Seit vielen Jahren gibt es in der Doppelstadt die Hilfsaktion „Fahrräder für Afrika“. Initiator und treibende Kraft ist Ewald Baumann aus Schwenningen. 12 Container voll mit alten und teilweise defekten Fahrrädern hat er in den letzten Jahren von der Doppelstadt aus auf Seereise geschickt. Zweiräder, die hier in Deutschland auf dem Schrottplatz landen würden, sind in Afrika noch Gold wert. Vor Ort werden sie aufbereitet und ausgeschlachtet, dienen der armen, ländlichen Bevölkerung noch lange Zeit als Fortbewegungs- und Transportmittel, etwa auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit oder zum Wasserholen. Finanziert werden die Transporte zu Großteil vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Rest wird von Vereinen und Spenden getragen. Geld für Lagerraum-Mieten bis zum Abtransport ist jedoch kaum vorhanden.

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Eigenbedarf: Darum war Baumann auch froh, als vor fünf Jahren das Schwenninger Unternehmen Haller Industriebau dem Hilfsprojekt kostenlosen Unterschlupf in seiner Immobilie in der Lichtensteinstraße 6 gewährte. Jetzt benötigt die Firma das Gebäude selbst, möchte es instand setzen. Das sei schon lange bekannt, seit nunmehr eineinhalb Jahren, gibt Baumann zu. Dies bestätigt auch Geschäftsführer Hans-Walter Haller gegenüber dem SÜDKURIER. „Seit dieser Zeit warten wir darauf, dass die Halle geräumt wird.“ Nun sei die Geduld am Ende, ein Aufschub keine Option mehr. „Ich kann verstehen, dass die Firma nun räumen möchte“, sagt Baumann. Ein Grund für den Verzug: Corona. Container können nicht mehr so einfach verschifft werden.

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Zwangsräumung: Eine Zusage für alternative Lagerflächen habe er bis heute nicht. Doch die Zeit drängt. Die Zwangsräumung der rund 400 Fahrräder durch ein Entsorgungsunternehmen könnte schon am 1. Juli beginnen. In einem Schreiben hatte Baumann sich Ende Oktober 2019 an OB Jürgen Roth, die Verwaltung sowie an den Landkreis gewandt, und um die Bereitstellung eines Lagerplatzes gebeten. Bislang ohne Erfolg, trotz Erinnerungsschreiben Anfang März. Die Stadtverwaltung habe zwar nach Möglichkeiten gesucht, aber aufgrund des knappen Raumangebotes keine Lösung anbieten können, teilt Verwaltungssprecherin Madlen Falke mit. Auch Baumanns Vorschlag, im Beethovenhaus einen Platz zu bekommen, erteilte die Verwaltung eine Absage. „In einer der kommenden Gemeinderatssitzungen werde über die Zukunft der Immobilie entschieden“, so Falke. Verhandlungen mit dem Land über einen Lagerraum im Kinderkurheim an der Frühlingshalde seien langwierig, aussichtslos sein Vorstoß zur Nutzung eines Bahn-Gebäudes in der Villinger Güterbahnhofstraße.

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Alternativen: „Eine Freifläche wäre auch denkbar“, gibt Baumann die Hoffnung nicht auf. „Oder die bald leer stehenden Schulcontainer am Deutenberg.“ Doch die seien als Klassenzimmer ausgestattet mit Technik und Mobiliar. Falke bezweifelt, dass diese geeignet seien, um Fahrräder zu lagern. Zudem steht die Sanierung der Realschule an und die Container werden wieder zum Klassenzimmer. Es wird also eng für Baumann und die Fahrräder, die Menschen aus der ganzen Region gespendet haben. Hoffnung macht ihm die Zuschrift eines Bürgermeisters einer Kreisgemeinde. Dieser habe sich erkundigt, wie viel Fläche benötigt werde, verrät Baumann. Und auch andere Politiker würden sich aktuell stark für eine Lösung machen. Viel Zeit bleibt ihnen allerdings nicht mehr.