Villingens Filetstück soll mit einem Super- und Drogeriemarkt, einem Hotel sowie einer Justizbehörde und Wohnungen bestückt werden. Das alte Tonhallengelände sollte vor über 25 Jahren als Frequenzbringer für die Innenstadt genutzt werden, geträumt wurde von Ikea, Migros oder einem großen Einkaufscenter. Der Gemeinderat scheint nun dennoch zufrieden, ebenso wie die Verwaltung. Woran liegt das?
Ein Shoppingcenter und eine Behörde
Die Welt des Einkaufens hat sich drastisch geändert seit in Villingen die alte Tonhalle abgerissen wurde. Vor allem Innenstädte wie Villingen spüren das. Aus Laden-Meilen werden Aufenthalts- und Erlebnisräumen. Sich mit anderen treffen, reden, einen Kaffee trinken sind die dominierenden Abläufe. Eingekauft wird auf der grünen Wiese, am besten so, dass alles erledigt werden kann mit einmal das Auto parken. One-Stop-Shopping heißt das jetzt.

Die Absichten zur Neubebauung des Tonhallengeländes scheinen die Corona-Jahre eins und zwei überstanden zu haben. Das Konzept wird gelobt, Stadtrat Dirk Gläschig (Freie Wähler) forderte am Dienstagabend demonstrativ dazu auf, die Entwicklung positiv zu sehen, nachdem dreißig Jahre verschiedene Vorhaben für den Abschnitt hin- und her debattiert worden seien.
Investor lockt mit breiten Parkbuchten
Das 8500 Quadratmeter große Gelände zwischen Brigach und Kaiserring grenzt an die viel befahrene Bertholdstraße. Aktuell debattieren die Räte mit Experten und Investor über die Fein-Justierung. Zum Beispiel so: Das Gelände soll komplett mit einer eingeschossigen Tiefgarage aufgebaut werden. 143 Stellplätze ergebe das, der Bauherr winkt mit großzügigen, 2,70 Meter breiten Parkbuchten.
Stadtrat Andreas Flöß hinterfragte die Ein- und Ausfahrt zur Tiefgarage. Diese liegt nach dem Beginn des Kaiserrings so nahe an der Bertholdstraße, dass der bestehende Fahrbahnteiler gekürzt werden muss, um geradeaus aus dem Parkbereich nach links über den Kaiserring in die Bertoldstraße ausfahren zu können. Offenbar gibt es eine Einfahrts- und eine Ausfahrtsspur. Verkehrssimulationen sollen ergeben haben, dass dies weitgehend Rückstau-frei bei der Ausfahrt ablaufen kann.
Gutachter spricht von Verkehrsqualität
Das Vorhaben wirkt sich auch auf die Gestaltung der Bertholdstraße aus. Diese soll noch breiter werden als ohnehin schon. Für die Bushaltestelle an der Gebäudeseite zur neuen Tonhalle hin werde eine zusätzliche Spur benötigt. Ein Spezialbüro, das ein Gutachten zu en Auswirkungen des Projekts vorgelegt hat, spricht von „Verkehrsqualität“.
Technisch setze beispielsweise die Ampelsteuerung an der Kreuzung vor der Tonhalle voraus, dass sich Busse im Ampelsystem anmelden können. Verlässt ein Bus die zusätzliche Stoppspur am Einkaufscenter, springen die Ampeln auf rot. Zahlreiche Detailfragen müssen nun noch nachgearbeitet werden.
Gibt es genug Verkehrssicherheit?
Zum Beispiel bei der Verkehrssicherheit. Aktuell berühren sich ein Radweg und die Bushaltestelle. Unter anderem dies soll genau überprüft werden. Zur nächsten Sitzung erwartet der Gemeinderat auch dazu fachliche Beurteilungen und Ergebnisse vom Münchner Büro Obermeyer.
Die Messlatte hat CDU-Stadtrat Dietmar Wildi gelegt. Er warte einen freien Verkehrsfluss. Cornelia Kunkis war da in der Bewertung einen Schritt weiter. Die Rätin der Grünen: „Der Verkehr wird doch hier zu einem Problem.“
Der Gutachter betonte mehrfach, es seien vor allem die Abendstunden an der Kreuzung bewertet worden. Unter anderem offen ist, was dies für die Einmündung der Schwedendammstraße bedeutet. Hier ist vor allem morgens die Auto-Frequenz hoch.