Trotz miserabler Haushaltslage stehen die Zeichen nicht schlecht, dass die Stadt Villingen-Schwenningen sich mit rund 4,5 Millionen Euro an einem neuen Gründerzentrum im Zentralbereich beteiligt. Insgesamt würde das Projekt 11,2 Millionen Euro kosten. Davon sollen Stadt und Europäische Union jeweils 40 Prozent, das Land 20 Prozent beisteuern. Es könnte in den nächsten ein bis zwei Jahren realisiert werden, falls das Konzept bei einem Landeswettbewerb überzeugt.

Im Zentralbereich von Villingen-Schwenningen nahe des Mikro-Instituts (links oben) soll das Gründerzentrum entstehen.
Im Zentralbereich von Villingen-Schwenningen nahe des Mikro-Instituts (links oben) soll das Gründerzentrum entstehen.

Im Technischen Ausschuss stellte Alfons Dehé von der Hahn-Schickardt-Gesellschaft, die in Villingen-Schwenningen das Mikro-Institut betreibt, die Eckpunkte vor. Direkt neben dem Mikro-Institut soll das Gebäude entstehen, Vorbild ist das Innovations- und Forschunszentrum in Tuttlingen (IFC), das an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Daher kann nun die Doppelstadt bei dem vernetzten Innovations- und Anwendungszentrum zum Zuge kommen. Sinn der Investition ist es vor allem, junge Hochschulabsolventen in der Region zu halten. Sie sollen die Chance bekommen, auch mit regionalen Firmen in Kontakt zu treten.

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Auf den 3600 Quadratmetern ist vorgesehen, dass Firmen (Start-Ups) einziehen, die innovative Geschäftsideen umsetzen. Die Stadt soll das Gebäude bauen und wäre auch Eigentümerin, umriss Dehé das Konzept. Durch die Miete könnte ein Teil der Investitionen amortisiert werden. Ankermieter sind unter anderem auch das Klinikum und die Rot Kreuz-Landesschule, weil in der Einrichtung auch ein Simulationszentrum entsteht, in dem künftig Notärzte und Rettungsassistenten ausgebildet werden, falls bis dahin die erforderlichen Landesgesetze verabschiedet sind.

Überzeugt zeigten sich alle Stadträte von dem Konzept, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten. Cornelia Kunkis (Grüne) argumentierte beispielsweise, dass der Bau nicht originäre Aufgabe der Stadt sei, schon gar nicht in Zeiten von erheblichen Haushaltslücken, sondern eher von Landkreis sowie Industrie- und Handelskammer (IHK). Da die IHK an einem ähnlichen Projekt arbeitet, befürchtete sie die Schaffung von „Parallelstrukturen“. Die anderen Stadträte waren optimistischer. Steffen Ettwein (Freie Wähler) hält solch eine Einrichtung für einen Standortfaktor, der Unternehmen anzieht, die künftig Steuern zahlen. Dietmar Wildi (CDU) sieht „in der Krise eine Chance, etwas Neues zu kreieren“. Es sei eine logische Konsequenz, für junge Leute, die hier studiert haben, Arbeitsplätze zu schaffen. Edgar Schurr (SPD) betonte, wer nicht in die Zukunft investiere, werde keine haben. Olaf Barth (AfD) betonte, dass seine Fraktion begeistert sei. Ulrike Salat (Grüne) bekannte, dass zwei Herzen in ihrer Brust schlagen würden, befürworte sie doch, dass Absolventen der Hochschulen in der Region bleiben könnten. Sie schlug vor zu prüfen, ob nicht bestehende Gebäude saniert werden könnten.

Endgültig entscheiden die Stadträte im November, ob sich Villingen-Schwenningen an dem Projekt beteiligen wird. Dann müssen sie auch die 4,5 Millionen Euro im Haushalt bereitstellen.