Cornelia Putschbach

Die einen sehnen das in Planung befindliche Baugebiet Strangen II ganz dringend herbei. Die anderen – die Hausbesitzer – im schon bebauten Gebiet Strangen I haben zwar Verständnis dafür, fürchten aber ein wesentlich erhöhtes Verkehrsaufkommen in ihrem Wohngebiet. An der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen ist es nun, einen gangbaren Kompromiss zu finden.

Gutachten zur Verkehrsbelastung vorgestellt

Am Mittwochabend wurden die Pläne für das neue Schwenninger Baugebiet und ein Gutachten zur Verkehrsbelastung vor gut 70 Besuchern in der Neckarhalle erstmals vorgestellt.

In der Informationsveranstaltung zum geplanten Baugebiet Strangen II melden sich etliche Anlieger aus dem Gebiet Strangen I, wie hier ...
In der Informationsveranstaltung zum geplanten Baugebiet Strangen II melden sich etliche Anlieger aus dem Gebiet Strangen I, wie hier Giusi Grikus, zu Wort, die Probleme mit der erhöhten Verkehrsbelastung durch das neue Gebeit befürchten. | Bild: Cornelia Putschbach

„Guter Kontakt mit den Anwohnern“

Bevor es im förmlichen Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans weitergeht, soll die Frage der Verkehrsanbindung geklärt werden, versprach Bürgermeister Detlev Bührer am Mittwoch. Dabei stehe er in gutem Kontakt mit den Anwohnern, die federführend von Uta Birkenberg, Giusi Grikus und Jasmina Mujadzic vertreten werden.

Bislang Tempo-30-Zone und verkehrsberuhigter Bereich als Zufahrt vorgesehen

Die Anbindung ist aktuell über die Besigheimer Straße, eine Zone mit Tempo 30, und die Cannstatter Straße, einen verkehrsberuhigten Bereich, vorgesehen. Dagegen wehren sich die Betroffenen unter anderem in einer Petition. Dabei betonen sie, es gehe ihnen überhaupt nicht um die Verwirklichung des Baugebiets, sondern nur um dessen Verkehrsanbindung, die, so der Vorschlag, alternativ direkt vom Nordring erfolgen könnte.

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Mit weiterem Verkehr könnte es „ungemütlich“ werden

Bereits jetzt gehe es im Gebiet Strangen I eng zu, stellte Detlev Bührer bei eigener Anschauung fest. Viele parkende Fahrzeuge haben daran einen großen Anteil, so der Bürgermeister. Mit dem zusätzlichen Verkehr werde es „dort ungemütlich“.

Gutachter: Zusätzlich rund 360 Fahrzeuge pro Tag

21 Reihenhäuser und weitere 26 Einfamilienhäuser sind aktuell in Strangen II geplant. Bei einer Verkehrszählung, die im Mai allerdings unter Corona-Bedingungen mit verringertem Verkehrsaufkommen erfolgen musste, zählte Gutachter Uwe Frost an Werktagen rund 1850 Fahrzeugbewegungen in der Einfahrt zu Strangen I pro Tag. Aufgrund der Planungen für Strangen II rechnet er mit weiteren rund 360 Fahrzeugen täglich, davon etwa 100 für die Cannstatter und rund 260 für die Besigheimer Straße.

Angeblich nichts gewusst von einer Erweiterung

Zu möglichen Problemen durch den zunehmenden Verkehr äußerten sich mehrere Veranstaltungsteilnehmer. Einige betonten aber auch, sie hätten beim Kauf ihrer Grundstücke nichts von einer irgendwann geplanten Erweiterung durch Strangen II gewusst.

Projektentwickler Gregor Braun legt sich fest, dass nach Strangen I die Fortentwicklung mit Strangen II von Beginn an geplant gewesen sei.
Projektentwickler Gregor Braun legt sich fest, dass nach Strangen I die Fortentwicklung mit Strangen II von Beginn an geplant gewesen sei. | Bild: Cornelia Putschbach

Widerspruch von Stadtverwaltung und Projektentwickler

Dem widersprachen allerdings sowohl Stadtverwaltung als auch Gregor Braun, der sowohl Strangen I als auch jetzt Strangen II entwickelte und vertrieb. Wie dringend Wohnraum in der Doppelstadt benötigt wird, machten Theresia und Gökmen Durak deutlich. Seit fast zehn Jahren suchen die beiden nach eigenen Angaben ein freistehendes Haus oder Bauplatz zu kaufen.

Anbindung über Nordring?

Er könne sich mit einer Anbindung über den Nordring „sehr gut anfreunden“, betonte Detlev Bührer am Ende der Veranstaltung. Im September werde man das Thema in die gemeinderätlichen Gremien einbringen.

Uta Birkenberg ist Initiatorin einer Petition und daraus folgend für die Stadtverwaltung Ansprechpartnerin der Anlieger im Gebiet ...
Uta Birkenberg ist Initiatorin einer Petition und daraus folgend für die Stadtverwaltung Ansprechpartnerin der Anlieger im Gebiet Strangen I. | Bild: Cornelia Putschbach

Anwohner-Vertreterin zuversichtlich

Ein zuversichtliches Resümee zieht auch Uta Birkenberg: „Auf der Bürgerinformationsveranstaltung sind Menschen aus Strangen I zum mutigen Dialog zusammengekommen und haben ihre Bedenken sehr ehrlich auf den Tisch gebracht. Bürgermeister Bührer ist mit viel Verständnis auf unsere Belange eingegangen. Das ist für mich bürgerbezogene Politik. Und es fühlt sich so an, als wären wir unserem Ziel der separaten Verkehrsanbindung für Strangen II einen kleinen Schritt nähergekommen.“