Die Corona-Epidemie hat auch die Doppelstadt fest im Griff. Das öffentliche Leben ist nahezu zum Stillstand gekommen. Die Menschen bleiben zuhause. Diese Zeit scheinen jedoch viele Menschen sinnvoll nutzen zu wollen. Überall keimen Nachbarschaftshilfe-Projekte und Aktionen, um die Wirtschaft, den Einzelhandel und natürlich auch Ärzte und Krankenhäuser in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.
Auch Leonie Isinov (15) und ihre Mutter Jenny Glinker (43) aus VS-Schwenningen wollen etwas bewegen und nicht untätig bleiben. „Ich habe von einem befreundeten Arzt gehört, dass in der Praxis Atemschutzmasken fehlen“, erzählt Glinker gegenüber dem SÜDKURIER. Da sei ihr die Idee gekommen, zusammen mit ihrer Tochter, selbst solche Masken herzustellen. Gesagt, getan. Sie schlossen sich der Facebookgruppe „Handmade Behelfs Mundschutz (BMNS)“ an, wie bereits über 7000 Nutzer andere Nutzer. Dort hat sich Glinker die Schnittmuster besorgt. Über einen weiteren Facebook-Eintrag in einer VS-Diskussionsgruppe bat sie um Sachspenden.
Mit Erfolg: Es kamen viele Stoffspenden zusammen. Ein Nähwarengeschäft aus Schwenningen sowie eine Wäscherei haben Stoffe und Bettlaken aus Baumwolle zur Verfügung gestellt. Auch Privatleute beteiligten sich. „Wichtig ist, dass es ein dicht und fest gewebter Baumwollstoff ist, der für Kochwäsche geeignet ist“, so Glinker. Sie selbst hat sogenannte Pfeiffenputzer gekauft und vom Tierschutzverein bekam sie noch Clipse für Frischhaltebeutel. Beide Produkte aus Draht könne man als Nasenbügel in die Masken einnähen, so Glinker.
Am Donnerstag konnte die Produktion starten. In zweieinhalb Stunden nähte Leonie, die eine begeisterte Hobby-Näherin ist, insgesamt zehn Atemschutzmasken. „Die werden wir jetzt erst einmal der Arztpraxis kostenlos zur Verfügung stellen“, so Glinker.
Material für viele weitere Exemplare ist vorhanden. Die Produktion soll vorangehen. Wer die Masken jeweils bekommt, will die Familie immer nach der Dringlichkeit entscheiden.
Wie viele Masken es am Ende werden, kann Glinker noch nicht sagen. Etwas knapp seien momentan Gummiband und Schrägband, weil einen Suchanzeige diesbezüglich von einem Kleinanzeigen-Portal gelöscht wurde. Und auch ihre Zeit sei etwas knapp. Die berufstätige, alleinerziehende Mutter von drei Kindern arbeitet an drei Tagen die Woche. Da bleibt nicht immer allzu viel Zeit übrig für die Organisation dieser Aktion und die Suche nach Sachspenden.
Weitere Masken sind jedoch in Arbeit und werden schon bald Menschen einen gewissen Schutz bieten, dort wo dieser auch benötigt wird. Auf Kritik, dass selbst genähte Masken keine Sicherheit vor einer Ansteckung bieten würden, reagiert Glinker gelassen. In der aktuellen Zeit sei jeglicher Schutz sinnvoll, für sich selbst, aber auch für andere Menschen. Und diesen Schutz würden die Masken leisten. Darüber sind sich auch viele Experten einig. Wer die Familie unterstützen möchte, kann sich über Facebook an sie wenden.