Selbst die Agentur für Arbeit, besonders sparfuchsig unterwegs, zumindest wenn es um ihre Kunden geht, leistet sich den Luxus, ihren Parkplatz bis in die Nacht hinein in eine Lichtflut zu tauchen, sei es an Tagen der Arbeit als auch, man lese und staune, an Samstagen und Sonntagen, wenn hier wirklich niemand mehr parkt.

Jede zweite Leuchte aus?

Energiewende? Energieunabhängigkeit? Energiesparen? Wie wäre es, nur jede zweite Lampe brennt ab – sagen wir mal: elf Uhr nachts. Oder nur in den Hauptstraßen, die Neben- und Ausfallstraßen werden dann ausgeschalten? Oder zwischen ein und fünf Uhr einfach alle Lampen?

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Dann feierte es sich zwar nicht mehr so lustig frivol wie im eingangs erwähnten Lied. Aber wie heißt es in selbigem noch so wunderschön: „Ohne Mittel ist der Staat, Steuern, Steuern, Steuern. Gelder braucht der Potentat, sie hinaus zu feuern.“ Womit dann wirklich alles gesagt wäre zum Thema.