Mund-Nasen-Masken ziehen vermutlich nur die wenigsten Bürger gerne an. Doch viele nehmen die Maskenpflicht wegen Corona zum Selbstschutz und zum Schutz ihrer Mitmenschen in Kauf, arrangieren sich mit der Situation.
Mangel- und Massenware
Zu Beginn der Pandemie waren Masken plötzlich kaum zu bekommen. Glück hatten die, die selbst einen Schutz nähen konnten oder jemanden kannten, der das für sie tat. Wie die Gesichtsbedeckungen aussahen, war damals zweitrangig, Hauptsache man hatte eine.
Das ist heute nicht mehr so. Die Lager sind gefüllt, Nachschubprobleme und mangelnde Auswahl sind Schnee von gestern. Fast könnte man von einem Überangebot sprechen.
Bei Dingen, die Menschen über längere Zeit täglich begleiten und überall präsent sind, entwickeln sich gewöhnlich und schnell individuelle Vorlieben und Trends, aus Einheitsbrei wird Vielfalt. Der SÜDKURIER hat sich daher die Masken-Modelle der Passanten in der Villinger Innenstadt genauer angesehen.
Beobachtungs-Ergebnis
Von insgesamt 148 beobachteten Maskenträgern nutzten 81 die einfachen Industrieprodukte, meist Einwegmasken in Weiß oder in blassem Grün.
34 Striche sammelten sich in unserer Liste bei der Kategorie der einfachen Stoffmasken an, meist in schlichten Tönen gehalten und einfarbig. Viele davon waren sicher auch selbst genäht. Ganze 30 Maskenträger bewegten sich mit individuellen Stoff-Modellen durch die Stadt, bunt, gemustert, speziell geschnitten und designt. Auch einige Individual-Modelle aus dem Handel waren darunter. Nur drei Passanten nutzten die Schal- oder Halstuch-Option.
Facebook-Umfrage
Bei einer Umfrage nach den Lieblingsmasken unserer Leser im sozialen Netzwerk Facebook kamen vor allem Individual-Modelle zutage, mit Firmenlogo, mit Umwelt-Motto, mit Interessen-Bezug oder selbst genähte und bemalte Masken (siehe Bilderserie unten im Artikel). Facebook-Nutzerin Christine Kessler bevorzugt jedoch einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz, allein aus praktischer Sicht, weil luftdurchlässiger: „Den muss ich acht Stunden auf der Arbeit tragen.“

Maskenpflicht
Bereits vor einigen Wochen gingen bei einer SÜDKURIER-Umfrage die Meinungen zur Maskenpflicht weit auseinander.
Daran hat sich nicht viel verändert. Während viele die Masken als notwendiges Übel akzeptieren und nun offenbar auch als Ausdruck ihrer Persönlichkeit nutzen, meldeten sich bei unserer Facebook-Umfrage auch wieder Gegner zu Wort. „Unfassbar, es ist der Regierung gelungen, dem ganzen Volk einen Maulkorb zu verpassen“, schreibt einer. „Das ist absolut nicht gesund. Macht bitte keine Selbstverständlichkeit und schon gar nicht irgendwelche Mode daraus“, ergänzt ein anderer. Die Mehrzahl sieht es aber so wie eine Nutzerin, die schreibt: „Wenn Maske, dann bitte mit Stil.“
Geänderte Nachfrage
Dieser Stil-Aspekt ist mittlerweile auch bei Elke Schucker von der Villinger Stoffgalerie deutlich spürbar. Über 2000 Masken hat sie seit Beginn der Pandemie bereits genäht. „Manchmal 60 Stück pro Tag. Das waren so viele, dass ich manchmal keine Lust mehr hatte“, berichtet sie.
Von diesen Stückzahlen ist sie heute weit entfernt. Vielmehr produziert sie nun fast ausschließlich individuelle Modelle ganz nach Kundenwunsch. Im Sommer habe sie diesen Trend erstmals gespürt. „Die Kunden wollten nicht mehr einfach eine Maske, sondern Modelle mit ausgesuchten, leichten Stoffen in hellen Sommerfarben.“ Aktuell seien warme Herbstfarben gefragt. „Masken sind jetzt ein Modeaccessoire, das zu bestimmten Kleidungsstücken passen muss“, so Schucker. Ihre Kunden würden vor allem den Sitz und die Einstellmöglichkeit ihrer Produkte schätzen.
Eine ähnliche Beobachtung hat Hobbynäherin Doris Hauger aus Villingen gemacht, die bereits 600 Masken für Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen hergestellt hat. Anfangs sei es den Menschen egal gewesen, wie die Masken aussahen.

Heute würden Frauen gerne blumige oder bunte Muster tragen, Männer eher die dezenteren, einfarbigen Modelle. Beim Schnitt hat sich bei ihr ein Modell bewährt: „Baumwoll-Masken mit Drahtbügel zum Binden oder zum Umhängen, falls sie geraden nicht gebraucht werden.“ So vergesse man sie nicht. „Und sie sind an jedes Gesicht anpassbar und kochfest.“
Situation in Apotheke
„Zu Beginn gab es keine Masken auf dem Markt und wir haben Selbstgenähte verkauft“, erinnert sich Thomas Karcher, Inhaber der Paradies Apotheke. Mittlerweile sei das Angebot wieder da und der Handel biete zunehmend auch modische Masken an in speziellen Designs und mit Logo-Aufdrucken. Der Apotheker beschränkt sich in seinem Angebot allerdings auf einfache OP-Masken sowie Modelle nach FFP2 und N95-Standard, die einen höheren Schutz bieten. Am häufigsten würden jedoch die einfachen, leichten Modelle verkauft.
Bilder von den Masken der SÜDKURIER-Leser



