Was schwirrt denn da ums Münster rum? Nein, es war keine Taube. Vergangene Woche schwebte vielmehr ein leichtes, technisches Fluggerät mit sechs Propellern um das alte Kirchengebäude. An Bord der Drohne waren Spezialkameras, die das Münster ganz genau unter die Lupe genommen haben.
„Derzeit findet eine Begutachtung der gesamten Bauwerkhülle mit Hilfe einer 3D-Kartierung statt“, erklärt Christian Stöber, Verwaltungsbeauftragter der Katholischen Kirchengemeinde Villingen, der am Projekt beteiligt ist. Stein für Stein soll so das Gebäude so digital und hochauflösend sichtbar werden. Dazu gehören auch die Spitzen der beiden Türme, wie unser Bild oben zeigt. Erste Drohnen-Flüge für diese Projekt fanden bereits im vergangenen Jahr statt.
Ein Steinmetz werde dann alle Steine begutachten und eine Schadenskartierung erstellen, so Stöber weiter. Aus diesen Ergebnissen lasse sich ein Maßnahmenkatalog ableiten, ob, wann und welche Teile des Münsters saniert werden müssen, oder eben nicht.

Unter Witterungseinflüssen gelitten haben in den vergangenen Jahren zum Beispiel die zahlreichen Wasserspeier am Gebäude, die vertikal nach Außen abstehen. „Im vergangenen Jahr mussten einige dieser Verzierungen bereits notgesichert werden, weil auch schon Teile abgebrochen waren“, berichtet Stöber. Wer von unten genau hinschaut, kann um einige der Figuren ein Drahtgeflecht erspähen. Dies soll verhindern, dass weitere Teile abbrechen und nach unten stürzen und womöglich Passanten treffen könnten.

Ein weiterer Grund für die angelaufene, genauere Untersuchung der Gebäudehülle, sei bei der demnächst abgeschlossenen Glocken-Sanierung sichtbar geworden, als der Nordturm eingerüstet war, um die Glocken zu entnehmen und wieder einzusetzen (wir berichteten).
Der bereits damals hinzugezogene Steinmetz habe festgestellt, dass bei einer früheren Sanierung am Turm starrer Mörtel verwendet wurde, der mittlerweile an vielen Stellen ausbreche, so Stöber. „Heute weiß man es besser und würde einen elastischen Baustoff verwenden“, ist er sich sicher. Ein ähnliches Bild hatte sich wenig später bei einer Begutachtung mit Hilfe einer Hebebühne am Südturm gezeigt.
Mehrere mögliche Baustellen sind also bekannt. Jetzt wollte die Kirchengemeinde es aber genau wissen und hat ein Gesamtgutachten beauftragt. Bis Ende des Jahres könnten die Untersuchungen noch dauern. Vorerst verschoben ist derweil eine bereits geplante Sanierung des Münstersockels, also die ersten zwei Meter des Gebäudes bis knapp unter den Boden. „Dieser Bereich weist ebenfalls Witterungsschäden auf.“

Allerdings, so Stöber, werde man damit nun erst einmal abwarten und schauen, ob man nach der Untersuchung eventuell mehrere Sanierungsschritte zusammenzulegen könne.
„Es ist ein langfristiges Projekt“, fasst Stöber zusammen. Allein das Gutachten koste bereits mehrere zehntausend Euro. Bis zu einer umfassenden Sanierung der Gebäudehülle aus Sandstein könnten also noch viel Zeit vergehen.
Viele Instanzen müssten bei so einem Vorhaben miteinander abgestimmt werden. Stöber denkt dabei an das Denkmalamt, das Erzbischöfliche Bauamt, die Kirchengemeinde selbst aber auch an die Stadtverwaltung, die derzeit den Münsterplatz sanieren lässt.