Villingen übernimmt Verantwortung: Schweren Herzens wurden vor wenigen Tagen alle Fastnachtsumzüge abgesagt. Das Risiko von Corona-Ansteckungen ist den Villinger Zünften zu hoch. Kein Verantwortungsbewusstsein zeigen die Teilnehmer der Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Am Montagabend waren nach Polizeischätzungen 800 Personen beim Aufmarsch in der Innenstadt dabei. Die Polizei griff verstärkt bei Maskenverweigerern durch und war mit einer neuen Strategie unterwegs.

Querdenker-Protestzug durch Villingen im Februar 2022 Video: Trippl,Norbert

Die Polizei wies mit mehreren Lautsprecherdurchsagen vor Beginn des Aufzuges auf das vom Landratsamt verfügte Maskengebot hin. Thomas Barth leitete für die Villinger Polizei den Einsatz am 17. Januar. Er glaubt, dass die Durchsagen Wirkung gezeigt hätten: „Wir konnten beobachten, dass etliche daraufhin einen Mund-Nasenschutz übergestreift haben.“

So viele Anzeigen wie noch nie

Fakt war aber auch: Hunderte trugen keine Maske, als sich der Marsch in Bewegung setzte. Über die Obere Straße zogen die Versammelten dieses Mal in die Anlagen, um die City zu umrunden. Polizeikräfte begleiteten den Marsch, insgesamt waren etwa 50 Beamte in Villingen im Einsatz.

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Bislang gab es an den beiden ersten Januar-Aufzügen der Maßnahmenkritiker laut einer Polizeistatistik genau 23 Identitätsfeststellungen und in der Folge genauso viele Bußgeldverfahren. Allein am 17. Januar kam es aber nach Angaben von Einsatzleiter Thomas Barth zu 30 solcher Protokolle, bei denen die Personalien der anonym dahin Marschierenden festgestellt wurden und Anzeigen erfolgen.

Hintergrund: Bußgeld

Die Details zum Zugriff der Beamten

„Im Detail haben wir 19 Bußgeldverfahren wegen Verstößen gegen das Maskengebot eingeleitet, sechs Verfahren gibt es wegen des Verdachts auf das Vorlegen gefälschter Impfdokumente“, so Barth. Zwei Beleidigungen von beamten und einen Verstoß gegen einen an diesem Abend verhängten Platzverweis notieren die Beamten unter anderem.

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Der Abend verlief insgesamt friedlich. Augenfällig: Ein großer Werbestand der AfD vor der Sparkasse am Marktplatz, der vom Ordnungsamt genehmigt war. Und: Auf dem Münsterplatz hielten die Omas gegen rechts wieder ihre Mahnwache ab. Sie blieben dabei ziemlich einsam. Die Corona-Maßnahmen-Kritiker machten einen weiten Bogen um die Omas und den Münsterplatz. Treffpunkt für die Demo-Teilnehmer war die Rietstraße.

Demo-Fokus liegt aktuell in Rottweil

Mit 800 Teilnehmern verzeichnen die Villinger Aufzüge ein deutlich rückläufiges Volumen. Das war schon am Montag vor einer Woche so. Die geringere Teilnehmerzahl gegenüber den ersten Aufmärschen Anfang Januar können also nicht auf einen Aufruf des VS-Oberbürgermeisters und von 35 Stadträten zurückgeführt werden, sich nicht an diesen Versammlungen zu beteiligen. Fast doppelt so viele Demo-Teilnehmer gab es Montagabend in Rottweil.

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Kenner der Szene führen dies darauf zurück, dass in Rottweil offensiv ein Verbot der Aufmärsche debattiert wurde. VS geht diesen Schritt bislang nicht – im Gegensatz zu vielen anderen südbadischen Kommunen. Allerdings: Vielfach werden die Verbote in solchen Städten ignoriert, Versammlungen finden dort trotzdem statt.