Klimaschutz ja. Aber wie? Den Überblick über alle Technologien und Möglichkeiten zu behalten, fällt nicht immer leicht. Wir stellen Menschen und Möglichkeiten vor, wie Klimaschutz im Alltag funktionieren kann, was es am Ende bringt und nicht zuletzt, was es kostet. Heute im Fokus: Die Firma Witz Recycling in VS-Villingen.

Die Firma selbst ist in einer Brache tätig, die in einer nachhaltigeren Welt eine zentralere Rolle einnehmen wird und dies auch jetzt schon tut: die Wiederverwertung von Rohstoffen. Die Firma Bernd Witz GmbH sammelt vornehmlich Schrott und Metalle ein, bereitet diese auf und führt sie der Wiederverwertung zu.

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Kraftstoff ersetzt Diesel

Vielen Menschen werden die pfiffigen Werbeslogans der Firma auf Containern in Erinnerung sein, die weithin Beachtung fanden. Aktuell lässt ein weiterer Schritt aufhorchen: Witz stellt seinen Fuhrpark von Diesel komplett auf einen klimaschonenden Kraftstoff um. Das funktioniert denkbar einfach. Tankdeckel aufmachen, den neue Kraftstoff einfüllen, fertig. Der synthetische Kraftstoff der Firma Shell wird als GTL bezeichnet, was die Abkürzung für „Gas to Liquid“ ist und übersetzt so viel bedeutet wie „gasförmig zu flüssig“.

„Ich habe schon vor einigen Jahren von diesem Kraftstoff erfahren“, erinnert sich Martin Degen, Prokurist bei Bernd Witz. Damals habe der Liter aber noch fünf Euro gekostet, wirtschaftlich gesehen ein KO-Kriterium. Das habe sich aber geändert. Vor etwa einem Jahr landete erneut ein Infoblatt zu diesem Kraftstoff auf seinem Schreibtisch. Der Preis pro Liter, den Vertriebsleiter Daniel Krüger von der Zulieferfirma Energie-Aktiv aus Geislingen offenbarte, war deutlich attraktiver geworden.

„Wir haben GTL seit zwei Jahren im Programm“, sagt Krüger. Und die Nachfrage steige, vor allem laufenden Jahr. „Es wird vielerorts erwartet, dass man in Sachen Umweltschutz etwas tut“, versucht er, diesen Anstieg zu erklären. Auch im eigenen Fuhrpark mit 15 Lastwagen komme GTL zum Einsatz.

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Verbrauch und Kosten

Der Mehrpreis mache gerade einmal noch 15 Cent pro Liter aus, erzählen Degen und Krüger. Klingt nach viel, relativiert sich aber, wenn man weiterrechnet. Aufgrund der höheren Cetanzahl liefere der GTL-Kraftstoff mehr Motorleistung. Die Reichweite pro Liter steigt. Bei einem Testlauf habe sich ergeben, dass bei Lastwagen ungefähr 4,5 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer eingespart werden können, so Krüger.

„Wir kommen am Ende bei ähnlichen Kosten wie bei Diesel raus“, fügt Degen hinzu. Davon konnte er sich in den vergangenen Monaten selbst überzeugen. „Wir haben erst unseren Hochdruckreiniger und später einen älteren Lastwagen testweise mit GTL betankt.“ Dabei kam heraus: Alles sei gut gelaufen und das Fahrzeug habe den Kraftstoff gut vertragen. Nun fiel die Entscheidung, ganz umzusteigen. Fünf Lastwagen, zwei Bagger, zwei Stapler, ein Radlader sowie der Hochdruckreiniger werden künftig mit GTL betrieben.

Mitarbeiter und Anwohner profitieren

Eine kleine, mobile Tankstelle auf dem Betriebsgelände liefert den synthetischen Kraftstoff. Diese Anlage wurde leihweise von Energie-Aktiv zur Verfügung gestellt. In einigen Wochen soll dann die hauseigene, alte Dieseltankstelle mit 8000 Litern Fassungsvermögen modernisiert sein und diese Aufgabe übernehmen.

