Der tödliche Badeunfall während des Schwimmunterrichts in einem Konstanzer Hallenbad im September 2023 war ein Schock. Er hat gezeigt, wie wichtig das Schwimmen lernen nicht nur bei Kindern ist. Und dass es für Aufsichtspersonen äußerst wichtig ist, sich bei drohendem Ertrinken richtig zu verhalten. Also was tun, wenn ein Kind oder Erwachsener im Wasser unvermittelt in Not kommt?
Andere Menschen aufmerksam machen
„Grundsätzlich ist es immer wichtig, Hilfe zu rufen und entsprechend den eigenen Fähigkeiten zu agieren“, sagt Felix Kremelić, Vorsitzender der Ortsgruppe VS der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). „Von einem schlechten Schwimmer kann man deutlich weniger erwarten als von einem guten oder gar einem Rettungsschwimmer.“
Was jedoch jeder tun könne: auf den Unfall aufmerksam machen, damit auch andere Kenntnis davon erlangen und helfen können, so der Rettungsschwimmer.
Schnell den Notruf absetzen
Zusätzlich sollte die Rettungskette in Gang gesetzt werden. Das heißt für die Ersthelfer und Retter: Sofortmaßnahmen einleiten, den Notruf absetzen und Erste Hilfe leisten. Am Telefon könnten die Mitarbeiter der Leitstelle die Ersthelfer auch anweisen, so Kremelić.

Luftmatratze oder SUP als Hilfsmittel
Sollten sich Hilfsmittel wie etwa ein Rettungsring in der Nähe befinden, könne der der Ersthelfer diese nutzen und der Person in Not zuwerfen oder bringen, erklärt Kremelić. Dabei könnten auch einfache Gegenstände wie eine Luftmatratze oder ein Stand-up-Paddle zum Einsatz kommen, an denen sich die Person festhalten und aus dem Wasser gezogen werden kann.
Noch einmal macht Kremelić dabei deutlich: Es solle sich keiner selbst in Gefahr bringen. Gerade unsichere Schwimmer müssten sich nicht ins Wasser stürzen. „Für alle gilt: Eigenschutz geht immer vor!“
Spielen oder ertrinken die?
Dabei sei es für Laien oft schwer erkennbar, ob jemand tatsächlich gerade ertrinkt. Besonders schwierig wird es bei spielenden Kindern in der Gruppe. Dort könne man manchmal schwer zwischen spielenden und ertrinkenden Kindern unterscheiden, so der DLRGler.
Einen schlechten Schwimmer zu erkennen, sei generell nicht so einfach. „Sehr häufig ist das Problem die Selbstüberschätzung“, so Kremelić. Etwa, wenn die Person im Wasser Strecken nicht einschätzen könne oder äußerliche Bedingungen wie Wind, Wellen oder Strömung nicht richtig deuten.
Wer kann beaufsichtigen?
Auf die Frage, wie viele Nichtschwimmer und Personen eine Person beaufsichtigen könne, gebe es aus seiner Sicht keine pauschale Antwort, so Kremelić. „Abhängig von Alter der Personen, Gewässer und Schwimmfähigkeit muss dies von Fall zu Fall definiert werden.“
Aufsichtspersonen sollten sich jedoch der Verantwortung, die sie übernehmen, bewusst sein. „Sie sollten sich mit den Techniken der Rettung vertraut machen und als Lehrkraft einen Rettungsschwimmkurs besuchen und die darin enthaltenen Inhalte regelmäßig üben“, so der DLRGler.
Mit oder ohne Kleidung ins Wasser?
„Wenn man beim Baden ist und Verantwortung übernimmt, sollte man auch so bekleidet sein, dass man problemlos ins Wasser kann“, merkt Kremelić weiter an. Wer voll bekleidet ins Wasser springe, müsse ein zusätzliches Gewicht und Einschränkung bei der Bewegung in Kauf nehmen. Je nachdem, wie akut der Fall sei und wie schnell man ins Wasser müsse, sei es ratsam, sich noch zu entkleiden – oder manchmal eben nicht.
Lange Wartezeiten bei den Schwimmkursen
Der beste Schutz gegen das Ertrinken sei jedoch die Schwimmenlernen, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Das Problem: „Alle mir bekannten Anbieter haben weiterhin lange Wartelisten und können mit der zur Verfügung stehenden Personaldecke und den Wasserzeiten nicht mehr Kurse anbieten“, sagt Kremelić. Der DLRG bietet Kurse für Nichtschwimmer und Rettungsschwimmer an.
„Unsere Schwimmkurse sind gut ausgebucht“, bestätigt auch Christian Helbig. Er ist der Leiter der Bäderverwaltung BVS. 86 Teilnehmer an den Kursen habe es im vergangenen Jahr im Neckarbad gegeben (sieben pro Kurs), sowie 90 Teilnehmer im Hallenbad Villingen.
Schwimmzeiten für die Schulen
Den Vereinen und Schulen steht das Hallenbad Villingen montags und donnerstags exklusiv zur Verfügung, mittwochnachmittags ist immer eine Bahn für die Bickebergschule gesperrt. Außerdem bleibt das Hallenbad für Schulen und Verein bis Ende Juli geöffnet.
Für die Öffentlichkeit geht die Hallenbadsaison in diesem Jahr nur bis zum 26. Mai, wenn das Kneippbad wieder öffnet. Im Neckarbad sind montags bis freitags drei Bahnen für die Schulen und Vereine reserviert. „Unser Interesse ist es, dass jeder schwimmen kann und schwimmen lernt“, sagt Helbig.