Die Zeitschrift Forbes ist eines der erfolgreichsten Wirtschaftsmagazine weltweit. Inhaltlich geht es häufig um erfolgreiche Menschen und um das große Geld. Weithin bekannt sind auch die Forbes-Ranglisten, zum Beispiel zu den Milliardären der Welt, oder zu den reichsten und mächtigsten Menschen. In einer Kategorie geht es um erfolgreiche Gründer unter 30 Jahren. Dort taucht aktuell der Name Marius Simon in gleich zwei Kategorien auf: „Technologie“ und „Großes Geld“. Die Jury begründet die Aufnahme mit seiner Leistung auf dem Gebiet der digitalen Revolution.

  • Werdegang: Den Namen Marius Simon kennen hier vermutlich nur wenige Menschen. Geläufiger könnte der Name Marius Blaesing sein. Seinen heutigen Nachnamen hat der 30-Jährige von seiner Ehefrau angenommen. Simon ist in Obereschach aufgewachsen und besuchte das Hoptbühl-Gymnasium in Villingen. Sportlich war er beim TV Villingen als Hürdensprinter aktiv, ehe es ihn nach dem Abitur nach Heidelberg zog, wo er Physik studierte und Praktika im Bereich Unternehmensberatung absolvierte. Noch während dem Studium gründete er 2015 sein Unternehmen Getsafe mit Sitz in Heidelberg, zusammen mit Maschinenbauer Christian Wiens. Dieses noch junge Startup hat jetzt, nur sechs Jahre später, die Aufmerksamkeit des großen Wirtschaftsmagazins auf sich gezogen.
  • Getsafe: Aber was ist Getsafe eigentlich und warum treibt die Firma die digitale Revolution voran? „Wir sind ein Versicherungsanbieter. Unsere Produkte verkaufen wir allerdings zu 100 Prozent über unsere Smartphone-App“, erklärt Simon den Unterschied zu herkömmlichen Versicherungen. Mit Erfolg, die Zahlen sprechen für sich. Über 100.000 Kunden zählt das Unternehmen in Deutschland bereits. Knapp 100 Mitarbeiter, vor allem junge Menschen, beschäftigt Getsafe aktuell, Tendenz steigend. Die sind vor allem in den Bereich Marketing, Design und Entwicklung tätig. Aber auch Physiker sind mit an Bord. Das Produktportfolio umfasst über zehn Produkte, von der klassischen Haftpflicht- bis hin zur modernen Drohnenversicherung.
  • Idee: „Mir war früh klar, dass ich kein Forscher oder Physik-Professor werden möchte“, so Simon. Vielmehr wollte ich an Lösungen für bestehende Probleme arbeiten und mit diesen bestimmte Bereiche fürm Menschen einfacher machen. Bei Versicherungen machte er ein passendes Gebiet für sich aus. Anders als in den Branchen Transport und Online-Handel, sei im Versicherungsbereich noch einiges im Argen gelegen, wie er es beschreibt. „Wir versuchen, das Thema nun vom Smartphone aus zu denken“, so der junge Geschäftsführer. Ein großes Vertreternetzwerk, wie die großen Versicherer es pflegen, benötigt Getsafe nicht.
  • App: Zentrales Instrument der Firma ist die Smartphone-App. Über diese Anwendung können Kunden bequem und schnell Versicherungen abschließen, ändern und ihr Portfolio verwalten. „Und man kann fast alle Versicherungen täglich wieder kündigen“, nennt Simon einen Vorteil. So lässt sich der Versicherungsschutz flexibel an sich verändernde Lebenssituationen anpassen. Das Programm kann aber noch mehr. Schadensmeldungen und Serviceangebote funktionieren über eine intelligente Software, die die Kommunikation mit den Kunden übernimmt. Dadurch könne im Bereich Service viel Personal eingespart werden. Die App soll sogar auffällige Verhaltensmuster bei Betrugsversuchen erkennen, verrät Simon, wovon letztlich auch Kunden über günstigere Tarife profitieren würden. Wert legt Simon auf Information. So wurde die App mit vielen spezifischen Inhalten gefüttert, die den Kunden einzelne Themen näher bringen. Nicht zuletzt reagiert die Software automatisch auf veränderte Lebenssituationen und unterbreitet Nutzern individuelle Vorschläge. Dieses Angebot kommt gut an. Viele Tausend positive Bewertungen hat die App bereits gesammelt. „Das ist der Vertrauensbeweis unserer Zeit“, ist sich Simon sicher. „Wir setzen Technik ein, analysieren Daten und entwickeln unsere intelligenten Systeme immer weiter, um Versicherungen noch besser zu machen“, so der Geschäftsführer.
  • Kunden: Getsafe richtet sich mit der seinem Smartphone-Konzept vor allem an junge Menschen. Der Median der Kunden beträgt 26 Jahre. Im Bereich der Neukunden zwischen 20 und 35 Jahren, die erstmals selbst eine Versicherung abschließen, ist Getsafe sogar Marktführer.
  • Corona: In den ersten vier Wochen der Krise hat Simon zwar einen Einbruch beim Kundeninteresse festgestellt, dennoch setzte sich das Wachstum fort. „Die Verschiebung hin zu Onlineangeboten hat uns geholfen und wir sind durch die Krise sogar gewachsen“, blickt er zurück. März und April waren zwei sehr gute Monate für das Unternehmen. Kurzarbeit gab und gibt bei Getsafe daher nicht. Vielmehr wurden seither 15 neue Mitarbeiter eingestellt. Wie Simon selbst, arbeiten jedoch viele seiner Kollegen derzeit von zuhause aus.
  • So geht es weiter: Anfang des Jahres wagte die Firma den Sprung über den Ärmelkanal nach England, wo das Geschäft momentan anläuft. Der Markteintritt in weiteren EU-Ländern ist ebenfalls geplant, langfristig auch darüber hinaus. „Wir wollen das riesig machen“, verrät Simon die ambitionierten Pläne. Ein Antrag für eine eigene Versicherungslizenz sei ebenfalls in Arbeit. Dafür sei eine achtstellige Summe nötig. Mit finanziellen Mitteln ist Getsafe gut versorgt. Mehrere Investoren stehen dem noch jungen Unternehmen zur Seite. Noch in diesem Jahr ist Erweiterung der Produktpalette um eine Lebensversicherung vorgesehen.