Es gibt Momente, in denen selbst Spitzenbeamte die Welt nicht mehr verstehen. Einen solchen Moment erlebte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer im Frühjahr 2020. „Ich erfuhr von unseren Autobahnmeistereien, dass sie die Grenzen zu Frankreich schließen sollen“, berichtete Schäfer im Rahmen einer Video-Pressekonferenz. Von der Bundesregierung oder dem Bundesinnenminister dagegen hatte die Vertreterin des Regierungspräsidiums Freiburg nichts erfahren.

Gute Zusammenarbeit mit den Nachbarn

Die parteilose Politikerin amtiert seit 2012 als Regierungspräsidentin im Basler Hof. Die Zusammenarbeit mit den direkten Nachbarn laufe ausgezeichnet, sei es mit den Departements in Frankreich oder mit den Kantonen in der Schweiz. Was regional im direkten Austausch funktioniere, sei auf jeweils nationaler Ebene schwerfällig.

„Mit der Eindämmung hat es oft nicht funktioniert“, resümiert Bärbel Schäfer, Regierungspräsidentin für Südbaden, mit ...
„Mit der Eindämmung hat es oft nicht funktioniert“, resümiert Bärbel Schäfer, Regierungspräsidentin für Südbaden, mit Hinblick auf die Grenzsituation im Corona-Jahr 2020. | Bild: Michael Bamberger

Schäfer: Eine Grenzschließung kann richtig sein

Als Regierungspräsidentin in einer Dreiländer-Region plädierte sie in dem Gespräch für möglichst durchlässige Grenzen. „Wir sind ein Lebens- und wirtschaftlicher Raum“, sagte sie. Gleichzeitig verteidigte sie eine einseitige Schließung, wenn es die einschlägigen Corona-Zahlen nahelegen. „Mit der Eindämmung hat es oft nicht funktioniert“, sagte Schäfer kritisch und mit Blick auf die nationale eigenbrötlerische Bekämpfung der Pandemie. Also sei ein einseitiges Vorgehen vernünftig, auch wenn das als unfreundlich erscheine und vor Ort als Zumutung ankomme. In diesem Zusammenhang verwies sie auf die Sieben-Tages-Inzidenz, die in Frankreich in diesen Tagen wieder bedenklich steige und sich dem Wert von 200 nähere.

Das könnte Sie auch interessieren

Dabei verbindet sie gerade mit Frankreich ein positives Erlebnis: Als im vergangenen Frühjahr das Elsass den medizinischen Notstand meldete, konnten die Kliniken an der deutschen Seite des Rheins schnell Betten anbieten und Patienten aus dem Nachbarland aufnehmen. Bärbel Schäfer wertet das ausdrücklich als Beweis für eine gesunde Nachbarschaft. Die Aufnahme der Intensivpatienten war auf regionaler Ebene vereinbart worden.

Wenn Lehrer den digitalen Unterricht verweigern

Durchwachsen geriet 2020 die Bewältigung der Corona-Krise an den Schulen. „Wir waren alle extrem gefordert“, sagt die Regierungspräsidentin in der Bilanz fürs vergangene Jahr. Sie sprach von einer „komplexen Situation“, was so viel bedeutet wie: Es lief und es läuft nicht glatt. Erst jetzt könne man mit einem Programm beginnen, das jede Lehrkraft mit einem Dienst-PC ausrüstet.

Das könnte Sie auch interessieren

Dass sich einzelne Lehrer dem Digitalen Unterricht verweigerten und sich nicht in neue Lehrmethoden einarbeiten wollten, ließ sie nicht gelten. Das seien höchstens Einzelfälle, sagte Bärbel Schäfer auf Nachfrage. Auch der dafür zuständige Abteilungsleiter Thomas Schäfer hat davon noch nichts vernommen; bei ihm seien derlei Klagen über pädagogische Digital-Verweigerer bisher nicht angekommen, sagte er.

Der Homeschooling-Unterricht lief und läuft im Land noch immer holprig. Das wusste auch Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer zu berichten.
Der Homeschooling-Unterricht lief und läuft im Land noch immer holprig. Das wusste auch Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer zu berichten. | Bild: Marcel Jud

Bis Ende März sollen alle im Pflegeheim geimpft sein

Schäfer verteidigte auch die Standorte für die Impfzentren. Man habe Freiburg und Offenburg rein nach der Infrastruktur gewählt. In Freiburg beispielsweise sei die Kompetenz eine Uniklinik in Reichweite. Sie gab eine wichtige Prognose: „Bis Ende März haben wir alle Alters- und Pflegeheime durchgeimpft.“