Klimaschutz ja. Aber wie? Den Überblick über alle Technologien und Möglichkeiten zu behalten, fällt nicht immer leicht. Wir stellen Menschen und Möglichkeiten vor, wie Klimaschutz im Alltag funktionieren kann, was es am Ende bringt und nicht zuletzt, was es kostet. Heute im Fokus: Hubert Modler aus Niedereschach.

Noch immer eine Seltenheit

Wer auf seinem Hausdach ein Windrad installiert, und sei es noch so klein, der zieht neugierige Blicke auf sich, denn bis heute sind solche Anlagen nicht weit verbreitet, ganz im Gegensatz zu den großen Vertretern, die im Schwarzwald-Baar-Kreis vielerorts zum Landschaftsbild zählen.

Bereits vor acht Jahren hat Modler die zwei Windgeneratoren installiert, die ihren Strom direkt an das Hausnetz und an angeschlossene Verbraucher abgeben. In das öffentliche Netz gelangt dieser Strom nicht. Eine Einspeisevergütung gibt es nicht. Auf seinem Privathaus erntet Modler seit nunmehr zehn Jahren mit einer Photovoltaikanlage Sonnenlicht. Dort bekommt er stattliche 46 Cent pro eingespeister Kilowattstunde (kWh).

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Wie es dazu kam

„Ich habe mich schon immer für erneuerbare Technologien interessiert“, sagt der 58-Jährige und fügt hinzu: „Mit den Windrädern wollte ich ein Zeichen setzen und zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt.“ Ein wenig Tüftlergeist und Eigeninteresse war sicher auch im Spiel. Eigentlich wollte er damals eine vertikale Windkraftanlage installieren. Davon habe man ihm aber abgeraten, da der Wirkungsgrad geringer ist. Ob das die richtige Entscheidung war, davon ist Modler heute nicht mehr so ganz überzeugt.

Die Energiebilanz der Mini-Windräder

Denn technisch gesehen sind solche Rotoren häufig einfacher aufgebaut. Einige Modelle benötigen keine Bremsvorrichtung. Die Drehgeschwindigkeit reduziert sich aufgrund der Bauform bei starken Winden automatisch, zum Beispiel bei Savonius-Rotoren. Ein Vorteil, der auch in der Energiebilanz von Modlers horizontalen Windrädern eine negative Rolle spielt. „Die von den Herstellern angegebenen Leistungswerte erreichen meine Windräder bei weitem nicht“, rechnet er vor.

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1400 Euro hatte er für das kleine Windrad bezahlt, 3200 Euro für das größere. Die Nennleistungen war mit 1300 und 1700 Watt angegeben. Werte, die unter optimalen und konstanten Bedingungen zutreffen mögen. „Hier bei uns im Schwarzwald bläst der Wind jedoch nicht konstant genug. Auch der Standort auf dem Tankstellendach ist bestimmt nicht optimal“, ist sich der 58-Jährige sicher. Bei geringen Windgeschwindigkeiten würden meist nur magere zehn bis 20 Watt aus der Anlage kommen. Effektive Werte erreiche er erst bei Windgeschwindigkeiten ab zehn Metern pro Sekunde. „Und bei elf schaltet die Bremse ein.“ Stromertrag geht verloren.

Lohnen sich solche Miniwindräder, wie die von Hubert Modler? Nicht wirklich, so lautet sein Fazit nach fast acht Jahren. Vielmehr sei ...
Lohnen sich solche Miniwindräder, wie die von Hubert Modler? Nicht wirklich, so lautet sein Fazit nach fast acht Jahren. Vielmehr sei die Anlage ein Hobby des 58-Jährigen – und nebenbei auch noch eine Hingucker, der Aufmerksamkeit erzeuge. | Bild: Fröhlich, Jens

Trotz dieser nicht optimalen Bedingungen werden rund 3000 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr generiert. Allerdings: Es sei noch ein Photovoltaikmodul dazwischen geschaltet, weshalb man den Ertrag nicht exakt ablesen könne, erklärt Modler. Zieht man einen durchschnittlichen Energieertrag eines solchen Moduls heran, dann bleiben auf der Habenseite der Windräder noch rund 2700 kWh Strom pro Jahr.

Sein Fazit nach acht Jahren

Eigentlich ein beachtlicher Wert, denn vergleichbare, moderne Kleinwindanlagen produzieren unter ähnlichen Bedingungen auch nicht mehr Strom. Ganz zufrieden ist Modler mit dem Ergebnis dennoch nicht. Er hatte sich etwas mehr versprochen. Die Technik habe sich kaum weiterentwickelt, kritisiert er. Als Beispiel nennt er moderne Stromerzeuger in Elektroautos, die etwa beim Ausrollen und Bremsen Energie erzeugen. Diese seien viel effizienter.

Die am Markt erhältlichen Kleinwindräder kann er daher nicht als alternative Stromquelle für zuhause empfehlen. Effizienter sei es, auf Photovoltaik zu setzen. Nichtsdestotrotz bereut er seine Investition nicht und freut sich täglich über den Anblick seiner beiden Windräder. Und nicht nur er. Häufig werde er darauf angesprochen. Windräder auf einer Tankstelle, das sei ein Alleinstellungsmerkmal und letztlich auch ein wenig Werbung für sein Geschäft. Eine Ladesäule für Elektroautos, eine Etage tiefer, sucht man derweil noch vergebens. Die sei jedoch bereits in Planung.

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Modler hat noch mehr vor

Der Neubau einer kleinen Gewerbehalle steht ebenfalls in den Startlöchern. Dort soll auf jeden Fall eine Photovoltaikanlage ihren Dienst verrichten. In welcher Form, das lässt Modler noch offen. Es gebe heute verschiedenste Ansätze, von Solarzäunen bis hin zu Solarziegeln. Ein gemeinsam genutztes Blockheizkraftwerk schwebt ihm ebenfalls vor. Als Besonderheit bei dem Projekt denkt er auch über eine Art Pumpspeicherkraftwerk im Miniaturformat nach. Genaueres will er aber noch nicht verraten.

Das Thema Wasserkraft sieht er hier im Schwarzwald ohnehin als unterbewertet. „Früher gab es viele Mühlen.“ Die ließen sich relativ einfach zu Kraftwerken umbauen. „Bei meiner Schwester werden so in einem alten Bauernhaus konstant mehrere Kilowattstunden Strom erzeugt.“ Kleine Bäche für solche Projekte gebe es genügend, auch in Niedereschach. Im Rathaus habe er daher vorgeschlagen, das Wasser des verdolten Wannenbächles so zu nutzen.

Das sticht vielen Autofahrern sofort ins Auge: Auf der Tankstelle von Hubert Modler am Ortseingang von Niedereschach produzieren zwei ...
Das sticht vielen Autofahrern sofort ins Auge: Auf der Tankstelle von Hubert Modler am Ortseingang von Niedereschach produzieren zwei Miniwindräder Strom vom Dach. | Bild: Fröhlich, Jens