Es gibt wohl kaum Arbeitnehmer, Schüler, oder Großeltern, die in den vergangenen Tagen nicht selbst an einer Videokonferenz teilgenommen haben. Für viele Menschen war das Neuland. Dabei gibt es diese Technologie schon eine Weile. Viele Menschen backen ihr Brot wieder selbst. Diese Kunst ist gar mehrere 1000 Jahre alt und doch auf einmal wieder gefragt. Die Corona-Krise hat vieles verändert. Doch Not macht erfinderisch. Durch Einschränkungen und Verbote entstehen offenbar auch ganz neue Dinge und Ideen, die Hoffnung machen. Viele Menschen nähen derzeit Mund-Nasen-Masken selbst, Besitzer von 3D-Druckern helfen mit Gesichtsschilden, Kommunen initiieren Projekte für den Einzelhandel und die Nachbarschaftshilfe.

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Aber auch im Handel bahnen sich neue Verbindungen und Veränderungen an. So verkauft zum Beispiel Apotheker Thomas Karcher, Inhaber der Paradies-Apotheke in Villingen, jetzt selbst genähte Mund-Nasen-Masken in seinem Geschäft. Die stammen unter anderem aus der Stoffgalerie in der Färberstraße. Genäht hat sie Inhaberin Elke Schucker. Karcher bietet diese ohne Aufschlag seinen Kunden an. Und die Nachfrage ist riesig. Am Dienstag habe ein Drittel seiner Kunden nach einem Mund-Nasen-Schutz gefragt. Und das war noch vor der Einführung der Maskenpflicht im Land.

Elke Schucker und Josef Emmrich von der Villinger Stoffgalerie erwarten, dass durch die Maskenpflicht in Baden-Württemberg die Nachfrage ...
Elke Schucker und Josef Emmrich von der Villinger Stoffgalerie erwarten, dass durch die Maskenpflicht in Baden-Württemberg die Nachfrage nach ihren selbst genähten Masken noch weiter ansteigt. | Bild: Fröhlich, Jens

Neu ist auch, dass bei Schucker derzeit viele Bestellungen für Stoff-Masken eingehen, eine Einnahmequelle, die es vor der Krise noch nicht gab. Rund 400 Stück hat sie seit Beginn bereits genäht. „Und wir rechnen nun mit einem erneuten Anstieg“, so Josef Emmrich, der sich in der Stoffgalerie um Nähmaschinen-Reparaturen kümmert. Um der steigenden Nachfrage parallel zur Wiedereröffnung des Geschäftes nachzukommen, haben sich Schucker und Emmrich sogar Verstärkung an der Nähmaschine geholt. Einziges Problem sei derzeit die Beschaffung von Material-Nachschub, vor allem Gummibänder.

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Das Angebot, Maschinen zu warten und zu reparieren, bietet die Stoffgalerie jetzt durchgängig an, normalerweise nur im Herbst und Winter. „De Menschen benötigen ihre Maschinen jetzt“, so Emmrich. Diese Veränderung wolle man auch in Zukunft so beibehalten. Lobende Worte hat Emmrich für den Zusammenhalt der Einzelhändler in der Rietstraße. Durch die Sanierung im vergangenen Jahr sei man näher zusammengerückt, ein enger Kontakt entstanden. Das helfe vor allem jetzt in der Krise. Man helfe sich gegenseitig und arbeite zusammen.

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Apotheker Karcher hat unterdessen weitere 50 Masken bei einer Segelmacherei in Meersburg geordert, die ihre Produktion und ihr Portfolio wegen Corona ebenfalls angepasst hat. Ganz frisch ist eine Kooperation mit einer Nähstube in Freiburg hinzugekommen. Selbst hergestelltes Desinfektionsmittel ist ein weiteres Novum in der Paradies-Apotheke. 20 Liter davon hatte Karcher während einem Lieferengpass vor einigen Wochen im hauseigenen Labor einfach selbst hergestellt und an Arztpraxen verkauft. Den dafür benötigten Alkohol bezog er von einer Brennerei aus dem Kinzigtal. Mittlerweile stünden aber wieder ausreichend industriell gefertigte Produkte zur Verfügung. Die Eigenproduktion sei dagegen nicht rentabel.

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Wie viele andere Menschen musste sich Apotheker Karcher in den vergangenen Tagen ebenfalls mit modernen Kommunikationsmöglichkeiten auseinandersetzen: „Ich habe an einer Videokonferenz teilgenommen.“ Das war neu für ihn, doch er sieht durchaus Vorteile dieser Möglichkeit für die Zukunft. Stolz ist er auch auf einen QR-Code, den er selbst erstellt hat. Das sind kleine Bildchen, die mit Strichcodes auf Produktverpackungen verwandt sind. Diesen Code druckt Karcher auf die Anleitungen, die er allen genähten Masken beilegt. Seine Kunden können sich so ganz einfach ein Erklärvideo im Internet anschauen.