Miriam Uhrig

Nachbarschaftshilfe mal anders – das dachte sich auch Gisela Engelke aus dem Wohngebiet Ifängle in Villingen. Seit gut drei Wochen näht die Rentnerin mit viel Fleiß etliche „Mauldäschle“. So nennt sie die einfachen OP-Masken liebevoll.

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Erst arbeitete sie nur für den Eigenbedarf, also für sich, ihren Ehemann und die eigene Verwandtschaft. Doch dann kam ihr die zündende Idee, diese Masken auch für andere, nämlich ihre Bekannten, Freunde, aber auch ihre Nachbarschaft zu nähen. Kurzerhand hat sie seither über 90 Masken in zweierlei Ausführungen und sogar einer Version für Kinder genäht.

Die Enkel fehlen ihr

„Ich vertreibe mir damit die viele Zeit, in der ich normalerweise meine Enkel um mich hätte“, erzählt die gelernte Einzelhandelskauffrau, die sich das Nähen selbst beigebracht hat. Gegen eine kleine Spende von zwei Euro können die Gesichtsbedeckungen von einer Wäscheleine vor ihrem Haus im Fohlenweg genommen werden. „Ich kann mich vor Aufträgen kaum retten“, berichtet Gisela Engelke. Und so hing diese Wäscheleine nur ein Tag lang vor ihrem Haus. Denn es kamen so viele Bestellungen, dass sie mit Nähen kaum hinterherkam. „Langweilig wird mir bei den vielen Bestellungen und der großen Abnahme vor dem Haus in nächster Zeit sicher nicht“, ist sich die Hobby-Schneiderin sicher.

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Gleich nach Ostern konnte die Leine erneut mit zwölf Masken bestückt und aufgehängt werden, doch keine acht Stunden dauerte es, als die Wäscheleine wieder leer war. Sobald die 68-Jährige weitere Stoffmasken fertig hat, wird die Leine wieder im Fohlenweg zu finden sein, um auch Nachbarn und Spaziergängern die Möglichkeit zu bieten, ein „Mauldäschle“ zu bekommen.

Spenden gehen an Hilfsaktion

Das Geld, das mit dieser Aktion zusammen kommt, steckt die fleißige Schneiderin aber nicht etwa in die eigene Tasche oder verrechnet sie mit den Materialkosten. Nein, Gisela Engelke weiß, dass ihre Nachbarin Amanda Kampeis seit einigen Jahren die Wohltätigkeitsorganisation „Weihnachten im Schuhkarton“ ehrenamtlich unterstützt. Dort wird Jahr für Jahr auch finanzielle Hilfe benötigt und so wird jeder gespendete Euro der 17-Jährigen zur Finanzierung der Initiative zu Gute kommen. Amanda Kampeis und ihre Mutter helfen im Ggenzug beim Zuschneiden des Maskenstoffs. So vorbereitet dauert die Produktion von vier bis fünf Masken ungefähr eine Stunde. Das Ganze ähnlet einer Fließbandarbeit in einer Masken-Fabrik.

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Doch langsam gehen Hutgummis und Nähseide zur Neige, denn die Fachgeschäfte für Nähzubehör haben alle geschlossen und Material, dass die Schneiderin in Einkaufscentern bekommen konnte, ist mittlerweile vergriffen. Wer also noch Nähmaschinengarn oder Hutgummi spenden kann, ist im Ifängle willkommen. Wenn es nach der fleißigen Rentnerin geht, sollten alle wenigstens beim Einkaufen einen Schutz tragen. Nicht nur um sich selbst und andere zu schützen, „dann kommt man sich auch nicht mehr so blöd vor, wenn alle eine Maske tragen“, findet sie.

Sinnvolle Unterstützung

Dass diese ungewohnte Situation für niemanden einfach ist, stellt die Rentnerin auch in den vielen Gesprächen mit ihren Bekannten und Freunden fest, die sich bei ihr mit den Stoffmasken eindecken. Selbstverständlich mit dem gebotenen Mindestabstand von zwei Metern. „Es ist schön zu sehen, dass man anderen auch in dieser schwierigen Zeit mit etwas Sinnvollem eine Freude machen und gleichzeitig auch noch eine gute Sache unterstützen kann“, freut sich Gisela Engelke.