Wer sich über ausgehängte Plakate zu bevorstehenden Veranstaltungen informieren möchte, der kommt auch in Villingen immer noch an den Informationssäulen an Straßen und Plätzen nicht vorbei. Sie wirken wie aus der Zeit gefallen, diese Litfaßsäulen.
Erfindung aus Berlin
So heißen diese praktischen Informationsträger, die einst von dem Berliner Drucker Ernst Litfaß ersonnen und erstmals im Jahr 1854 mit Plakaten und Mitteilungsblättern versehen wurden. Diese Säulen waren damals so erfolgreich, dass sie ihre Verbreitung rund um die Welt fanden. Heute gibt es über 50.000 Litfaßsäulen in Deutschland, 33 davon in Villingen-Schwenningen.
Praktisch – aber was sollen die alten Ankündigungen?
Eigentlich sind, wie anfangs beschrieben, diese Säulen dazu dienlich, aktuelle bevorstehende Veranstaltungen anzupreisen, häufig kultureller Art.

Praktisch sind diese Säulen ja wirklich, großformatige Plakate passen neben kleine und wenn man schnell drumherum läuft, kann einem auch richtig schwindelig werden. Besonders Kinder mögen das Spiel des „Fangens um die Säule“. Und so mancher Zeitgenosse, der sich zu viel hinter die Binde gekippt hat, ist schon verzweifelt tastend um eine dieser Säulen herumgetorkelt.
Blick in die Vergangenheit
Man kann allerdings auch nostalgisch werden, wenn man sich beispielsweise der Betrachtung der Litfaßsäule hingibt, die in der Warenburgstraße zu finden ist. Da steht man also Anfang Juni vor dieser Säule und studiert die dort ausgehängten Plakate. Eines davon kündigt eine Kunstausstellung in Königsfeld an, ab 6. Juni, bis in den Juli hinein soll sie stattfinden. Allerdings befindet sich noch die Jahreszahl 2021 auf dem Plakat.
Aha, täglich grüßt das Murmeltier, denkt man sich, bin ich in einer Zeitschleife? Und ein anderes, ganz großes Plakat, wirbt für ein mindestens ebenso großes Chorkonzert im Oktober. Vergangenen Jahres. Und das Jahreskonzert des Jugendblasorchesters der Bürgerwehrmusik im November 2021? Nun ja, das fiel, soviel entsinnt man sich, dem letzten großen Corona-Lockdown zum Opfer.
Ein Stück echte Zeitgeschichte hat man also dort in der Warenburgstraße. Mal sehen, wie lange noch.