Wenn nicht die Corona-Pandemie die Grenzen wieder neu auferstehen ließe, wäre es nur ein Katzensprung ins Elsass. In den vergangenen Jahrzehnten sind die beiden Regionen hüben und drüben der Grenze zusammengewachsen. Das war nicht immer so, vor allem nach dem zweiten Weltkrieg gestaltete sich das Verhältnis zunächst schwierig. Doch es ist Enthusiasten wie René Thomann, dem Präsidenten des Club Vosgien Muhlhouse zu verdanken, dass sich das schnell änderte. Thomanns Spuren führen auch nach Villingen und in den Schwarzwald, was jetzt Peter Schütte, der Pressewart des Deutschen Alpenvereins, Sektion Schwarzwald, aufzeigte.

Wegen der Pandemie studierte Schütte noch einmal alte Akten des Alpenvereins und fand darin unterschiedliche Unterlagen, die darauf zielten, Thomann das Bundesverdienstkreuz zu verleihen. Doch warum? Thomann führte beinahe drei Jahrzehnte, deutsche, französische, und gemeinsame deutsch-französische Wandergruppen durch seine Heimat, aber auch den Schwarzwald. Allein zwischen 1969 und 1989 ist eine 12-seitige Auflistung von rund 250 Touren erhalten geblieben. Tausende Kilometer durch Vogesen und Schwarzwald haben also dazu beigetragen, dass sich die Wanderfreunde beider Nationen näher kennen- und schätzen lernten.
In den fünfziger Jahren dürften die Kontakte zwischen der Vereinen ihren Ursprung genommen haben. Damals engagierte sich eine Jugendgruppe des Schwarzwaldvereins Villingen bei der Kriegsgräberpflege im Elsass. Daraus entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen dem Club Vosgien einerseits und dem Schwarzwald- und Alpenverein andererseits. Der damalige Vorstand des Schwarzwaldvereins, Walter Schieber, organisierte auch Touren mit dem Vogesenclub, wo Thomann meist dabei war. Einmal verletzte sich Schieber, Thomann sprang ein. Seitdem war der Elsässer die treibende Kraft.
1989 kam es dann zu den Bestrebungen, Thomann mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren, weil er in überdurchschnittlicher Weise zur Völkerverständigung beigetragen habe. Allerdings lehnte letztendlich das Regierungspräsidium ab, weil sich in dieser Zeit eine Vielzahl von Bürgern für intensive Verbindungen eingesetzt hat. Die Behörde erkannte zwar Thomanns Leistung an, wollte aber offensichtlich nicht einen Einzelnen hervorheben. Allerdings hält Schütte die Verdienste Thomanns, der 2002 starb, nach wie vor für groß. In kleinem Rahmen würdigte der Alpenverein den Elsässer, nach dem auch ein Wanderweg in der Nähe seiner Heimatstadt Mulhouse benannt ist, dann doch noch.
Es ist eine vielfältige Freundschaft, die Thomann immer wieder in den Schwarzwald zog. Daraus entwickelte sich bereits früh eine schöne Wendung, als 1970 der Schwarzwaldverein dann nicht nur Thomann, sondern auch dessen Frau und die Tochter Nicole zum Jahresabschluss in die alte Tonhalle einlud. Damals traf Nicole Thomann auf Werner Bächle, der in der Jugendgruppe aktiv war. Die Beiden verliebten sich, heirateten, inzwischen freut sich die Familie, die die Metzgerei in der Brunnenstraße betrieben hatte, sogar über Urenkel. Noch heute lebt Nicole Bächle in Pfaffenweiler.