Martin Degen (links), Prokurist bei der Bernd Witz GmbH, und Daniel Krüger von der Firma EnergieAktiv aus Geislingen demonstrieren die ...
Martin Degen (links), Prokurist bei der Bernd Witz GmbH, und Daniel Krüger von der Firma EnergieAktiv aus Geislingen demonstrieren die mobile GTL-Tankstelle bei der Firma Witz in VS-Villingen. Mit diesem emissionsarmen Kraftstoff wird jetzt der komplette Witz-Fuhrpark betankt. | Bild: Fröhlich, Jens

Von der Umstellung sollen vor allem die 17 Mitarbeiter sowie die unmittelbaren Anwohner um das Firmengelände profitieren. Denn: „Die lokalen Emissionen werden deutlich reduziert“, erklärt Degen. Vor allem die Mitarbeiter seien den Abgasen der Fahrzeuge täglich ausgesetzt. Degen sieht sich zudem in Verantwortung für die Anwohner. „Wir sind hier ja mitten in Villingen ansässig.“

Laut GTL-Prospekt können Feinstaubausstoß und Stickoxide über 30 Prozent reduziert werden. Beim Treibhausgas CO2, sollen etwa zehn Prozent eingespart werden, teilt Krüger mit. Hinzu kommt, dass Shell seinen Treibstoff als klimakompensiert anpreist, was bedeutet, dass versucht wird, das verbleibende CO2 auszugleichen. Im Internet ist zu erfahren, dass dafür freiwillige Klimaschutzprojekte unterstützt werden.

Shell arbeite dabei mit dem Partner „First Climate“ zusammen. Wie hoch die CO2-Kompensation am Ende ausfällt und wie viel der Energie zur Produktion des synthetischen Kraftstoffs aus erneuerbaren Energiequellen stammt, wird nicht im Detail nicht angegeben. Diese Punkte kritisieren vor allem Umweltschützer an dieser Technologie. An deutschen Tankstellen findet man GTL aufgrund gesetzlicher Vorgaben derweil noch nicht. Der Bezug ist lediglich über autorisierte Vertriebspartner möglich.

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Weitere Umweltprojekte

„Es ist auf jeden Fall ein sinnvoller Anfang“, sind sich Degen und Krüger einig. Denn einen ganzen Fuhrpark auf einmal auf Elektroantrieb oder andere CO2-neutrale Konzepte umzustellen, sei einerseits kaum bezahlbar, andererseits auch nicht in allen Bereichen sinnvoll. „Wir wollen mit der Umstellung einen Beitrag für unsere Zukunft leisten. Als Unternehmen hat man auch eine gewisse Vorbildfunktion. Wir können zeigen, dass jeder etwas tun kann.“

Der Umstieg auf GTL ist dabei nur ein Teil der Aktivitäten von Witz für mehr Umweltschutz. So wurden auf einer großen Betriebshalle spezielle Dachbahnen verbaut, die unter Sonneneinstrahlung Stickoxide binden. Eine Photovoltaikanlage sorgt für regenerativen Strom und beim Kauf von Kugelschreibern oder Sanitärartikeln wird auf Nachhaltigkeit geachtet.

Lastwagen, Bagger und Hochdruckreiniger: Alle Dieselmotoren der Firma Bernd Witz in Villingen laufen nun mit einem emissionsarmen ...
Lastwagen, Bagger und Hochdruckreiniger: Alle Dieselmotoren der Firma Bernd Witz in Villingen laufen nun mit einem emissionsarmen synthetischen Kraftstoff. Daniel Krüger (links) von der Firma EnergieAktiv aus Geislingen und Martin Degen, Prokurist bei Bernd Witz freuen sich, dass das ohne Umrüstung und große Extra-Kosten funktioniert. | Bild: Fröhlich, Jens